Home || Suchen || Aktuell || Kritiken || Festival & Co. || Coole Köpfe || Medien || Downloads || Links || Sitemap
Filmwahl > 0-9 | A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z

 
2014

Bilder © Majestic
**** Hin und Weg
christian zübert


Die jährliche gemeinsame Radtour soll die letzte von Hannes sein. Er ist unheilbar krank und will selbstbestimmt sterben – in Belgien. Doch von seinem Entschluss ahnen die Freunde nichts.

Anfang 2014 lief in ausgewählten Kinos der sehenswerte Film „Und morgen Mittag bin ich tot“ der das Thema Sterbehilfe behandelt. Eine junge Frau mit einer seltenen unheilbaren Erkrankung (Mukoviszidose) fährt nach Zürich um ihrem Leben nach ärztlicher Zustimmung ein Ende zu bereiten. Die Familie wird erst kurzfristig informiert als sie alles schon entschieden und organisiert hat. In Christian Züberts Film, der mit einer Besetzung an bekannten und populären Schauspielern aufwartet, leidet der Protagonist an Amyotropher Lateralsklerose (ALS), einer seltenen degenerativen Erkrankung des motorischen Nervensystems. Im Sommer erst machte ALS weltweite Schlagzeilen, weil sich Prominente wie George Bush, Bill Gates oder Tom Cruise der „Ice Bucket Challenge“ stellten und für Spenden warben. Auch deutsche Künstler beteiligten sich an dieser sich via Internet verbreitenden Aktion des „Kalten-Wasser-übern-Kopf-Schüttens“. Die Herausforderung der sich Hannes (Florian David Fitz) stellt ist eine 500km-Radtour von Frankfurt nach Ostende. Eingeweiht in seinen ärztlich abgesegneten Suizidplan sind nur Mutter Irene (Hannelore Elsner, Alles inklusive), die ihren Mann an dieser Krankheit verloren hat, und Freundin Kiki (Julia Koschitz, Bocksprünge), die Hannes Entscheidung nur schweren Herzens mitträgt und bis zuletzt auf eine Kehrtwende hofft.

Zum tränenrührigen Melodram wird die Geschichte glücklicherweise nicht was der Gruppendynamik geschuldet ist. So sind die Emotionen, die in alle Richtungen ausschlagen, auf mehreren Schultern verteilt und in kleinen Episoden werden die verschiedenen Charaktere auf der Radtour näher beleuchtet. Eine traditionelle Challenge gibt es bei der Reisegruppe auch – jeder muss etwas verrücktes tun. So rückt die Krankheit öfters zugunsten von praktizierter Lebensfreude in den Hintergrund, insbesondere da die Freunde von Hannes und Hannes' Bruder schnell über die Bedeutung dieser letzten gemeinsamen Tour Bescheid wissen - und sich unterschiedlich damit auseinandersetzen. Herausheben aus dem guten Darstellerensemble könnte man Florian David Fitz, der mit der Darstellung eines am Tourette-Syndrom leidenden Mannes im Kino seinen Durchbruch schaffte (Vincent will Meer). Er und Julia Koschitz überzeugen als Paar, das mit der wichtigsten Entscheidung ihres gemeinsamen Lebens umgehen muss. Da der Film sichtbar für ein größeres Publikum konzipiert ist darf natürlich die Auflockerung tragischer Momente nicht fehlen. Den geeigneten Mann findet Regisseur Zübert, zuletzt 2011 mit „Dreiviertelmond“ im Kino vertreten, in Jürgen Vogel, der seit Jahren zu den verlässlichsten deutschen Schauspielern zählt. In „Stereo“ musste er vor kurzem noch mit seiner düsteren Vergangenheit kämpfen, hier sorgt er für heitere, aufbauende Momente.

Trotz seines für manche abschreckend wirkenden Themas macht Christian Zübert daraus einen seine Figuren ernst nehmenden massenkompatiblen Unterhaltungsfilm über Zusammenhalt, Freundschaft und den Mut zum Loslassen.

Text © Markus Klingbeil
25.10.2014

Hin und weg

D 2014. Farbe. Originalsprache: deutsch. Länge: 95 Min Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 23.10.2014 (D). Budget: n/a Regie: Christian Zübert. Drehbuch: Ariane Schröder, Christian Zübert. Kamera: The Chau Ngo. Schnitt: Mona Bräuer. Musik: Siggi Mueller, Egon Riedel. Darsteller: Florian David Fitz, Julia Koschitz, Jürgen Vogel, Miriam Stein, Volker Bruch, Johannes Allmayer, Victoria Mayer, Hannelore Elsner, Lena Dörrie, Simon Böer.
Suchen || FAQ || Impressum || Sitemap
© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih