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2009
Bilder © Sony
*** The Boondock Saints II: All Saints Day
troy duffy


Ein Mord an einem Priester lockt die seit acht Jahren abgeschieden in Irland lebenden Brüder MacManus zurück nach Boston. Dort wartet schon der Sohn des damals von ihnen getöteten Gangsters Yakavetta auf sie um Rache zu üben. Auch die FBI-Agentin Eunice Bloom interessiert sich für die Hintergründe des Mordes und die berühmten Rückkehrer.

Sie sind wieder auf dem blutigen Pfad Gottes, wie es der deutsche Verleihtitel nicht untreffend formuliert. Die Filmhandlung knüpft acht Jahre später an, für den eigenwilligen Regisseur Troy Duffy waren es satte zehn Jahre bis er dem Wunsch vieler Fans Folge leisten konnte um seine beiden Rächer wieder in den Kampf gegen Bostons Mafia zu schicken. Das Erstlingswerk von Duffy wurde von Streitigkeiten mit seinen Produzenten begleitet (nachzuvollziehen in der Dokumentation "Overnight") und stoppte die Hollywoodkarriere des Kneipiers und Musikers bevor sie überhaupt begann.

Nun ist es dem Erfolgszug auf Video und DVD zu verdanken, dass sich einer in der Chefetage von Sony für eine Fortsetzung stark machte. Für eine Teilnahme an diesem lang gärenden Projekt konnte Duffy fast die gesamte Schauspielcrew aus dem Vorfilm gewinnen. Ohne Sean Patrick Flanery und Norman Reedus als die religiösen Brüder sowie dem Schotten Billy Connolly als deren Vater wäre ein weiteres Kapitel zum Thema Selbstjustiz auch nicht möglich gewesen. Selbst für die Polizistennebenrollen wurden wieder Bob Marley, Brian Mahoney und David Ferry reaktiviert, die für das komische Element in der Geschichte sorgen, diesmal sogar mehr Spielanteile haben.

Ursprünglich sollte ja auch Willem Dafoe seine grandiose Darstellung als schwuler FBI-Agent wiederholen doch der konnte sich für keine Drehbuchfassung erwärmen, war aber immerhin für einen Kurzauftritt zu gewinnen. Ohne einen cleveren FBI-Agenten, der den Stadtbullen zeigt wo es lang geht scheint es aber nicht zu gehen und so geht dieser Part an die (hier nicht blonde) Julie Benz, in letzter Zeit in so einigen Machobrutalostreifen zu sehen (Rambo, Saw 5, Punisher: War Zone) und ansonsten Teil der Stammbesetzung der Erfolgsthrillerserie "Dexter". Ihre Rolle beschreibt die 37-jährige mit den Worten "She is a woman every man wants to fuck and every woman wants to be".

Und Duffy verschafft ihr auch einen dementsprechenden ersten Auftritt und lässt die Kamera erst ihre langen Beine erkunden, die in schwarzen High Heels stecken, um bald darauf die Reaktion der verblüfften Detectives für einen Lacher zu verwerten. Benz schlägt sich wacker gegen diesen Männerclub doch schnell merkt man, dass sie als Eunice Bloom nur die gänzlich feminine Version von Willem Dafoes FBI-Charakter ist. Selbst bei der Art und Weise wie sie ihren Tatort inspiziert verweist Duffy, der zusammen mit seinem Bruder Taylor das Drehbuch schrieb, auf seinen damals sehr wirksamen stilistischen Einfall. Zwar etwas variiert wirkt das Szenario nicht nur an dieser Stelle kaum noch originell. Und so macht Duffy genau das was so viele Filmemachern bei Fortsetzungen machen. Sie kopieren das bewährte Erfolgsmuster.

Vieles wirkt hier dann auch weniger frisch und das fängt mit den beiden Hauptdarstellern an. Insbesondere waren die letzten 10 Jahre nicht besonders gut zu Sean Patrick Flanery und Regisseur Duffy tut seinem Hauptakteur mit Close-Ups vom Gesicht keinen Gefallen. Im Gegensatz dazu scheint der 67-jährige Billy Connolly keine einzige Falte dazubekommen zu haben und man hätte ihm einen prägnanteren Auftritt gewünscht. Immerhin zeigt uns Duffy in mehreren Rückblenden aus welchen Gründen "Il Duce" (so lautete Connollys gefürchteter Kampfname im ersten Teil) zum erbarmungslosen Killer wurde. Das ist dann eine willkommen Abwechslung zu altbekannten Albernheiten unter den Brüdern, gewohnten Schießposen und dem Schabernack den die "Saints" mit ihrem mexikanischen Lehrling veranstalten.

Funnyman Rocco ist zwar in Traumsequenzen auch wieder zurück, wird aber in der Boondock-Realität von Clifton Collins jr. (Crank 2) ersetzt. Diese extra von seinem Freund Duffy für ihn geschriebene Rolle ist zwar wieder lustig angelegt verfehlt aber das ein ums andere Mal seine Wirkung. Eine sehr amüsante Szene mit Collins jr. gibt es aber doch und zwar dann, wenn das Trio im 70er-Jahre-Vintage-Stil einen Überfall auf japanische Drogendealer "träumt". Da hat sich Duffy stilistisch wohl von Rodriguez/Tarantinos "Grindhouse" inspirieren lassen. Ansonsten gibt es wenige Momente, die auf frische kreative Einfälle hindeuten, denn "Boondock Saints 2" geht den bequemen Weg, wohl aus Angst die Fans mit großen Änderungen zu enttäuschen.

Vielmehr gibt es auch Szenen, die unfreiwillig komisch oder dramaturgisch übersteuert sind. Das geht schon mit den (zu offensichtlich) falschen Bärten und dem langen Zottelhaar der Brüder los. Zu Beginn des Films reiten die zu Landeiern mutierten Ex-Killer auf einer irischen Weide und später halten sie ihre nackten Hintern beim Duschen in die Kamera um ein weiteres Tatoo zu enthüllen. Eine Anregung zur Nachahmung, denn die aus Teil 1 bekannten Körperverzierungen wurden wohl schon von so manchen Hardcore -Boondock-Fans ins eigene Fleisch gestochen. Wenig zimperlich ist auch der cholerische Gangsternachwuchs von Yakavetta, überzogen dargestellt von Judd Nelson (TVs "Susan"). Selbst wenn er sich in seinem Panic Room vor den "Saints" verbarrikadiert schreit und schimpft er wie ein Rohrspatz. Das langweilt spätestens beim zweiten Male.

BLU-RAY (USA-Import, regionscodefrei!)

Das Bild wird in HighDef 1080p in anamorphen 2.35:1-Bildformat präsentiert. Tonspuren liegen in DTS-HD MA (englisch, französisch, portugiesisch) und DD5.1 (spanisch) vor. Untertitel gibt es auf englisch, französisch, portugiesisch, spanisch.

Extras: Zwei Audiokommentare (A: mit Troy Duffy, Billy Connolly, Norman Reedus, Sean Patrick Flanery; B: Troy Duffy mit Willem Dafoe. Dafoe stößt nach knapp einer Stunde dazu. In beiden Kommentaren gibt sich Duffy sehr selbstbewusst). Behind the Scenes Featurette: Sprachlich unverblümter (Duffy) Interviewreigen mit vielen Beteiligten und Aufnahmen vom Dreh. Professionell gestaltet und unterhaltsam serviert (26 min); Gespräch zwischen Billy Connolly und Troy Duffy: Die beiden mögen sich, das merkt man und so ist die Unterhaltung vor allem dank Spaßvogel Connolly äußerst vergnüglich. Die beiden Deleted Scenes sind in der Tat zu recht aus dem Film entfernt worden. Ein paar Filmtrailer gibt es auch noch (Damned United, Halloween 2 u.a). Leider keiner zum Hauptfilm.

BLU-RAY Exklusiv: Featurette über die benutzten Waffen im Film: Der Waffenmeister erklärt; The Cast Confesses: Noch mehr behind the scenes Info mit Interviews. Wer Zeit hat sollte sich unbedingt den Podium-Auftritt der Boondock-Gang auf der Comic-Con San Diego 2009 ansehen. Da bewerben Duffy und Cast fast eine Stunde lang für ihren Film, der zu dem Zeitpunkt gerade in der Post-Production für eine Kinoveröffentlichung im November bearbeitet wurde. Vor allem Connolly und Flanery sind äußerst vergnügt und Duffy wird nicht müde zu unterstreichen, dass die Fortsetzung ein Film für die Fans sei. In Deutschland ist der Film im übrigen seit Mai in identischer Ausstattung ebenfalls von Sony erhältlich. Achtung: Es gibt auch eine gekürzte FSK18-Version!

Die Fortsetzung zum Kultfilm von 1999 bietet außer mehr Hintergrundinfos zum Killerpapa "Il Duce" kaum neues sondern vertraut auf die Elemente, die den Film zum Heimkinohit machten. Das Destillat besteht dann aus Posieren und beidhändigem Ballern in Zeitlupe, unterbrochen von (diesmal leider weniger guten) One-Linern und humoristischen Einlagen plus der gewohnten Dosis an F-Wörtern. Ein hoher Wiedererkennungswert also aber so richtig erfüllt das die Erwartungen nach 10 Jahren nun nicht. Die Helden sind müde geworden. Man sieht es ihnen deutlich an.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 02.05.2010

Der blutige Pfad Gottes 2

(The Boondock Saints II: All Saints Day)

USA 2009. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 117 Min. (Blu-Ray) Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 30.10.2010 (USA) Budget: 8 Mio. USD Einspiel: 10.3 Mio. USD (USA) Regie: Troy Duffy. Buch: Taylor Duffy, Troy Duffy. Screenplay: Troy Duffy. Kamera: Miroslaw Baszak. Schnitt: Bill DeRonde, Paul Kumpata. Musik: Jeff Danna. Darsteller: Sean Patrick Flanery, Norman Reedus, Billy Connolly, Clifton Collins Jr., Julie Benz, Bob Marley, Brian Mahoney, David Ferry, David Della Rocco, Peter Fonda, Gerard Parkes, Judd Nelson.
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