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2008
Bilder © Concorde
*** Vicky Cristina Barcelona
woody allen


Die Amerikanerinnen Vicky (Rebecca Hall) und Cristina (Scarlett Johansson) machen Urlaub in Barcelona. Dort treffen sie auf den Künstler Juan Antonio (Javier Bardem), der sie mit seiner direkten Art und sanft-herbem Charme um den Finger wickelt. Komplikationen ergeben sich außerdem durch einen Überraschungsbesuch von Juans Ex-Frau Maria Elena (Penelopé Cruz).

Auf Woody Allen ist Verlass. Unermüdlich dreht er jedes Jahr einen Film. Nachdem seine letzten drei Filme in England spielten (Match Point, Scoop - Der Knüller, Cassandras Traum) beendet Allen seine "Europatournee" in Spanien mit einer lockeren Beziehungskomödie aus Barcelona. Während also "Vicky Cristina Barcelona" diesen Herbst/Winter in verschiedenen Ländern in den Kinosälen gespielt wird ist der nächste Film des Altmeisters schon im Kasten. Dann ist New York wieder Schauplatz der Handlung. Auf den Schauspieler Woody Allen wartet man allerdings vergeblich, denn der hat sich seit "Scoop - Der Knüller" nicht mehr selbst inszeniert. Das macht aber im Falle von "Vicky Cristina Barcelona" überhaupt nichts, da sich die Besetzung mit Scarlett Johansson (Nanny Diaries), Penélope Cruz (Elegy oder die Kunst zu lieben) und Javier Bardem (No Country for Old Men) nicht nur gut liest sondern auch in der Tat überzeugend agiert. Als ob das nicht schon ein gelungener Coup des 73-jährigen Regisseurs wäre da überrascht er mit der Besetzung einer jungen englischen Schauspielerin, gerade mal 26 Jahre jung, die wohl nur den wenigsten in Christopher Nolans ‚The Prestige' aufgefallen ist.

Rebecca Hall spielt die Rolle der Vicky mit entwaffnendem Charme und einer Unbekümmertheit, die den erfahrenen Kollegen in nichts nachsteht. Dabei ist ihre Figur nicht gerade die impulsivste, spontan zu verrückten Dingen bereite sondern mehr die verantwortungsvolle. Eine Frau, die ihre Zukunft mit Verlobtem schon geplant hat. Das genaue Gegenteil verkörperte die sinnliche Scarlett Johansson, die als beste Freundin Cristina ein unbeschwertes, risikoreiches, genussvolles, ja fast planloses Leben führt. Als das unmoralische Angebot von Verführer Juan Antonio ziemlich schnell auf dem Tisch liegt ist sie es dann auch, die die Initiative ergreift und die Einladung zum kleinen Wochenendausflug nach Oviedo im Namen beider Frauen zusagt. Was folgt sind Verwirrungen und Irrungen der Liebe und ein sich verschärfender innerer Konflikt zwischen Kopfmensch Vicky und ihrem unterdrückten Wunsch einmal die Kontrolle zu verlieren. So entwickelt sich ein Techtelmechtel zwischen der einen und dem anderen und wird zunehmend verkompliziert durch das Auftauchen der feurigen, aber sich auf emotionalem Schlingerkurs befindlichen Maria Elena. Dass trotz der bestehenden Trennung zwischen ihr und Juan Antonio immer noch eine zerstörerische Leidenschaft lodert kann auch die aufgeschlossene Cristina nicht verdrängen. Selbst bei einem gelebten Dreiecksverhältnis ist auf die Dauer einer/eine zu viel.

Woody Allen inszeniert den wechselnden Liebesreigen mit leichter Hand und unterhaltsamen Dialogen. Seine spielfreudigen Darsteller genießen es sichtlich vor malerischer Kulisse ihr Seelenleben zu entfalten - gerade so, dass es nicht zu tiefsinnig wird. Insbesondere Penélope Cruz, die erst in der zweiten Hälfte des Films auftritt, blüht richtig auf, wenn sie ihre Dialoge in Spanisch schmettern darf (jedenfalls in der Originalversion). Ihre besten Filme hat die 34-jährige Schauspielerin ohnehin im Heimatland gedreht. 2007 wurde sie für ihre Rolle in Pedro Almodóvars "Volver" für den Oscar nominiert. Auch Javier Bardem hat sich seinen guten Ruf als Charakterdarsteller in spanischen Produktionen erarbeitet. Einem Millionpublikum wurde er erst letztes Jahr mit seiner oscarprämierten Rolle als psychopathischer Killer in "No Country for Old Men" bekannt. War Woody Allens Vorgängerfilm "Cassandras Traum" nicht ganz so gelungen, so fällt der Abschied von Europa mit "Vicky Cristina Barcelona" glücklicherweise nicht so trist aus. Den Absprung hat er geschafft und damit Lust gemacht auf die nächste Zusammenarbeit mit Scarlett Johansson. Aller guten Dinge muss nicht immer nur drei sein. Bis es soweit ist springt erst mal Evan Rachel Wood ein, wenn sie sich in "Whatever Works" mit Seinfeld-Schreiber Larry David auseinandersetzen muss.

Woody Allen zeigt mit seiner 41. Regiearbeit in 43 Jahren, dass er nicht nur anspruchsvolle oder verschrobene Arthaus-Kost produzieren kann. Seine locker-sinnliche, romantische Komödie mit all ihren Verwicklungen sollte auch ein größeres Publikum ansprechen. Denn "Vicky Cristina Barcelona" ist gutes Unterhaltungskino mit einer wunderbaren Darstellerriege.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 04.12.2008

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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