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0-9 A - D E - H I - L M - P Q - T U - Z
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Titel:
- Untraceable

Jahr:
- 2007

Land:
- USA

Starttermin:
- 25.01.08 (US)
- 03.04.2008 (D)

Länge:
- 100 min

Budget:
- 35 million USD

Einspiel:
- 28.6 million USD

Regie:
- Gregory Hoblit

Buch:
- Robert Fyvolent
- Mark Brinker

Screenplay:
- Robert Fyvolent
- Mark Brinker
- Allison Burnett

Kamera:
- Anastas N. Michos

Schnitt:
- David Rosenbloom

Darsteller:
- Diane Lane
- Billy Burke
- Colin Hanks
- Joseph Cross
- Mary Beth Hurt
- Peter Lewis

Untraceable

Inhalt

FBI-Agentin Jennifer Marsh (Diane Lane), Analytikerin für's Ressort Internetkriminalität, wird über eine Webseite auf einen Killer aufmerksam, der seine Opfer live via Webcam für jedermann einsehbar und mit Hilfe voyeuristischer User qualvoll tötet. Im Zuge der Ermittlungen gerät Jennifer dabei selbst ins Visier des Killers.

Kritik

Die unendlichen Weiten des Cyberspace bergen Gefahren. Dass per E-mail verbreitete Viren und Trojaner mittels kecker Betreff-Zeilen wie ‚Anna Kournikova nackt' oder ähnlichen enthüllenden Versprechungen immer wieder Heimcomputer ahnungsloser Teilnehmer des weltweiten Datenverkehrs befallen kennt man nur zur Genüge. Echte Exekutionen als Downloadfilm soll es geben, Live-Sex-Angebote via Internet springen einem als Pop-Up selbst bei seriösen Webseiten förmlich ins Auge. Das Internet ist so unübersichtlich geworden, die kriminellen Elemente freut's, sie treiben ihre Spielchen, lukrative Spielchen, mit uns, dem neugierigen User. Das Drehbuch von Robert Fyvolent und Mark Brinker geht einen Schritt weiter. Die Passivität des bequemen Wegsehens bei einer Straftat wird hier umgewandelt. Der User wird durch einfachen Mausklick zum Täter, ein aktiver Komplize eines Mordes. Diane Lanes Figur der FBI-Agentin, die - so könnte man meinen- einen High-Tech-Apparat im Rücken hat, wird von einem cleveren Bürschchen mit psychopathischen Verhaltenszügen vorgeführt.

Ja, das FBI, so lernen wir, ist dann doch nicht so mächtig und wenn der große Bruder NSA - noch besser ausgerüstet - sich nicht für zuständig erklärt und Ressourcen für die Suche nach entführten und damit todgeweihten US-Bürgern verweigert, na dann gute Nacht. Aber das bürokratische Intermezzo ist der Handlung kaum drei Sätze wert, auch wenn das sicher ein interessanter Aspekt ist. Wie gut die NSA wirklich ausgerüstet ist zeigte uns z.B. Tony Scotts ‚Staatsfeind Nr.1' schon 1998. Der Psychopath in ‚Untraceable' ist aber nur eine Bedrohung für einzelne Menschen und nicht für die Vereinigten Staaten. Doch bleiben wir beim FBI. Da menschelt es auch, man macht Fehler, haarsträubende zudem. Und manche fallentscheidende Fähigkeit besitzt nur der Sicherheitsmann, der die Tür zum Büro bewacht.

Der Film beschäftigt sich mit Begriffen, die mit der Nutzung des World Wide Web heutzutage untrennbar verbunden sind und bald zum Grundwortschatz eines jeden Grundschülers zählen dürften: Blog, Chatroom, E-Commerce, Blind-Dates, Datenklau im Internet, illegale Downloads von Musik- und Filmtiteln oder die sogenannten Live-Feeds, die den User in Berlin genauso erreichen wie den in New York oder Kapstadt. Events in Real-Time bringen den Kick und wenn der neugierige User durch das bloße Betreten einer Webseite dafür sorgt, dass ein wehrloses Opfer dem Tod durch Verbluten, Verbrennen oder Säureverätzung schneller näher kommt, zeigt das auf perfide Art und Weise wie ungebremste Neugier anderen irreversible Schäden zufügen kann. Snuff-Film statt Cybersex. Neu ist dieser Voyeurismus nicht, kennt man doch nur zu gut die ‚Gaffer'-Mentalität, die bei Autounfällen jeden unbeteiligten Vorbeifahrenden zu einem kurzen Blick verführt und nicht selten zu Staus auf Gegenfahrbahn und zu unprovozierten Unfällen führt. Da wirkt die Pressemitteilung des FBI-Bürochefs, an Medien und TV-Publikum gerichtet, man möge doch diese Webseite nicht ansteuern, geradezu absurd und weltfremd. Er verkennt dabei die Meinung vieler, dass die scheinbare Anonymität im Internet die Hemmschwelle heruntersetzt und der ungezügelten Neugier freien Lauf lässt.

Leider sind viele Handlungen der Protagonisten unverständlich und auch widersinnig, so fehlt es auch am Elementarem, an Spannung, die man in einen Thriller schon erwarten sollte. Die dramaturgischen Pfade sind ausgewalzt und früh vorhersehbar und man wartet vergeblich auf packende, überraschenden Wendungen. Der ganze Film wirkt seltsam bewegungslos, was z.T. ja auch der Hautperson zuzuschreiben ist, die das Eintreten von Türen anderen überlässt. Steht man den Film aber bis zum Schluss durch, dann sieht man, dass Agentin Jennifer das Schiessen nicht verlernt hat. Eine stärkere Fokussierung auf das Innenleben der Agentin hätte der Geschichte aber sicher gut getan. Doch leider sind die Figuren oberflächlich gezeichnet und wenig interessant, somit auch die Leistungen der Darsteller, die ihr Pensum bloß abzuspulen scheinen und sich ohne Gegenwehr der müden, formelhaften Cyberrachestory unterordnen. Auch optisch und kameratechnisch gibt der Thriller nicht viel her, selbst die gezeigten Todesarten wirken im Vergleich zu Beiträgen des sogenannten Torture-Porn-Genres à la ‚Hostel' und ‚Saw' handzahm. In den USA floppte der Film trotz gutem Startwochenende und die Produzenten müssen auf internationale Einnahmen hoffen um wenigstens das Budget wieder reinzuholen.

FAZIT

Interessante Zutaten wie Internetkriminalität, Mediengeilheit, Blind-Dates und Voyeurismus machen noch lange keinen guten Thriller. ‚Untraceable' ist vorhersehbar und spannungsarm und versinkt damit im Allerlei der wenig sehenswerten Kriminalfilme.

[2/5]

Markus Klingbeil. 05.03.2008
Bilder (c) Universal
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