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2010
Bilder © Tobis Film
** The Book of Eli
albert hughes, allen hughes


2044. Vor 30 Jahren geschah etwas das die Erde wie wir sie kennen in Schutt und Asche gelegt hat. Seitdem ist Eli (Denzel Washington) mit einem Buch unterwegs, das für die Zukunft der Menschheit von entscheidender Bedeutung ist. Doch Eli ist nicht der einzige, der an dem Buch ein Interesse hat.

Filme, die den Weltuntergang und lebensverändernde Folgen für die Erde und ihre Bewohner bedingt durch Atomkriege, Umweltkatastrophen oder Alien-Invasionen thematisieren finden sich so einige in der Filmhistorie. Was für eine Lebenssituation die Brüder Hughes in ihrem Film vorstellen erinnert aber zunächst an die australischen Mad-Max-Filme von George Miller. Wir sehen ein Amerika, das wüst und fast menschenleer ist, quasi wie zurückgebombt in die Steinzeit. Es herrscht Gesetzlosigkeit und Banden bekriegen sich. Raub, Mord, Vergewaltigung - skrupellos wird das an sich genommen, was man haben will. Nur wenige profitieren vom Wassermangel und der Knappheit an Luxusgütern - dazu zählt dann auch Shampoo.

Diese vertrauten Eckpunkte des Endzeitfilms können wir also schon abhaken. Doch die Macht des Wortes, so lernen wir außerdem, ist eine hohes Gut, das nur wenige als solches erkennen. Und als hätten sich die christlichen Kirchen an der Entstehung des Drehbuches beteiligt ist das sagenumwobenen Buch, das Eli mit sich herumschleppt und wie seinen Augapfel hütet, nicht irgendein Schmöker von Dan Brown sondern die Bibel. Ein Wälzer im Ledereinband, der viel Platz im Rucksack einnimmt. Ein Geheimnis enthüllt man damit nicht, denn die Hughes-Brüder streuen ihre Hinweise früh, z.B. als Denzel Washington seine ungewollte Weggefährtin (Mila Kunis, Nie wieder Sex mit der Ex, Max Payne) zum Tischgebet einlädt.

Darum soll es gehen ? Man fürchtet schon, dass sich hier eine erhoffte spannende Story in Luft auflöst. Wortkarg geht's zunächst zu und man muss sich alleine bei Ascheregen und monochromen Bildern zurechtfinden. Wenn unsere Protagonist redet, dann schwingt er keine große Reden und gibt markige Sprüche von sich. Nein, Eli ist fromm und ernst verbreitete er Bibelweisheiten. Mit denen will sein Kontrahent - Gary Oldman (The Dark Knight) mal wieder als Standard-Bösewicht - die Menschen beherrschen, die er noch nicht mit Hilfe seiner gewalttätigen Bande einschüchtern konnte. Alles klar ?! Die plakativ beschriebene besessene Suche nach der letzten Bibel in Amerika wirkt allerdings wenig überzeugend wie auch so manche Ausarbeitung der in die Handlung involvierten Charaktere.

Inhaltlich ergeben sich daraus einige logische Ungereimtheiten, die einen vernünftigen Spannungsaufbau stören. Und selbst die Schlussszenen vermögen es nicht befriedigende Antworten zu geben. Warum z.B. lässt Oldmans Carnegie nicht Elis Sachen durchsuchen als er die Chance dazu hat. Nicht mal dessen Schusswaffen kontrolliert man. Daraus hätte sich vielleicht eine Spannungssituation ergeben, die später von Nutzen hätte sein können. Zwischenzeitlich fragt man sich auch ob Eli besondere Kräfte hat. Ein ganz besonderer Prediger ? Zunächst geht es aber weiter und die Konfrontation zwischen Eli und Carnegie wird u.a. vom Saloon auf die Straße verlegt. Damit wird das post-apokalyptische Drama weiter mit klassischen Westernmotiven gefüttert.

Das ist allerdings nur eine der wenigen sehenswerten Szenen. Später folgt dann noch eine insbesondere kameratechnisch sehr ausgeklügelte Belagerungssituation mit fulminantem Bleigewitter (und zwei lustigen Figuren). Leider gibt es in zwei langen Stunden nur wenige solcher aufrüttelnder Momente, denn die Geschichte passt sich dem Naturell des Wanderers an. Sie schreitet gemächlich voran und will nur möglichst ohne Zwischenfälle zum Ziel kommen. Als Actionfilm taugt "The Book of Eli" also wenig, da ist man bei "Mad Max 2 - Der Vollstrecker" weitaus besser aufgehoben. Was uns hier vorgelegt wird wirkt mehr wie der Versuch einer ernsten Charakterstudie inmitten unwirtlicher Zeiten.

Es geht um einen Mann mit starkem Gottvertrauen, einen Einzelgänger, der nur seiner inneren Stimme gehorcht. Und die führt ihn in eben an die Westküste Amerikas. Was ihn dort erwartet sorgt aber leider nicht für den erhofften dramaturgischen Höhepunkt der Geschichte. Keine Erlösung also für den Zuschauer. Als Genrebeitrag enthüllt dieser Film letztendlich keine wirklichen interessanten, neuen Aspekte, erfüllt aber immerhin die Erwartungen bzgl. der optischen Präsentation einer Welt, die vor die Hunde gegangen ist. Denzel Washington spielt die Rolle des Endzeit-Cowboys gewohnt souverän auch wenn so manche Sätze, die er spricht zu bedeutungsschwer klingen. Keine Akzente können Nebendarsteller wie Mila Kunis, Ray Stevenson (Punisher: War Zone, Outpost) und Jennifer Beals (Flashdance) setzen.

Lange ist es her, dass die Zwillingsbrüder Hughes einen Film gedreht haben, der nachhaltig in Erinnerung bleibt. Das waren die Gangsterdramen "Menace II Society" und "Dead Presidents" Anfang der 90er. Ihr letzter Film "From Hell" mit Johnny Depp liegt auch schon wieder über acht Jahre zurück und beschäftigte sich mit dem Fall Jack the Ripper. Ähnlich wie jetzt mit "The Book of Eli" stimmte damals die Optik, erzählerisch war der Film aber eine Enttäuschung. Auch finanziell blieb der Kostümthriller in den USA unter den Erwartungen (übers Ausland wurde mehr eingespielt). "The Book of Eli", den Denzel Washington zusammen mit Joel Silver (Sherlock Holmes, Speed Racer, The Matrix) produzierte ist mit 80 Millionen Dollar mehr als doppelt so teuer wie damals "From Hell".

Anders als es uns die Marketingkampagne weismachen will ist dieser Film weniger aufregendes Endzeit-Actionkino als vielmehr eine sich sehr langsam entwickelnde Charakterstudie. Die überzeugenden optischen (computertricktechnisch unterstützten) Eindrücke eines kargen, ausgetrockneten, verwüsteten Lebensraumes können die inhaltlichen Schwächen aber nicht wettmachen. Da mag Denzel Washington noch weitere 30 Jahre sonnenbebrillt zwischen Schutt- und Trümmerhaufen umherwandern. Seine Mission ist schon früh an ihrer Ereignislosigkeit gescheitert.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 28.02.2010

The Book of Eli

USA 2010. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 117 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 15.01.2010 (USA) 18.02.2010 (D). Budget: 80 Mio. USD Einspiel: 92.5 Mio. USD (USA) 113.8 Mio. USD (weltweit)Regie: The Hughes Brothers. Screenplay: Gary Whitta. Kamera: Don Burgess. Schnitt: Cindy Mollo. Musik: Atticus Ross, Leopold Ross, Claudia Sarne. Darsteller: Denzel Washington, Gary Oldman, Mila Kunis, Ray Stevenson, Jennifer Beals, Evan Jones, Frances de la Tour, Michael Gambon, Tom Waits.

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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih