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2015

Bilder © Disney
*** Star Wars: Episode 7
Das Erwachen der Macht

j.j. abrams


Drei Jahrzehnte nach dem Niedergang des Imperiums ist sich die Republik einer neuen dunklen Gefahr ausgesetzt, die sie trotz Rebellenunterstützung nicht in den Griff bekommt. Luke Skywalker, der letzte Jedi-Ritter, muss helfen, doch wo steckt er bloß ?

Die Geheimniskrämerei war groß von dem Moment an als Disney alle mit der Meldung überraschte Lucasfilm gekauft zu haben. Das war im Herbst 2012 und schnell liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren für die nächste, die dritte Star-Wars-Trilogie. Macher George Lucas, mittlerweile 71 Jahre alt, der den Kult 1977 losgetreten hatte und vor allem durch diese Sci-fi-Saga, unzählige Merchandiseartikel und Vermarktungsintelligenz reich geworden ist, ließ sich seinen Ausstieg aus dem Blockbusterkommerzkino mit 4 Milliarden US-Dollar versüßen. Disney hatte sich ja schon drei Jahre zuvor Marvel für einen ähnlichen Betrag einverleibt und den Output an Superheldenfilmen mit populären Figuren wie Iron Man, Captain America und Thor forciert. Das Star Wars Universum bietet ähnliches Potential mit Fortsetzungen und Spin-offs und neuen Charakteren. Wird Lucas zweite Trilogie (Episode 1-3 aus den Jahren 1999-2005), die die Entwicklung des Kultbösewichts Darth Vader schildert, von den Fans weniger geliebt so muss sich alles was jetzt entsteht an der Originaltrilogie messen lassen. Das Leben von Luke Skywalker und sein Kampf für das Gute fasziniert unzählige Filmfans seit fast vierzig Jahren. Der Amerikaner Mark Hamill, damals 26 Jahre alt und TV-Serienschauspieler, schlüpfte in diese Rolle, die in schlagartig berühmt machte. Glück für andere gute Rollen brachte ihm das aber nicht. Die neue Trilogie holt ihn jedenfalls medial zurück ins Rampenlicht. Ebenso wie Carrie Fisher, die als Prinzessin Leia noch heute verehrt wird aber sonst als Schauspielerin in keinen denkwürdigen Rollen glänzte. So wird der Übergang der alten Garde zu einer neuen, jungen Star-Wars-Generation zunächst mit Harrison Ford versüßt, der sich im Gegensatz zu den Kollegen durch sein schauspielerisches Können längst von den Fesseln der Star-Wars-Rolle gelöst hat und seither viele bemerkenswerte Auftritte in Filmen verschiedener Genre hatte (nicht nur die glanzvollen ersten drei Teile der Indiana-Jones-Reihe).

Ford ist noch einmal Han Solo, der Weltraumgauner mit dem guten Herz und keiner Frau aber einem ihn weit überragenden, haarigen Wookiee an seiner Seite. Von wegen Familienidylle, wie man denken könnte, hat man die letzten Momente von Episode 6 noch vor Augen. Das Drehbuch erklärt nicht alles was in den letzten 30 Jahren so furchtbar schief gegangen ist … in der Welt überhaupt und bei persönlichen Beziehungen. Stattdessen recycelt Regisseur J.J. Abrams, der vor einigen Jahren auch „Star Trek“ mit neuer Besetzung wieder in die Erfolgsspur führte, Motive aus der Ursprungstrilogie, natürlich standesgemäß mit up-to-date-Spezialeffekten. Die große Begeisterung kommt aber nicht auf, weil sich die hier gezeigte Suche wie ein großer Teaser anfühlt und es die Belohnung erst in anderthalb Jahren gibt (hoffentlich!), wenn Episode 8 in unsere Kinos kommt. Visuell wird man jedenfalls gut bedient und auch die beiden Neulinge, die im Fokus stehen, machen ihre Sache sehr gut. Eine weitere Liebesgeschichte in der Entstehung, wenn die unerschrockene Rey (gespielt von der 23-jährigen Engländerin Daisy Ridley) als toughe Kämpferin die Mission annimmt und mit dem desertierten, weniger toughen Stormtrooper Finn (John Boyega, ebenfalls 23 und aus England stammend) die Suche nach Luke und den Kampf gegen die dunklen Mächte aufnimmt. Hier hatte man bei der Besetzung der Rollen ein glückliches Händchen und mit dem neuen kleinen Sidekick, Roboter BB-8, gleich einen adäquat lustigen Ersatz für die abwesenden Fanlieblinge C-3-PO und R2-D2. Weniger überzeugend hingegen die neuen Bösewichter, allen voran der Darth-Vader-Wannabe Kylo Ren (Adam Driver, Sieben verdammt lange Tage), der mit Maske, Umhang und Laserschwert nie das Bedrohungspotential seines Vorbilds erreicht.

General Hux (Domhnall Gleeson, Ex Machina) wirkt vor seiner Faschistenarmee ernstzunehmender, Momente später neben Kylo Ren aber auch nur wie ein Junge, der um die Gunst des Oberschurken Snoke ringt. Und über den erfährt man in dieser Episode so gut wie nichts. Groß ist er, sehr groß und computeranimiert (dahinter steckt wieder Andy Serkis, der auch Gollum und King Kong zur Bewegung verholfen hat). Die Talente der indonesischen „The Raid“-Actionstars Yayan Ruhian und Iko Uwais nutzt Abrams leider nicht gut sondern speist sie lediglich mit einem Miniauftritt ab. Oscar Isaac (A Most Violent Year) in der Rolle des besten Fliegers der Galaxis, Poe Dameron, der wohl zum Nachfolger von Ford aufgebaut werden soll, hat zu wenig Szenen um zu beeindrucken. Dafür legt der 73-jährige Altstar nochmal alles in die Waagschale, denn er kassierte nicht nur einen fetten Scheck (man munkelt von 10-20 Millionen US-Dollar) sondern ist tatsächlich auch mit seinen Szenen ein Gewinn für den Film (was man von Frau Fisher nicht unbedingt sagen kann). Gewinn in monetärer Hinsicht macht Disney mit diesem Film auf alle Fälle (Kino, Merchandise etc). Viele Rekorde purzeln gerade. Rekorde, die u.a. dieses Jahr erst von „Jurassic World“ aufgestellt wurden (z.B. bester Start USA, bester Start weltweit). Analysten trauten „Star Wars: Episode 7“ schon vor Kinostart zu, Spielbergs Dinosaurier und ihr weltweites Einspiel von 1.67 Mrd. USD hinter sich zu lassen und die 2 Mrd.-Marke zu durchbrechen. Das hieße Kurs auf die James-Cameron-Filme „Titanic“ und „Avatar“ zu nehmen.

Die Richtung stimmt und die Rekordeinspielergebnisse geben den Machern der Wiedererweckung dieses Franchise-Riesen Recht. Was bleibt ist etwas Nostalgie und ein ordentlicher Unterhaltungsfilm für ein Massenpublikum.

Text © Markus Klingbeil
23.12.2015


Star Wars: Episode 7 - Das Erwachen der Macht
(Star Wars: The Force Awakens)

USA 2015. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 135 Min Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 18.12.2015 (US) 17.12.2015 (D). Budget: 200 Mio. USD Regie: J.J. Abrams. Drehbuch: Lawrence Kasdan, J.J. Abrams, Michael Arndt. Charaktere: George Lucas.Kamera: Daniel Mindel. Schnitt: Maryann Brandon, Mary Jo Markey. Musik: John Williams. Darsteller: Harrison Ford, Daisy Ridley, John Boyega, Oscar Isaac, Carrie Fisher, Lupita Nyong'o, Domhnall Gleeson, Max von Sydow, Andy Serkis, Simon Pegg, Greg Grunberg, Warwick Davis, Iko Uwais, Ken Leung, Yayan Ruhian, Mark Hamill.
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