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2010
Bilder © Constantin
*** Vincent will Meer
ralf huettner


Der 27-jährige Vincent leidet am Tourette-Syndrom. Als seine Mutter stirbt muss er raus aus der Wohnung, denn sein distanzierter Vater traut ihm alleine im Leben nichts zu. Also verfrachtet er seinen Sohn in ein Therapiezentrum um sich aus der Verantwortung zu stehlen. Doch Vincent macht sich mit zwei Heimgenossen und dem geklauten Wagen der Anstaltsleiterin auf den Weg nach Italien um seiner Mutter den letzten Abschied zu bereiten.

Für Florian David Fitz läuft's momentan wirklich gut. Zuletzt eine Hauptrolle in der RTL-Comedyserie "Doctor's Diary", dann erst kürzlich im Publikumshit "Männerherzen" mitgespielt und nun wurde auch noch sein erstes Drehbuch verfilmt - mit Fitz selbst in der Titelrolle. Er verkörpert einen jungen Mann, der am unheilbaren Tourette-Syndrom leidet, einer neuro-psychiatrischen Erkrankung, die mit unwillkürlich auftretenden motorischen und vokalen (u.a. obszöne Wörter) Tics charakterisiert wird. Diese Krankheit wurde im Film noch nicht so oft thematisiert z.B. in den wenig bekannten US-Independentproduktionen "Maze" (mit Laura Linney) , "Niagara, Niagara" (mit Robin Tunney) oder "The Tic Code" (mit Gregory Hines).

Krankheiten im Film akkurat darzustellen ohne sie nur als Unterhaltungsmittel zu missbrauchen oder zu verkitschen ist eine besondere Herausforderung, die Regisseur und Darsteller aber ordentlich meistern. Vor allem in Anbetracht, dass die Aufmerksamkeit in diesem Roadmovie gleich drei Personen mit verschiedenen Krankheitsbildern geschenkt wird, die angemessen in die Geschichte integriert werden müssen. Das gelingt zwar nicht immer 100%ig, weil letztendlich eine zu konsequente Abhandlung leicht die Unterhaltungsstimmung - darum geht's letztendlich ja doch - hätte kippen können. Denn wer glaubt schon, dass sich in ein paar wenigen Ausflugstagen und mit Hilfe einer italienischen Brise so manche Nöte und Probleme lösen lassen ?

Beispiel dafür wäre das Verhältnis von Vincent zu seinem Vater, gespielt von Heino Ferch (Jerry Cotton, Der Baader Meinhof Komplex). Als egoistischer, karrieregeiler Lokalpolitiker schiebt er seinen Sohn erst ins Heim ab und lernt dann gezwungenermaßen in kürzester Zeit mehr über seinen Sohn als all die Jahre zuvor. Der vielzitierte harte Mann mit weichem Kern! Im Schlepptau bei der Verfolgung des entflohenen Trios befindet sich noch die Heimleiterin Dr.Rose (Katharina Müller-Elmau), die sich weniger um den eigenen Ruf als um das Wohlergehen ihrer Patienten sorgt. Die Zankereien zwischen dem Politiker und der Ärztin während der Fahrt wirken allerdings zu aufgesetzt und künstlich und weniger lustig als erhofft. Da ist die leise Komik zwischen Vincent und seinen Mitfahrern weitaus interessanter ausgearbeitet.

Neben Florian David Fitz spielen Karoline Herfurth, letztes Jahr für ihre tolle Leistung in "Im Winter ein Jahr" mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet und Johannes Allmayer (Selbstgespräche, 2008). Herfurth schlüpft in die Rolle einer Magersüchtigen mit Todessehnsucht, die Vincent als willkommenen Neuzugang im Heim aufnimmt und mit ihm die Möglichkeit sieht aus ihrem Alltag auszubrechen. Sie spielt erfreulich zurückhaltend. Dass Allmayer als Zwangsneurotiker (weckt Erinnerungen an den Protagonisten aus der erfolgreichen US-Krimi-Serie "Monk") mit an Bord ist, ist purer Zufall, denn der Pedant wollte den Autoklau melden. Untermalt von vielen (seichten) Popsongs geht's dann auf die Reise.

Ist die Geschichte zwar inhaltlich nicht besonders spannend so sorgen aber die drei mit Problemen behafteten Ausreißer dafür, dass diese Tragikomödie nicht ganz im Mittelmaß versinkt.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 14.04.2010

Vincent will Meer

Deutschland 2010. Farbe. Originalsprache: Deutsch. Länge: 96 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 22.04.2010 (D). Budget: - Einspiel: - Regie: Ralf Huettner. Buch: Florian David Fitz. Kamera: Andreas Berger. Schnitt: Kai Schroeter. Musik: Steve B-Zet, Ralf Hildenbeutel. Darsteller: Florian David Fitz, Karoline Herfurth, Heino Ferch, Katharina Müller-Elmau, Johannes Allmayer, Karin Thaler.

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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih