2014
Bilder © Splendid/ Fox
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** The Expendables 3
patrick hughes
Bei einem Auftrag entpuppt sich das Ziel von Söldner Barney Ross (Sylvester Stallone) als ein alter Bekannter, den er längst für tot hielt. Mit einer neuen, jüngeren Crew will er den Dämon aus der Vergangenheit endlich vernichten.
Vier Jahre später. Sylvester Stallones Experiment alte Actionhaudegen aus den 1980/1990ern und derzeit angesagte Film- und Kraftsporthelden im explosiven Kampfgetümmel zu vereinen geht in die dritte Runde. In Presseinterviews im Vorfeld bemüht sich der Mann, der 1976 als Boxer „Rocky“ zum Star wurde, immer wieder zu betonen, dass dieser dritte Expendables-Film nun der sei, den er eigentlich von Anfang an machen wollte. Einen blutleeren Familienfilm ? Echt, jetzt ? Das klang vor ein paar Jahren noch anders und man erinnere sich an den Shitstorm im Vorfeld zum zweiten Teil als Chuck Norris auf einer niedrigeren Altersfreigabe bestand (PG-13), damit auch seine jüngeren Fans den Film sehen könnten. Letztlich blieb es bei harten Actionszenen, abgefedert durch mehr Selbstironie und dem R-Rating (nicht unter 17 Jahren). Auf derbe Machosprüche verzichtete man dann wohl Norris zuliebe. Das R-Rating blieb und auch in Deutschland kam Teil zwei mit einer Altersfreigabe nicht unter 18 Jahren in die Kinos. 578 Mio. US-Dollar Einspiel haben die beiden ersten Teile 2010 und 2012 weltweit eingespielt und ihre Attraktion unter Genrefans durch die illustre Menge an altgedienten Stars hervorgerufen. Nach Stallone selbst und Simon West vor zwei Jahren übernimmt nun ein anderer Regisseur das Zepter, Patrick Hughes, der bisher nur den Kinofilm „Red Hill“ gedreht hat und vor kurzem als Regisseur für das anstehende „The Raid“-Remake vorgestellt wurde. Der Macher der Reihe ist und bleibt aber Stallone, der wie immer am Drehbuch mitwirkt und bestimmt welcher Star aus der Versenkung geholt werden muss.
Für die neue Mission engagierte man u.a. Wesley Snipes, Harrison Ford, Kelsey Grammer, Antonio Banderas und Mel Gibson. Snipes, einst Actionheld der 1990er (Demolition Man, Blade) bevor seine Relevanz in Hollywood durch irrationale Karriereentscheidungen und Probleme mit der Steuerbehörde verloren ging, bekommt dabei ein extra großes Willkommensgeschenk von Stallone. Ihm wird die Eingangssequenz gewidmet in der Stallones Söldnertruppe Snipes nach acht Jahren aus dem Knast befreit. Ein hoffnungsvoller Einstieg in den Film, denn Snipes sprüht nur so vor Ironie und knackigen Sprüchen. Auf die Frage warum er denn eingesperrt war antwortet er trocken: Steuerhinterziehung. Leider gibt es für Snipes in der Rolle des Doc, ein Mitglied aus den Anfängen von Barneys Expendables-Crew, in den folgenden zwei Stunden kaum noch etwas zu tun. Das ist auch eines der Hauptprobleme dieser Fortsetzung. Stallone pumpt wieder neue Charaktere in seine dünne Geschichte ohne sich von einer größeren Anzahl altgedienter Figuren zu trennen, d.h. viel zu viele Sprechrollen für viel zu wenig Dialog bzw. Actionszenen wo sie sich auszeichnen können. Harrison Ford (Star-Wars und Indiana-Jones-Held), mit 71 Jahren noch vier Jahre älter als Stallone und als Ersatzmann für den angeblich zu geldgierigen Bruce Willis verpflichtet, hat immerhin ein paar Sätze mehr und darf sogar einen Helikopter „fliegen“.
Grammer (Transformers 4) hilft bei der Rekrutierung von Stallones neuem Team und liefert einen amüsanten Kurzauftritt. Banderas hingegen (einst Gegner von Stallone in „Assassins – Die Killer“) agiert als elende Quasselstrippe, eine furchtbare Nervensäge, die Barney vergöttert und unbedingt ins Team will. Was wäre das für ein Gag geworden hätte man ihm einen Klebestreifen auf den Mund geklebt und … Stille. Kommen wir zu Mel Gibson, dem in Hollywood wegen öffentlich gewordener privater Eskapaden in Ungnade gefallene Star der „Lethal-Weapon“-Reihe. Als Schurke in „Machete Kills“ hat er schon letztes Jahr seine Niche gefunden und bei „The Expendables 3“ gehört er ohne Zweifel zu den wenigen Gewinnern. Als Waffenhändler, der auch mit schmutzigen Bomben dealt, teilt er eine Vergangenheit mit Stallone und den Expendables. Doch die Rücksichtslosigkeit von Gibsons Stonebanks veranlasste Stallones Ross damals zum finalen Schuss, der aber nicht so final war, denn Stonebanks is alive and kicking. Und er hat eine Armee mit ordentlich Feuerpower. Stallone, der Übervater seiner Expendables-Jungs, will also den Kumpel von einst zur Strecke bringen (Harrison Fords CIA-Mann will ihn lebend fürs UN-Kriegsverbrechertribunal Den Haag), ist sich aber bewusst, dass dies eine Selbstmordmission ist. Damit seine aktuelles Team nicht draufgeht schickt er sie in Rente.
Wir erinnern uns, dass darunter auch ein Jason Statham (Transporter-Reihe), ein Dolph Lundgren (zuletzt mehrmals in Low-Budget-Direct-to-DVD-Actionern mit Vinnie Jones zu sehen), ein Randy Couture, ein Terry Crews und frisch dabei und schon wieder raus: Wesley Snipes ist. Die schmollen jeder für sich und wissen nichts mit sich anzufangen (eine reale Szene auch nach Drehschluß ?). So geknickt sind diese harten Männer, nicht mal Wesley Snipes, der Ex-Knackie geht in den Puff oder sonst wohin um sich abzulenken sondern legt sich brav in seinem Hotelzimmer schlafen - auf dem Fußboden. Es ist ja schon schade, dass die genannten Herren bei dieser Mission weitaus weniger zu tun haben als in den beiden vorherigen Abenteuern. Eine größere Beleidigung für den Actionfan ist aber nicht, dass selbst ein zerknitterter Arnold Schwarzenegger in seinen wenigen Momenten kaum Old-School-Flair verbreiten kann, sondern, dass Jet Li mit einem derartig überflüssigem Gastauftritt beim finalen Explosionsgewitter abgespeist wird. Schon in Teil 2 wurde seine Präsenz arg knapp gehalten, doch hier wirkt das nur wie ein blöder Werbegag fürs Filmposter. Statt also den Darstellern, die am Erfolg der Serie keinen unwesentlichen Anteil haben mehr Spielraum zu geben holt sich Stallone neue, unbekannte Gesichter an Bord, denn Barneys Philosophie lautet platt übersetzt, lieber die neuen sterben mit mir als meine alten geschätzten Kumpels. So müssen also Hightechkids mit mehr Computercharme und Digitalfinesse die Kawumm-Methode ersetzen, was natürlich schiefgeht, denn ganz ohne Erfahrung, Muskeln und vor allem Ballerfreude geht es doch nicht.
Womit Regisseur Hughes leider ziemlich überfordert ist, ist es das Kampfgeschehen vernünftig zu vermitteln. Der Schnitt wirkt zu chaotisch insbesondere beim Finale, wenn alte osteuropäische Industriegelände verwüstet werden. Und in Bulgarien scheint es viele verlassene Bauwerke zu geben, die kostengünstig in die Luft zu jagen sind, wie man schon beim Teil 2 gemerkt hat. Außerdem kennen sich Snipes, Lundgren und diverse andere B-Movie-Schergen in diesem Land bestens aus. Viele, viele namenlose Menschen sterben also auch in diesem Film aber die Kamera zeigt das nicht in dem expliziten Maße wie bei den vorherigen Einsätzen der Söldner. Stallone wollte diesmal unbedingt ein PG-13-Rating und hat es bekommen. Daher wurden auch nachträglich noch Szenen zurechtgeschnitten. Packende Kampfszenen mit Jason Statham, wenn es sie je gegeben hat, kommen nicht mehr vor. Auch Neuzugang Ronda Rousey, nur den Mixed Martial Arts Fans bekannt, kann nur ansatzweise zeigen zu was sie fähig ist. Schauspielerisch eine Null nimmt man ihr durch einen zerschnittenen Kampf auch noch die Möglichkeit zu demonstrieren warum sie überhaupt engagiert wurde - außer dass sie eine Frau ist (aber kämpfende Frauen bekommen demnächst ja auch ihren Expendables-Showroom). Ihre Kollegin Gina Caron durfte in „Haywire“ und „Fast & Furious 6“ ja ausführlich zeigen, warum man sie bei einer handgreiflichen Konfrontation fürchten muss. Kein guter Besetzungsgriff gelang zudem mit dem blassen Kellan Lutz, der hier hoffentlich nicht wirklich als Nachfolger eines alternden Expendables-Leader aufgebaut wird. Sein Bekanntheitsgrad bei den Fans der Twighlight-Saga soll wohl helfen die Kids auch in diesen weichgespülten Film zu bringen.
Stallone wird soft (oder zu gierig ?) und überfrachtet den viel zu langen Film mit zu viel neuem Personal ohne sich endgültig von altem zu trennen. Dieser Weichspülübergang von der harten Old-School-Action-Hommage zum familienfreundlichen Shoot-em-Up verliert schnell seinen Unterhaltungswert. Auch ein wiedererstarker Bad Boy Mel Gibson kann das nicht verhindern. Z.T. wirkliche billige Computereffekte tun ihr übriges um den Spaß zu mindern.
Text © Markus Klingbeil
17.08.2014
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The Expendables 3
USA 2014. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 126 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 15.08.2014 (USA) 21.08.2014 (D). Budget: n/a Regie: Patrick Hughes. Drehbuch: Sylvester Stallone, Creighton Rothenberger, Katrin Benedikt. Story: Sylvester Stallone Kamera: Peter Menzies Jr.. Schnitt: Sean Albertson, Paul Harb. Musik: Brian Tyler. Darsteller: Sylvester Stallone, Jason Statham, Harrison Ford, Arnold Schwarzenegger, Mel Gibson, Kelsey Grammer, Wesley Snipes, Dolph Lundgren, Antonio Banderas, Kellan Lutz, Jet Li, Victor Ortiz, Glen Powell, Ronda Rousey, Randy Couture, Terry Crews, Robert Davi. |
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