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2011
Bilder © Paramount
*** Cowboys & Aliens
jon favreau


Im Jahre 1873 versuchen Aliens den Wilden Westen der USA zu erobern. Ein Viehbaron und ein gesuchter Outlaw haben allerdings etwas dagegen, weil sie von den Angriffen persönlich betroffen sind, und formieren eine Widerstandsgruppe.

Der Fremde ohne Namen ist ein klassischer Charakter der Westernmythologie. Und wenn er mit der Pistole auch noch so gut umgehen kann, dass selbst eine Überzahl an schussbereiten Gegnern nichts ausrichten kann, dann liegt die Heldengeburt in der Luft. Basierend auf dem Comicroman von Scott Mitchell Rosenberg darf sich Daniel Craig als Mann mit Hut und Gedächtnislücken im staubigen Arizona des späten 19. Jhdt. mit einer beginnenden Alieninvasion und einem grantigen Rancher und Ex-Colonel, gespielt von Harrison Ford, herumschlagen. James Bond meets Indiana Jones also und zunächst stehen sich die beiden auch unversöhnlich gegenüber. Sheriff Taggert (Keith Carradine, 2 Tage in L.A.), ein Mann von Integrität, der jeden Korruptionsversuchen bisher widerstanden hat, versucht zu vermitteln. Doch Craig ist der gesuchte Verbrecher Jake Lonergan und hat den einflussreichen Rancher Dolarhyde (Ford) bestohlen, so dass ein Interessenskonflikt besteht. Außerdem sitzt Dolarhydes Sohn (Paul Dano, There will be Blood) im Knast, weil er das falsche Ziel getroffen hat. Bleihaltige Argumente warten also nur darauf ausgetauscht zu werden als plötzlich kleine Alienraumschiffe herbeifliegen, die Stadt bombardieren und Menschen entführt werden.

Schade, denkt man sich da irgendwie, als sich diese dramaturgische Wendung vollzieht. Iron-Man-Regisseur Jon Favreau zeigt bis dahin, dass er prima geeignet wäre, einen Vollblutwestern zu inszenieren (plus: die Ausstattung ist gut gelungen, Locations in New Mexiko u. Kalifornien gut gewählt). Was folgt ist Ernüchterung. Der Alienplot ist es leider, der dann doch etwas uninspiriert vorgetragen wird. Zu vertraut scheint einem dieses Angriffsszenario, das eben nur mit der Besonderheit des Zeitpunktes in der Entwicklungsgeschichte des Menschen Aufmerksamkeit erregt. Die Vermischung des Western- mit dem Science-Fiction-Genre mag auf den ersten Blick reizvoll erscheinen, doch dramaturgisch gibt dieses Wagnis weniger her als erhofft. Flott lösen sich Konflikte, zu glatt und vorhersehbar verläuft die weitere Handlung. Bündnisse werden schneller geschlossen als man den Six-Shooter laden kann und selbst die Indianer rücken mit Speer, Pfeil und Bogen an um technisch überlegene Außerirdische in den Hintern zu treten. Das wirkt zeitweise unfreiwillig komisch, wie auch der Hut, der auf Daniel Craigs Kopf gepresst wurde. Ach hätte der Brite doch den schweigsamen, undurchsichtigen Gunslinger durchspielen dürfen, dann hätte er etwas dichter an Westernikone Clint Eastwood heranrücken können.

Das Drehbuch (entstanden unter Mitwirkung von sechs Autoren!) lässt Craig aber lieber leiden, mit seiner Amnesie kämpfen, Schockerinnerungen an den Verlust seiner großen Liebe durchleben und gleichzeitig mit seiner Alienmanschette am Handgelenk - man wundert sich lange, wie die denn überhaupt gesteuert wird - böse Buben und hässliche Kreaturen vernichten. Da guckt der Ford nur griesgrämig aus der Wäsche (im Gene-Wilder-Western "Frisco Kid" anno 1979 war er deutlich lustiger) und muss sich auf der Reise bärbeißig mit einem Indianer (Adam Beach, Flags of our Fathers) und einem Kind auseinandersetzen, die in ihm den Vaterersatz sehen. Das Herz wird weich und der nichtsnutzige leibliche Sohn, ein Gefangener der Aliens, bald von Daddy in einem ganz anderen Licht gesehen. Was fehlt ist die toughe Frau (hier verkörpert von einer sich mysteriös gebenden Olivia Wilde, Tron: Legacy), die sich der Männergruppe anschließt, weil sie glaubt, dass aus Craigs Hirn noch mehr Informationen herauszuholen sind bezüglich dem Aufenthaltsort des Mutterschiffs der Aliens. Denn das muss vernichtet werden um die Invasion aufzuhalten. Explosionen und viel Lärm sind also vorprogrammiert und bei einer Produktion, bei der Favreau und Spielberg involviert sind auch nicht weiter überraschend.

Mehr Western und viel weniger Alienkrawall hätte man sich gewünscht. Das Potential war da, wurde aber zugunsten eines letztlich zu familienfreundlichen, wenig originellen Handlungsverlaufs, verschenkt. Unterm Strich bleibt passables Popcornkino mit schöner Naturkulisse, das immerhin nicht so langweilig geraten ist wie einst Will Smiths Crossover-Flopkomödie "Wild Wild West".

Text © Markus Klingbeil
15.08.2011

Cowboys & Aliens

(Cowboys & Aliens)

USA 2011. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 118 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 29.07.2011 (US) 25.08.2011 (D). Budget: 163 Mio. USD Einspiel: n/a Regie: Jon Favreau. Buch: Scott Mitchell Rosenberg (Platinum Studios comic book). Screenplay: Roberto Orci, Alex Kurtzman, Damon Lindelof, Mark Fergus, Hawk Ostby Screen Story:Mark Fergus, Hawk Ostby, Steve Oedekerk Kamera: Matthew Libatique. Schnitt: Dan Lebental, Jim May. Musik: Harry Gregson-Williams. Darsteller: Daniel Craig, Harrison Ford, Olivia Wilde, Sam Rockwell, Paul Dano, Adam Beach, Ana de la Reguera, Keith Carradine, Walton Goggins
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih