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2008
Bilder © Paramount Pictures International GmbH
** Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels
steven spielberg


1957. Indiana Jones (Harrison Ford) hat im McCarthy-Reizklima des Kalten Krieges Ärger mit den Behörden was ihn auch seine Professur an der Universität kostet. Da kommt ihm der Hilferuf eines jungen Mannes namens Mutt (Shia LaBeouf) gerade recht. Jones' Kollege Oxley wurde vom KGB entführt, weil er Kenntnisse über einen Kristallschädel und eine sagenumwobene Goldstadt irgendwo in Südamerika hat. Und die Mutter von Mutt wird als Faustpfand gegen Indy verwendet ...

Wenn man das Wagnis eingeht eine weltweit beliebte und kommerziell erfolgreiche Filmserie nach Jahren wieder zu neuem Leben zu erwecken so gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten für das Resultat: es klappt oder es klappt nicht. Was bei Bond nach sechs Jahren Pause mit ‚Casino Royal' funktionierte endet beim vierten Teil von Indiana Jones, gedreht 26 Jahre nach dem ersten Film von 1981, in einer Enttäuschung. Mehrere Jahre bastelten verschiedene Autoren an einem Script, das aber nie den Ansprüchen der entscheidungsbefugten Personen - Steven Spielberg, Georg Lucas und Harrison Ford - genügte.

Die größte Medienaufmerksamkeit der Gescheiterten wurde dabei Frank Darabont (Die Verurteilten) zuteil, der 2003/2004 ein fertiges Script präsentierte, das Spielberg gefiel aber von Lucas abgelehnt wurde. Letztendlich erdachte Lucas zusammen mit Jeff Nathanson - er schrieb die Stories zu den ‚Rush Hour'-Filmen und arbeitete bereits an zwei Spielberg-Projekten - eine Geschichte und ließ sie von David Koepp (Echoes - Stimmen aus der Zwischenwelt) für die Leinwand aufbereiten. Was von Darabonts Ideen noch im Film verblieben ist, ist ungeklärt. In den Credits wird er jedenfalls nicht erwähnt.

Henry Jones jr. alias Doktor Indiana Jones ist älter geworden. 1989 lief ‚Indiana Jones und der letzte Kreuzzug' in den Kinos und die Handlung spielte in den 30ern mit den Nazis als Wettstreiter um den ‚Heiligen Gral'. In der Neuauflage findet sich der mittlerweile 65jährige Harrison Ford als Indy in den 50ern wieder, einer Zeit des praktizierten Kalten Krieges der USA mit der Sowjetunion, mit Atomwaffentests, mit Motorradrebellen und hochgestylter Gelfrisur, einer Jugend beeindruckt von Marlon Brando und Elvis Presley. Hatte Jones bisher immer Sidekicks, die altersmäßig meist auf gleicher Augenhöhe waren so trifft ihn der Jugendschock in Gestalt eines Harley-Davidson-fahrenden Youngsters (Shooting-Star Shia LaBeouf), der die Schule geschmissen hat und mehr auf sein Äußeres bedacht ist als konstruktiv zu handeln (Running Gag: der Kamm!).

Die Dialoge, die den Generationenclash widerspiegeln, laden auch das ein oder andere Mal zum Schmunzeln ein, kommen aber in punkto erfrischendem Witz nie an die Streitereien zwischen Ford und Sean Connery, damals in umgekehrten Rollen, heran. LaBeouf selbst kann mit seinem Spiel kaum Akzente setzen, zu groß ist die Dominanz von Harrison Ford, der bemüht gegen das schwache Drehbuch ankämpft. An ihm liegt es sicher nicht, dass man am Ende der zwei Stunden erhofftem Abenteuerspaß eher ratlos und enttäuscht als begeistert den Kinosaal verlässt. Das Motto, dass Spielberg und Lucas vorgeben ist lupenreine Familienunterhaltung, die gute Ideen der drei vorherigen Filme wieder aufgreift und keinen Raum für neue, interessante Einfälle lässt.

Doch der Zusammenschnitt von guten Ideen, der anfangs noch als nette Referenz und das Schwelgen in Nostalgie zu deuten ist, wirkt auf die Dauer ermüdend und auch die Variationen der Actionszenen verlieren durch den deutlich sichtbaren Einsatz von Computertricks ihren Reiz. Wenn z.B. eine wilde Verfolgungsjagd zwischen den bösen KGB-Russen mit Anführerin Irina Spalko (eine unterforderte Cate Blanchett) und Indys Helfern in einem Fechtduell gipfelt dann wirkt die Präsentation so überzogen und unglaubwürdig, dass man die schmerzlich vermissten handgemachten Actionszenen der früheren Filme herbeisehnt. Denn die moderne digitale Technik wird einem insbesondere beim enttäuschenden Finale dermaßen um die Ohren gehauen, dass man glaubt sich in einem schlechten Sci-fi-Film zu befinden.

Indy und Außerirdische ? Damit sollen sich lieber andere Helden herumschlagen und man kann es kaum glauben, wenn aus Fords Mund der Satz kommt: ‚Der Schädel hat es mir befohlen'. Dass Mythen, Sitten und Gebräuche fremder Kulturen und Okkultismus schon immer Kernpunkte von Indys Archäolgie-Universum waren ist nichts neues, aber die Art und Weise wie sie zuvor in die Geschichte integriert wurden konnte man als gelungen und angemessen beschreiben. In ‚Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels' aber wird das aufblühende Pflänzchen Abenteuer-Feeling vom ausgewalzten, uninspirierten Science-Fiction-Plot brutal zerdrückt.

Nur selten blitzt der Charme der genreprägenden Trilogie der 80er auch in der Version 2008 auf. Wunderbar gelungen ist die Einführung der Figur des Helden, wenn sich der unverkennbare Schattenriss des Mannes mit Hut abzeichnet. Bemerkenswert ist die sichtliche Fitness des Schauspielers Ford in den körperlich anstrengenden Szenen, etwa wenn er wie ein junger Bursche auf Kisten herumklettert oder in fahrenden LKWs herumturnt. Charmant ist die Szene des ersten Aufeinandertreffens von Karen Allen und Harrison Ford, die schon in ‚Jäger des verlorenen Schatzes' prächtig als zankendes Liebespaar harmonierten. Es ist Allens erste Rolle nach vier Jahren Pause. Sie kann noch vom Nostalgiefaktor profitieren während Neuzugänge wie Ray Winstone als zwielichtiger Freund Jones, John Hurt als leicht spinnerter Professor oder Jim Broadbent als ‚Ersatzmann' für den wunderbaren, leider bereits verstorbenen Denholm Elliott, keine bleibenden Eindrücke hinterlassen.

Elliott und Sean Connery (er wollte lieber sein Rentnerdasein genießen) sind aber als gerahmtes Bild im Film zu sehen. Was Harrison Ford aber besonders fehlt ist ein würdiger Gegner, der ihm mehr abverlangt. Unter den Nazis aus ‚Jäger ...' und ‚ .. der letzte Kreuzzug' gab es genügend Figuren, die eine garstige Bosheit oder unfreiwillige Komik personifizierten, bei seinem Indientrip machte Amrish Puri Ford das Leben schwer. Die Russen bei ‚ ... das Königreich des Kristallschädels' allerdings wirken wenig bedrohlich, insbesondere Cate Blanchetts akzentgeplagte Figur hat außer einer streng geschnittenen Frisur nichts einschüchterndes an sich.

Nach vielen Jahren Vorbereitungszeit ist das Resultat des neuen Indy - Filmes eher ernüchternd. ‚Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels' hat außer einem holprigen Titel wenig bemerkenswertes zu bieten. Spielberg und Lucas gehen den Weg der penetrant humorvollen, familiengerechten Unterhaltung, den sie schon mit ‚Indiana Jones und der letzte Kreuzzug' eingeschlagen haben, konsequent weiter, opfern aber im Gegensatz zu den Filmen der 80er eine spannende Abenteuergeschichte und handgemachte Actionszenen für langweilige Science-Fiction und wenig überzeugend eingebrachte digitale Technik.

So ist der vierte Teil der Filmserie angesichts der auch heute noch prächtig unterhaltenden Vorgängerfilme bloß ideenloses Patchwork und Ärgernis - trotz eines souverän aufspielenden Harrison Fords. Bitte das nächste Mal erst wieder zur Peitsche greifen, wenn das Wort Abenteuer das einlöst was es verspricht: Aufregende Unterhaltung.



Text © Markus Klingbeil
VÖ: 21.05.2008

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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