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2009
Bilder © Sunfilm
** Spurlos
grégoire vigneron


Etienne Meunier (Benoît Magimel) steht kurz davor den Generaldirektorposten einer erfolgreichen Industriefirma zu übernehmen, da trifft er nach 20 Jahren auf einen alten Schulkameraden, der ihn ermutigt sich aktiv mit einem Fehlverhalten aus der Verhangenheit auseinander zu setzen. Dieser Ratschlag entpuppt sich allerdings als keine gute Entscheidung.

Wenn ein Mensch ein schlechtes Gewissen hat, dann spricht das für ihn, denn es besteht Hoffnung auf Besserung. Geht es allerdings um viel Geld, um Millionen von Euro und um eine Angelegenheit, die 15 Jahre zurückliegt, von der kein anderer Mensch weiß und die nie von alleine ans Tageslicht kommen würde, dann kann das schlechte Gewissen ganz besonders schaden und sogar hinter Gitter führen. Darum geht es in diesem französischen Thriller. Der Protagonist, ein erfolgreicher Mittdreißiger, der sich in der Firma hochgearbeitet hat, zu Wohlstand gekommen und mit der Tochter des Chefs verheiratet ist, steht kurz davor den Posten des Schwiegervaters zu übernehmen als ihn die Moralkeule hart trifft und er meint jetzt das richtige tun zu müssen. D.h., sich bei dem Mann in persona zu entschuldigen, dem er vor vielen Jahren eine chemische Formel für ein mittlerweile zum Verkaufshit avanciertes Reinigungsmittel geklaut hat.

Es überrascht nicht, dass dieses Treffen nicht zum glückseligen Beichtabend wird, denn der Bestohlene ist sauer, will sich nicht mit einem Scheck über ein paar Tausende Euro abspeisen lassen sondern gerichtliche Schritte einleiten. Das kostet ihn das Leben. Etiennes Schulfreund erschlägt ihn. Spätestens jetzt hofft man auf einen Anzug der Spannungsschraube - aber es rührt sich fast nichts. Enttäuschend vor allem, dass Benoît Magimel (Intimate Enemies, Crime Insiders), bei weitem kein schlechter Schauspieler, die Figur des zum Mordkomplizen gewandelten Mannes zu leblos, zu zurückgenommen spielt, nur halbherzige Reaktionen zeigt und vor allem dumme Entscheidungen trifft. Regisseur Vigneron überlädt in seinem Kinodebüt den Protagonisten dermaßen mit Schuldgefühlen um die Handlung in eine konventionelle Richtung zu treiben, ist aber nicht in der Lage oder nicht willens die eigenen Vorlagen dramaturgisch geschickt auszuschlachten. Etienne hat Mitleid mit der finanzschwachen Tochter des Toten (Léa Seydoux, demnächst an der Seite von Tom Cruise in "Misson: Impossible 4" zu sehen), bezahlt die Beerdigungskosten und lässt sie in seiner geheimen Wohnung nahe der Uni wohnen. Er gibt auch dem Schulfreund (Francois-Xavier Demaison, Das Labyrinth der Wörter, Der kleine Nick) Geld um ihn loszuwerden. Prickelnde Konfrontationen Fehlanzeige. Der Film plätschert weiter vor sich hin.

Regisseur Vigneron, der das Drehbuch zusammen mit Laurent Tirad (Regisseur der sehenswerten Coming-of-Age-Komödie "Der kleine Nick" und Drehbuchautor von "Hochzeiten und andere Katastrophen") schrieb, bezeichnet seine Arbeitsweise als sehr analytisch und so wirkt auch der gesamte Aufbau der Geschichte. Zu lethargisch und überraschungslos verläuft die Geschichte, ein Eindruck der konträr zum Kinotrailer steht, der einen interessanten Thriller verspricht. Selbst das Einbringen einer zusätzlichen Bedrohung des Lebensplans von Etienne wie der plötzlich auftauchende potentielle Rivale um den sichergeglaubten Chefposten wirkt nur wie der Griff nach dem Strohhalm um mehr Dynamik in die Handlung zu bringen. Viele gute Möglichkeiten werden hier verschenkt und bis der plakative Fenstersturz kommt ist der Film auch schon fast vorbei und das Interesse des Betrachters am Schicksal der Hauptfigur kaum noch vorhanden. Einzig Julie Gayet (Mein bester Freund) als die mit dem Kinderwunsch beschäftigte und vom Elternhaus geprägte Ehefrau Etiennes vermag ihrer Figur einige interessante Aspekte abzugewinnen.

Blu-ray (Sunfilm, Code B, 93 min)

Den Film gibt's in guter Bild- und Tonqualität (Spezifikationen: 2.35:1 anamorph, 1080/24 HD; DTS-HD 7.1 in deutsch und französisch mit optionalen deutschen Untertiteln). Als Extras gibt es nur Trailer zum Hauptfilm und einigen weiteren Filmen aus dem Hause Sunfilm.

Nur schwer kommt dieser langatmige, inhaltlich schwach konstruierte Thriller um Ehrgeiz, Schuld und Sühne in Gang und enttäuscht vor allem durch das leblose Spiel seines Hauptdarstellers. Selbst für geduldige Genrefans gibt's hier außer einer ästhetischen Bildgestaltung wenig zu holen.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 08.04.2011

Spurlos

(Sans laisser de traces)

F 2009. Farbe. Originalsprache: Französisch. Länge: 93 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 10.03.2010 (F) 07.04.2011 (DVD-Premiere, D). Budget: n/a Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: Grégoire Vigneron. Buch: Grégoire Vigneron, Laurent Tirard. Kamera: Laurent Dailland. Schnitt: Valérie Deseine. Musik: Christophe Lapinta. Darsteller: Benoît Magimel, François-Xavier Demaison, Julie Gayet, Léa Seydoux, Jean-Marie Winling, Dominique Labourier, André Wilms, Stéphane De Groodt, Yves Jacques, Christelle Cornil, Georges Siatidis.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih