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2008
Bilder © Senator
*** Zack and Miri Make a Porno
kevin smith


Zack und Miri sind die besten Freunde, kennen sich seit Schulzeiten und wohnen auch zusammen unter einem Dach. Die Finanzen sind allerdings knapp, mit der Zahlung von Wasser- und Stromgebühr ist man arg im Verzug. Da bleibt nur eine Wahl um schnell Kohle zu verdienen: einen Porno drehen und an die ehemaligen Kameraden des Highschool-Jahrgangs verticken.

Wenn Kevin Smith einen neuen Film dreht, dann sorgt das häufig für erhitzte Gemüter. Denn der mittlerweile 38-jährige Amerikaner, der erstmalig 1994 mit dem Independentfilm "Clerks - Die Ladenhüter" auf sich aufmerksam machte, zeigt der "political correctness" gerne mal den Mittelfinger. Seine Protagonisten reden unverblümt und unzensiert. Das regt so manchen auf. Beim Pressescreening von "Clerks 2" vor drei Jahren stürmte sogar der bekannte amerikanische Filmkritiker Joel Siegel wutentbrannt nach 40 Minuten aus dem Saal.

Der Titel seines neuen Filmes dürfte manchem prüden Amerikaner die Schamesröte ins Gesicht treiben ohne überhaupt einen Meter des Filmmaterials gesehen zu haben. Liest er dann, dass auch noch (Ex-)Pornodarsteller für den Dreh dieses Mainstreamfilms engagiert wurden, dann droht der Kopf zu zerplatzen. Die amerikanische Zensurbehörde fand das Treiben im vorgelegten Film dann auch zunächst beanstandungswürdig und vergab die Freigabe NC-17 (nur für Personen über 17 Jahre), was i.d.R. kommerziell das frühzeitige Ende bedeutet.

Smith allerdings legte Beschwerde ein und durfte den Kontext um die beanstandeten Sexszenen ausführlich erläutern. Die Argumente fruchteten und Smith bekam sein "R-Rating", was bedeutet, dass auch Minderjährige in Begleitung von Erwachsenen den Film sehen dürfen. Geholfen hat es nicht viel. Für 24 Millionen US-Dollar gedreht spielte der an Halloween 2008 gestartete Film nur magere 31.5 Millionen US-Dollar in den USA ein. Auch in den wichtigen Auslandsmärkten war nur wenig zu holen. Da hat es sich wohl schnell rumgesprochen, dass hier viel Lärm um relativ wenig veranstaltet wurde.

Smith liefert wie erwartet zunächst eine Abfolge respektloser, politisch inkorrekter Dialogzeilen und Gags aus der Pubertätsschublade. Da greift sich der von Seth Rogen ("Shopping-Center King") gespielte Zack doch gleich mal unter die Gürtellinie um die Kronjuwelen zu wärmen. So etwas sollten den erfahrenen Zuschauer diverser amerikanischer Jugendspaßkomödien zwischen Pubertät und ersten Schritten ins Erwachsenenleben nicht schocken. Genauso wenig wie es Zacks platonischer Freundschaft zu Hausmitbewohnerin Miri in irgendeiner Weise schadet. Der immer wieder gerne gesehenen Elizabeth Banks ("Der Fluch der zwei Schwestern") fällt die Aufgabe zu Seths Testosterongebaren entsprechend kontra zu bieten.

Der Besuch beim Jahrgangstreffen der Highschoolabschlußklasse öffnet beiden dann die Augen, dass ihre missliche Situation mit ständig überzogenem Kreditkartenkonto irgendwie doch nicht so cool ist. Überhaupt steht man sofort in der Looser-Ecke. Von wegen "Mein Haus, mein Auto, meine Yacht, etc". Da sind die meisten bereits verheiratet und mit Kind geplagt und weder Zack noch Miri haben außer gelegentlichen One-Night-Stands und Masturbation mit Internet-Sexspielzeugen von Amazon was konkretes auf die Beine gestellt. Und wenn sich dann selbst der einstige Schwarm von Miri mit seinem schwulenpornodrehenden Freund zeigt, fällt bei Zack endlich der Groschen.

Ein selbstgedrehter Porno soll die Rettung bringen. Und für die Existenzsicherung sind Zack und Miri auch bereit gemeinsam vor der Kamera in die Kiste zu springen. Das so was nicht ohne Folgen bleiben wird kann wohl niemanden überraschen und so ist der Film auch nur solange amüsant während die beiden Freunde den Videodreh planen, Kostüme schneidern, Location scouten, weitere Darsteller für Sexszenen anheuern (darunter Katie Morgan und Traci Lords, beide bestens mit dem Milieu vertraut), erste Rückschläge einstecken müssen und verzweifelt auf der Suche nach einem geeigneten Filmtitel sind (ob Georg Lucas das witzig findet ?).

Mit zunehmender Spieldauer verflacht die Komödie allerdings zur konventionellen Liebesgeschichte, denn wie wir von "Harry & Sally" bereits gelernt haben können Männer und Frauen nicht nur Freunde sein, weil immer der Sex dazwischenkommt. Den haben Zack und Miri zwar kalkuliert inszeniert, doch Gefühle kommen ungefragt dazu und verursachen Chaos. Wie Smith hier dann weiter verfährt wirkt zu handzahm. Er verliert etwas den Biss. Bei "Clerks 2" sprühten die Ideen trotz amouröser Verwicklungen noch kräftig bis zum Filmende. Und das äußerte sich auch in den spritzigen Dialogen.

Dem Duo Banks/Rogen kann man allerdings nichts vorwerfen, sie machen das Beste aus den Vorgaben. Optisch zwar ein ungewöhnliches Paar wirken sie aber von Beginn an äußerst sympathisch. Wie auch die anderen verkrachten Existenzen, die Smith u.a. mit alten Bekannten besetzt. Jason Mewes und Jeff Anderson waren seid "Clerks" schon in vielen Filmen Smiths mit dabei, mit Brandon Routh bastelt er sich einen schwulen Supermann und Justin Long hat einen komischen Auftritt als Pornostar mit maskuliner Fanbasis. Craig Robinson kennt man aus der TV-Comedy "The Office". Ohne ihn läuft nichts. Er hat die nötige Kohle um das Erwachsenenfilmchen zu finanzieren. Ein Cameo hat ausserdem Special-Effects Meister Tom Savini.

Notiz am Rande: Einer der wichtigsten Verkaufsstellen für DVDs in den USA sind die Läden von Wal-Mart. Und da ja die Familie die Zielgruppe ist muss darauf geachtet werden, dass böse Worte wie "Porno" nichts auf DVD-Covern zu suchen haben. Also mussten die Herren Weinstein, langjährige Produzenten der Filme von Kevin Smith, neue Hüllen bereitstellen. Der Film heißt in den amerikanischen Shoppingmalls jetzt einfach nur "Zack and Miri". Wenn da mal nicht ein unbedarfter Kunde eine harmlose Liebeskomödie erwartet ... und mit den nackten Brüsten von Katie Morgan und dem Penis von Jason Mewes konfrontiert wird. Die nächste Klage kommt bestimmt ...

Derb, zotig und frech ist Kevin Smiths Film nur in der ersten Hälfte, denn leider bleibt der Meister nicht bei seinen Leisten und verliert damit seine Dynamik. So wandelt sich seine Parodie auf Prüderie und heimlichen Sexkonsum fast völlig zur romantischen Komödie. Dank Seth Rogen, einer charmanten Elizabeth Banks und den munteren Nebendarstellern bleibt aber ein recht ordentlicher Gesamteindruck. Ein Aufreger ist der Film trotz seines Titels jedenfalls nicht. Kevin Smith hat schon spaßigere Filme gedreht.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 03.08.2009

Zack and Miri Make a Porno

USA 2008. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 101 Min. Bildverhältnis: 1:1.85 Kinostart: 31.10.2008 (USA) 13.08.2009 (D). Budget: 24 Mio. USD Einspiel: 31.5 Mio. USD (USA) 40.13 Mio USD (weltweit) Regie: Kevin Smith. Buch: Kevin Smith . Kamera: David Klein. Schnitt: Kevin Smith. Musik: James L. Venable. Darsteller: Seth Rogen, Elizabeth Banks, Craig Robinson, Jason Mewes, Jeff Anderson, Traci Lords, Katie Morgan, Ricky Mabe, Tisha Campbell-Martin, Brandon Routh, Gerry Bednob, Justin Long, Edward Janda, Jennifer Schwalbach Smith, Tom Savini.

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