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2014

Bilder © Shemaroo
**** Queen
vikas bhal


Eine junge Frau aus Delhi verarbeitet persönlichen Schmerz bei einer Reise nach Europa und trifft in Paris und Amsterdam auf kulturelles Neuland.

In den Kinos Indiens dominieren hochbudgetierte Eigenproduktionen mit männlichen Stars (Shahrukh Khan & Co.). Frauen sind da in der Regel schmuckes Beiwerk, die nicht nur selbst gut aussehen sondern auch den Helden besser aussehen lassen sollen. In kleineren Produktionen finden sich aber immer wieder starke Frauenrollen, die einen Film tragen können und auch dürfen. Wie z.B. in „Queen“, co-produziert von Anurag Kashyap, mit Kangana Ranaut (Tanu und Manu trauen sich) in der Hauptrolle. Sie spielt eine Frau, die noch nie im Ausland war und von Paris träumt. Dahin soll die Hochzeitsreise gehen doch zwei Tage vor dem Hochzeitstermin zieht Vijay (Rajkummar Rao, CityLights), ihr Auserwählter, die Reißleine und serviert sie trocken ab. Sie passt nicht mehr in seinen Lebensplan erklärt er der völlig überraschten Verlobten. In den Old-School-Bollywood-Filmen würde dieser Schocker nun entsprechend verarbeitet werden - laut, drastisch, mit übertrieben anmutenden Reaktionen. Vikas Bahl, der 2008 als Produzent ins Filmgeschäft einstieg, basiert die Geschichte für seine zweite Regiearbeit aber in der Realität, in der Normalität in der die Heldin des Stücks erst einmal einen Tag für sich im Zimmer still trauert und ihre Familie das auch respektiert. Sie lassen ihre Rani, die Vijay in glücklichen Tagen immer mit 'Queen' gerufen hat, sogar alleine auf die Hochzeitsreise gehen. Alles war ohnehin schon gebucht, das Sparschwein geleert, und als Ablenkung kann eine neue Kultur vielleicht Wunder wirken.

Was wir jetzt erleben ist die Entwicklung einer schüchternen, jungen Frau, die lernt selbstbewusster und mutiger ihre Ziele zu verfolgen, auch mal ausgelassen zu sein und Spaß zu haben. In Paris macht sie die Bekanntschaft mit der Halbinderin Vijayalakshmi (Lisa Haydon, The Shaukeens), ein lebenslustiges Zimmermädchen und Single-Mutter eines kleinen Jungen. In Amsterdam freundet sie sich in der Herberge mit drei Burschen an, einem Russen, einem Japaner und einem Franzosen. Herausgelöst aus einer verordneten Tradition, auf die auch Vijay besteht (in Rückblenden erfahren wir mehr über ihren Verlobten) erkennt sie, dass bei gegenseitigem Respekt der Umgang mit anderen, noch so „unpassend“ wirkenden Menschen, eigentlich kein Grund ist sich zu schämen. Dass Rani ihren Eltern aber via Skype nicht unbedingt auf die Nase bindet, dass in den Stockbetten in ihrem Herbergszimmer noch drei Männer übernachten, zeigt allerdings das manche Dinge nicht so schnell geändert werden können. Bahls Inszenierung wirkt aber nie belehrend, seine Figuren werden glaubwürdig gespielt. Auch den Blick zu Amsterdams Schaufensterdamen, den Orten käuflicher Liebe, scheut er nicht. Gedreht wurde der Film übrigens an Originalschauplätzen in Indien, Frankreich und der Niederlande. Etwa 90% des Films war im Kasten als Ende 2012 Kameramann Bobby Singh, 38, unerwartet verstarb. Für die verbleibenden Szenen engagierte man Siddarth Diwan. Was die Musik betrifft gibt es einen guten Mix aus modernen und traditionellen Einflüssen allerdings den realen Situationen angepasst und nicht in grell-bunten Traumtanzsequenzen verarbeitet.

DVD (Shemaroo, Codefrei, NTSC, 144 min)

Die indische DVD im Amaraycase (1 Disc)

Bild: 2.35:1 (anamorph). Leider ist das Shemaroo-Logo (Wasserzeichen unten rechts) ständig eingeblendet. Immerhin etwas dezenter als bei früheren Veröffentlichungen des Labels. Einblendung "Smoking Kills", wenn Zigarette zu sehen ist.
Untertitel: Englisch (optional)
Ton: DD5.1 Hindi, gut (DD2.0 Hindi ebenfalls verfügbar)
Extras:
-Interessantes Making of das die verschiedenen Aspekte der Produktion beleuchtet, auch der verstorbene Kameramann wird gewürdigt (Interviews in englisch, stellenweise in hindi ohne Untertitel; 22:46min; 2:35:1, 16x9).
-Trailer für andere Shemaroo-Filme.
-Die 12 Songs des Films kann man über ein separates Menü einzeln abspielen (35:13min).

Anmerkung: Zweimal findet Zensur statt. Ein „Fuck“ bleibt stumm, ist aber in den Untertiteln zu lesen. An anderer Stelle wird die Nahaufnahme eines roten BH verpixelt. Ein BH !!!

Sehenswertes, modernes indisches Kino. Kangana Ranaut darf zeigen was schauspielerisch in ihr steckt und liefert eine starke Performance ab.

Text © Markus Klingbeil
18.07.2015

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Queen

Indien 2014. Farbe. Originalsprache: Hindi, Englisch, Französisch. Länge: 144 Min (NTSC) Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 07.03.2014 (Indien) Budget: n/a Regie: Vikas Bahl. Drehbuch: Vikas Bahl, Chaitally Parmar, Parveez Sheikh. Kamera: Siddharth Diwan, Bobby Singh. Schnitt: Anurag Kashyap, Abhijit Kokate. Dialoge: Anvita Dutt, Kangana Ranaut. Musik: Amit Trivedi. Darsteller: Kangana Ranaut, Rajkummar Rao, Lisa Haydon, Mish Boyko, Jeffrey Chee Eng Ho, Marco Canadea, Yogendra Tikku, Alka Badola Kaushal, Chinmaya Aguarwal, Nayani Dixit, Sabeeka Imam.
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