Drei Beamte einer Spezialeinheit der Hong Kong Polizei werden von einer Sicherheitskamera dabei gefilmt, wie sie eine Person misshandeln. Da die Gesichter nicht eindeutig zu erkennen sind schickt das zuständige Dezernat gegen Polizeibeschwerden seine eigenen Leute um die Sache schnell aus der Welt zu schaffen. Unter Verdacht stehen Lee Wing Sam (Simon Yam) und zwei Kollegen aus seiner Truppe. Die versuchen aber die Sache auf ihre Weise zu bereinigen.
Im Februar 2003 präsentierte Regisseur Johnnie To seinen Film PTU (= Police Tactical Unit) auf der Berlinale. In dem spannenden Kriminaldrama geht es um eine Gruppe Polizisten, die innerhalb weniger Stunden die Dienstwaffe eines Kollegen wiederbeschaffen müssen. Viele Jahre später unterzieht To nun die uniformierten Kollegen einer weiteren genaueren Betrachtung. Die Spielleitung übergibt er an Law Wing Cheong (Running Out of Time 2), seinen langjährigen Regieassistenten, To beschränkt sich aufs produzieren. "Tactical Unit: The Code" ist Auftakt einer Reihe von vier fürs TV produzierter Polizeidramen, die das Team um den von Simon Yam (Looking for Mr. Perfect, Full Contact) gespielten Polizisten Lee Wing durch die Strassen Hong Kongs begleitet. Inhaltlich hat der erste Teile der Reihe - "The Code" - nur bedingt Gemeinsamkeiten mit PTU. Zwar sind neben Simon Yam auch Lam Suet und Maggie Shiu sowohl im Kinofilm als auch in den TV-Filmen dabei, spielen aber nicht die selben Charaktere.
Dass hier mit einem schmalen Budget gearbeitet wurde ist kaum zu übersehen. Die von Tos Produktionsfirma Milkyway Image hergestellten Kinofilme zeichnen sich durch optisch schöne Bildkompositionen und elegante Kamerafahrten aus. Das fehlt hier alles. Vieles wirkt statisch und unbeweglich, weil die Bildführung sehr konservativ gehalten ist, d.h. alles geht ruhig und gemächlich von dannen, äußerst sporadisch unterbrochen von schnelleren Szenenabfolgen. Die Geschichte um prügelnde Polizisten hat weitaus weniger Dramatik als man vermuten könnte. Damit mag das Konzept, den Alltag von Polizei-Straßenpatrouillen realitätsnah zu schildern zwar aufgehen (gedreht wurde auch on Location), der Zuschauer guckt dabei aber etwas in die Röhre. Sachlich und fast emotionslos versuchen die kurz vor dem Rauswurf stehenden Cops ihre Haut zu retten. Sie müssen nur ihr Prügelopfer früher in die Finger kriegen als die Ankläger von der Dienstaufsicht.
Simon Yams Figur kann dabei auf die Loyalität seiner Truppe als auch die Unterstützung vom Trupp von Maggie Siu setzen. Die macht zwar alles nach Vorschrift, reizt aber ihre Möglichkeiten so gut es geht aus. Wenn es gegen die verhassten internen Ermittler geht, dann ist auch Cop Lam Suet vom Morddezernat begierig der Truppe von Lee Wing zu helfen. Suet hat allerdings nur wenige Szenen in denen er glänzen kann. Um etwas aus dem lethargischen Erzählstil auszubrechen liefert uns das Drehbuch von Yip Tin Shing doch noch einen Protagonisten, der die Fassung verliert und ausrastet. Hintergrund dieses dramaturgischen Weckrufes ist der offensichtlich vorherrschende Misstand der schlechten Bezahlung von Hong Kongs Polizisten. So steckt der eine oder andere bereits in der Schuldenfalle und musste beim Kredithai vorstellig werden.
Das wird natürlich vom Arbeitgeber nicht toleriert, da das Ansehen der Gesetzeshüter Priorität vor den Nöten der Angestellten hat. Der eine Cop verschleiert seine Probleme und macht Deals mit Kriminellen, der andere beichtet dem Vorgesetzten, bittet um Hilfe und wird mit Versetzung an den Schreibtisch bestraft. Wirklich spannend macht das den Film auch wieder nicht, zwei Charaktere aber immerhin etwas interessanter, und so schleppt man sich mit Mühe nach 90 Minuten über die Ziellinie. Bedenkt man das Talent, dass Produzent To hier um sich versammelt hat - mit dieser Crew & Cast hat er schon viele gute Projekte realisiert - dann bleibt man etwas enttäuscht zurück. Da kommt der Schusswechsel zum Schluss viel zu spät.
DVD (Universe, NTSC, Codefrei)
Der Film wird mit ordentlichem Bild im anamorphen 1.78:1-Format präsentiert. Untertitel sind zuschaltbar in englischer und chinesischer Ausführung. Der Ton liegt in DD5.1 in kantonesisch und mandarin vor. Als Extras gibt's die Trailer der anderen drei "Tactical Unit"- Filme mit dem Titel Now Way Out, Partners, Human Nature. Die Photogallerie beinhaltet immerhin ein (!) Bild. Mehr gibt's nicht.
Tactical Unit: The Code ist der Auftakt zu einer Reihe TV-gerechter Polizeidramen, denen man ihre Budgetzwänge deutlich anmerkt. Das Thema Polizeibrutalität wurde selten so unspektakulär und nüchtern behandelt wie in dieser Produktion aus der Schmiede von Johnnie To. Außerdem bleiben die Figuren zu distanziert. Nur etwas für ganz Geduldige.
