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2006
Bilder © Anchor Bay
*** Ten Inch Hero
david mackay


Aus persönlichen Gründen verschlägt es die junge Piper (Elisabeth Harnois) nach Santa Cruz. Dort angekommen findet sie einen Job im Beach City Grill und unter den Angestellten schnell Freunde. Während die anderen sich mit der Suche nach der wahren Liebe abmühen glaubt Piper ihre vor acht Jahren zur Adoption freigegebenen Tochter Julia ausfindig gemacht zu haben.

Filme unabhängig vom großen Hollywood-Studiosystem zu finanzieren ist keine leichte Sache. Das weiß Regisseur David Mackay nur zu gut, dessen letzter Arbeitsnachweis vor "Ten Inch Hero" der 2001 gedrehte B-Action-Thriller "Blackpoint" war. In der Hauptrolle konnte man damals David Caruso sehen, der erst ein Jahr später mit seiner Rolle als Horatio Cane in der Hit-Serie "CSI:Miami" seine vor sich hindümpelnde Schauspielerkarriere revitalisierte. Mackay hatte weniger Glück und er brauchte 3 ½ Jahre um die Finanzierung seines nächsten Projektes zu sichern. Aufmerksam auf das Drehbuch der romantischen Komödie "Ten Inch Hero" der Autorin Betsy Morris wurde er im übrigen übers Internet.

Es geht um einen bunt zusammengewürfelten Haufen junger Menschen und zwei Vertreter der älteren Generation, die sich mit Irrungen und Wirrungen der Liebe und auch ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzen müssen. Budgetbedingt setzt sich die Besetzung der Figuren aus keinen großen Namen zusammen auch wenn der eine oder die andere schon in Hollywoodstreifen mitgespielt hat. Vielmehr wirkt die Produktion fast wie ein Klassentreffen der populären Highschoolserie "One Tree Hill", finden sich doch mit Danneel Harris, Elisabeth Hernois und Matt Barr (wieder blond und triebgesteuert) gleich drei Darsteller ein, die kurz- oder längerfristige oder wiederkehrende Gastspiele hatten. Zudem steuert Bethany Joy Galeotti (sie spielt in der TV-Serie eine der Hauptfiguren) gleich drei Songs für den Soundtrack bei. Auch der Titeltrack "Feeling a moment" von Feeder wurde in Folge 3.01 von "One Tree Hill" gespielt.

Wie eine TV-Produktion wirkt "Ten Inch Hero" deswegen aber nicht, denn die launige Performance aller Darsteller, flotte Dialoge und eine solide Inszenierung heben den Film doch etwas aus dem Durchschnittsallerlei ähnliche gelagerter Genreprodukte ab. Zum großen Wurf reicht es aber deswegen nicht, weil nicht jeder Handlungsstrang überzeugt. Insbesondere ist die Geschichte von Piper, ihrer Teenagerschwangerschaft, der Suche nach ihrer zur Adoption freigegebenen Tochter und der romantischen Annäherung an den vermeintlichen, zudem einige Jahre älteren Adoptionsvater arg sentimental und (musikalisch unterstützt) kitschig geraten. Sean Patrick Flanery, in den 90ern bekannt geworden als junger Indiana Jones in der gleichnamigen TV-Serie und zuletzt sichtlich gealtert in "Boondock Saints - Part 2" zu sehen gewesen, übernimmt den Part von Julias alleinstehendem Daddy und reißt sich kein Bein aus.

Auch die Geschichte zwischen dem schüchternen Althippie/ netten Sandwich-Shop-Besitzer Trucker (Ex-Punkrockband-Sänger John Doe) und der spirituellen Nachbarin Zo, gespielt von Alice Krige (die Borg-Queen aus "Star Trek: Der erster Kontakt"), einer Frau, die sanftmütig und allwissend gewissermaßen über die Strasse schwebt wirkt im Kontext mit den anderen Ereignissen etwas merkwürdig. Interessanter sind da schon die beiden übrigen persönlichen Dramen der Figuren von Danneel Harris und Clea Duvall. Harris war schon in der dritten Staffel von "One Tree Hill" als jungsverschlingende, manipulative Cheerleaderin mit ausgeprägtem Sexappeal aufgefallen und wird hier in der Rolle als Trish auch ähnlich besetzt. Sie gibt sich zwar weitaus freizügiger als in den TV-Episoden aber dennoch ist ihre Figur sympathischer und zudem bedauernswertes Opfer ihre eigenen promiskuitiven Lebensweise.

Da darf der charakterliche Gegensatz natürlich nicht fehlen und es liegt an der wohl filmerfahrensten Darstellerin der Mittzwanziger-Besetzung, Clea Duvall (Faculty - Trau' keinem Lehrer, Zodiac), dies überzeugend darzustellen. Als Jen sitzt sie hinter der Kasse und führt quasi ein unbemerktes Dasein, weil die Kunden nur Augen für Tish haben. Ihr unterentwickeltes Selbstbewusstsein wird dann beim Blind Date mit ihrem Chat-Freund aus dem Internet auf eine harte Probe gestellt. Diese Episode ist auch die beste, denn hier wird der dramatische Aspekt des Films am glaubwürdigsten transportiert. Erwähnenswert auch der Auftritt von Jensen Ackles (mittlerweile Ehemann von Co-Star Danneel Harris), der die Sommerpause 2006 seiner Horror-Mystery-Serie "Supernatural" für diesem Abstecher zum Independentfilm nutzte.

Als bunter Hund namens Priestly (tätowiert, gepierct und mit wechselnder extravagant präsentierter Haarpracht) trägt er die witzigen Sprüche nicht nur auf den T-Shirts sondern auch auf der Zunge und zeigt allen Männern, wie schwierig es doch sein kann Hygieneartikel für das weibliche Geschlecht einzukaufen. In Sachen Liebe und der heimlichen Zuneigung zu Kollegin Tish hat er aber große Ausdrucksschwierigkeiten. Die hat auch streckenweise Regisseur Mackay, der in manchen Szenen den Ton nicht so recht treffen will und von Comedy über Drama bis Sentimentalität alles nutzt um die Momente emotional aufzuwerten. Und so flacht der Film leider bis zum gefühlsduseligen Ende auch etwas ab. Doch zwischendrin gibt es immer wieder nette Einfälle, die dafür sorgen, dass man auf dieses Feel-Good-Movie nach dem Ende des Abspanns noch wohlwollend zurückblickt.

DVD (Anchor Bay, RC 4, PAL, 98 min)

Im Sommer 2006 gedreht wurde der Film erst 2009 auf DVD veröffentlicht. In den USA wird der Film direkt über die Filmwebseite vertrieben. Den Klon mit vielen Extras kann man auch als Import-DVD aus Australien vom Label Anchor Bay beziehen. Der Film selbst wurde nicht digital sondern auf Filmmaterial gedreht und wird hier im 1.78:1-Format (anamorph codiert) präsentiert. Bild und Ton (DD 5.1/ DD 2.0, englisch) sind in Ordnung, Untertitel sind keine vorhanden.

Als Extras gibt es 1) den Audiokommentar von Regisseur und Produzent in dem einige interessante Details zur Herstellung des Films zum Vorschein kommen. Z.B. wurden Klamotten aus Nick Cassavetes "Alphadog" verwendet, die Kostümdesignerin Sarah Jane Slotnick vom damaligen Job mitbrachte (Leider hinkt der Ton um etwa 2 min hinterher was vermutlich der fehlerhaften NTSC->PAL-Umwandlung geschuldet ist; tritt aber nicht beim Filmsoundtrack auf!); 2) Behind the Scenes Featurette mit Interviews der Beteiligten (13 min); 3) Outtakes (6 min); 4) Deleted Scenes (3 min); 5) The Making of Ten Inch Hero Original Songs zeigt die Arbeit von Komponist Don Davis (Matrix!) mit Sängerin/Schauspielerin Bethany Joy Galeotti (6 min); 6) Trailer zu Ten Inch Hero, End of the Line, I know how many runs you scored last summer (alle nicht anamorph).

Mit Abstrichen ein recht unterhaltsames Stück Independentkino auch wenn sich vieles zu leicht in Wohlgefallen auflöst. Dank einer gut aufgelegten Besetzung und guten Dialogen aber für Fans von Ensemblefilmen (und Danneel Harris) sicher interessant. Die australische DVD ist zudem mit interessanten Extras gespickt.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 24.05.2010

Ten Inch Hero

USA 2006. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 98 Min. Bildverhältnis: 1.78:1 (DVD) Kinostart: n/a Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: David Mackay. Buch: Betsy Morris. Kamera: Gordon Verheul. Schnitt: David L. Bertman. Musik: Don Davis. Darsteller: Elisabeth Harnois, Clea DuVall, Sean Patrick Flanery, Jensen Ackles, Danneel Harris, Alice Krige, John Doe, Sean Wing, Matt Barr.

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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih