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2014

Bilder © Prokino
*** Slow West
john maclean


1870. Ein junger Schotte sucht die Frau, die er liebt – im Wilden Westen. Unterstützt wird er von einem mysteriösen Fremden.

Der Filmtitel gibt das Tempo vor. Langsam, sehr langsam bewegt sich die Geschichte auf ihren dramaturgischen Höhepunkt zum Ende hin zu. Ein Ende, das sich unser fest an die Liebe glaubender Protagonist nie erträumt hätte. Kodi Smit-McPhee (Let Me In), 17 Jahre jung, spielt den Naivling Jay Cavendish, der den weiten Weg von Europa nach Amerika gekommen ist um Rose Ross (Caren Pistorius) zu finden, die mit ihrem Vater gezwungenermaßen das Heimatland verlassen musste. Was genau dahintersteckt wird erst allmählich enthüllt, den neuen Wegbegleiter Silas Selleck (Michael Fassbender, The Counselor), ein gewiefter Cowboy, interessiert zunächst nur das Geld, dass er von dem Knaben für seine Reisesicherheitsgarantie erhält. Doch kann man ihm wirklich trauen ? Regisseur Maclean debütiert hier mit seinem ersten Langfilm, das Drehbuch hat er selbst geschrieben und er vermeidet ständig auf klassische Westernmotive zurückzugreifen. Seine Figuren sind mit dem Pferd unterwegs, das Ziel ist klar definiert. Unterwegs in der Natur sind die Gefahren ebenso vorhanden wie beim Kurzstopp im Hardwareladen einer verstaubten Stadt. Maclean zeigt den Überlebenskampf bei dem es oft tödlich endet zu viel Vertrauen zu verschenken. Dabei geht es nicht immer um eine Anhäufung von Reichtum sondern auch um das Stück Brot für die nächste Mahlzeit.

Dass Jay im Verlauf seiner Reise viel einstecken muss, sein Vorhaben aber nie aus den Augen verliert macht ihn sympathisch. Auch wie er sich einem fremden Lebensstil annähern muss um ein Mann zu werden. Maclean würzt seine Szenen dabei immer wieder mit komischen Momenten und unorthodoxen Problemlösungen (Beispiel: Wäschetrocknen während des Ritts). Fassbender, der schon während der Drehbuchschreibphasen in das Projekt involviert war, ist als Einzelgänger mit krimineller Vergangenheit gut besetzt. Auch die Nebenriege mit Ben Mendelsohn (Lost River) in der Schurkenrolle des Payne, einem Kopfgeldjäger, sorgt für abwechslungsreiche Momente. Kameramann Robbie Ryan (Philomena, Jimmy's Hall) liefert wunderbare, fast poetische Bilder (interessanterweise im 1.66:1-Format und nicht in Cinemascope), insbesondere beim mit fliegenden Kugeln bestücktem Finale im Weizenfeld. Gefunden hat man diese Locations nicht in Amerika sondern in Neuseeland und Schottland (was natürlich auch am Finanzierungsmodell liegt). Viele Zutaten passen hier also gut zusammen aber inhaltliche Ungereimtheiten (woher wissen die Kopfgeldjäger so genau Bescheid? Was interessiert die Justiz in Amerika ein Verbrechen in Europa?) und ein etwas zu träger Einstieg in die Geschichte schmälern etwas das Vergnügen.

Für Westernfans mal etwas anderes. Auch wenn hier nicht alles glückt zeigt Regisseur Maclean mit seinem Spielfilmdebüt, dass man ihn nicht aus den Augen verlieren sollte.

Text © Markus Klingbeil
24.07.2015

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Slow West

UK, Neuseeland 2014. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 84 Min Bildverhältnis: 1.66:1 Kinostart: 15.05.2015 (US) 30.07.2015 (D). Budget: n/a Regie: John Maclean. Drehbuch: John Maclean. Kamera: Robbie Ryan. Schnitt: Roland Gallois, Jon Gregory. Musik: Jed Kurzel. Darsteller: Kodi Smit-McPhee, Michael Fassbender, Ben Mendelsohn, Caren Pistorius, Edwin Wright, Andrew Robertt, Jeffrey Thomas.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih