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2007
Bilder © Sony
*** Die Todeskandidaten
scott wiper


Zehn Kriminelle, die in der Welt verstreut im Knast von korrupten Regimen auf ihre Hinrichtung warten werden von Millionär Breckel freigekauft. Auf einer einsamen Insel im südlichen Pazifik bekommen sie die Chance um ihr Leben zu kämpfen. Allerdings wird nur der letzte Überlebende freigelassen. 30 Stunden Zeit bleibt. Sonst geht die Sprengkapsel am Fußgelenk hoch. Und bei jedem Todesfall wird mitgefilmt.

Das Internet bietet viele Möglichkeiten des Informationsaustausches. Hilfreich ist das in vielen Situationen. Die Kommunikation untereinander wird erleichtert. Aber auch die Kenntnis über perfide Events und menschenverachtende Bilder und Filme verbreitet sich dadurch blitzschnell. Denn die Hemmschwelle in unserer Gesellschaft sinkt. Technischer Fortschritt hat eben immer auch seine Schattenseiten. Die macht sich in diesem harten Actionfilm auch Protagonist Breckel (Robert Mammone) zu eigen in dem er seine private Gladiatorenshow jedem zahlungswilligen Kreditkartenbesitzer via Live-Stream anbietet.

Dass Menschen zum Amüsement der einen und zur Strafe der anderen aufeinander gehetzt werden kennen wir bereits aus Filmen wie "Running Man" (1987) oder "Battle Royale" (2000). In "The Tournament" (2009) ist der Todesvoyeurismus einer Elite vorbehalten, wenn sich 30 Profikiller bis zum letzten Mann duellieren. Die Inszenierung eines Live-Snuff-Films, wie eine Reporterin Breckels Veranstaltung im Exkusiv-Interview nennt, verspricht aber auch hohen finanziellen Gewinn. 49.99 US-Dollar pro Registrierung und auf die niederen Instinkte und die Neugier von Bloggern und Forenteilnehmern kann man sich verlassen. Für den Millionär ist dies aber eher zweitrangig.

Es geht ihm darum die Konkurrenz zu demütigen und die Rekordquoten vom Superbowl zu übertreffen. Da sind dann auch manipulative Eingriffe ins "Spiel" kein Tabu und bei Folter und Vergewaltigung weicht die Kamera nicht zurück. Das Konzept eines gewalttätig wirkenden Films geht aber nur dann auf, wenn man eine entsprechende Besetzung vorzuweisen hat, die physisch in der Lage ist überzeugend zu agieren. Mit Muskelbergen wie Wrestling-Champ Steve Austin und Nathan Jones (an dem haben sich schon Tony Jaa und Jet Li die Zähne ausgebissen), sowie Bad Boy Vinnie Jones ist dafür bestens gesorgt.

Was das inhaltliche angeht so ist die Erwartungshaltung entsprechend gering was sich bei der Sichtung des Films auch als richtige Einschätzung erweist. Klugerweise legt Regisseur Scott Wiper, der das Drehbuch der Gebrüder Hedden mehrfach überarbeitete, seinem Star Steve Austin nicht allzu viele und kaum komplizierte Sätze in den Mund, so dass der 1,85m-Mann nicht als prügelnder Idiot wirkt. Der Background seiner Figur bleibt auch lange ungewiss, doch es ist ohnehin schnell klar, dass er der Gute der Schlägertruppe ist und Vinnie Jones als Schandmaul und Sadist agieren wird.

Auch wenn der harte, kompromisslose Stil an die Actionstreifen der 80er erinnert wirkt diese 2007er -Produktion nie billig heruntergekurbelt. Da hat man sich schon etwas Mühe gemacht die schöne Insellandschaft Australiens mitsamt Dschungelatmosphäre abzufilmen und einen ordentlichen optischen Eindruck zu kreieren. Für die Actionchoreographie wurde auf die Fähigkeiten eines Richard Norton zurückgegriffen, der seine Erfahrungen bei HK-Actionfilmen machte, sich u.a. mit Jackie Chan prügelte. Zugute kommt dem Film auch, dass die Akteure die meisten ihrer Stunts selber machten.

Dass "Die Todeskandidaten" kein stumpfes Gewaltepos ist liegt daran, dass die Autoren auch Platz schaffen für Charaktere, die ins Zweifeln geraten und mit sich selbst hadern, weil sie dazu beitragen, dass solch eine Show weitab des guten Geschmacks überhaupt auf Sendung gehen konnte. Denn wie grausam die zehn Sträflinge, darunter zwei Frauen, miteinander umgehen, das haben alle scheinbar wohl nie bedacht. Gewissensbisse schützen aber nicht davor, dass sie die Strafe für dieses Handeln in aller Härte treffen wird. Und diesbezüglich dreht der Film zum Schlussakt noch einmal heftig auf. Das wirkt dann allerdings zu effekthascherisch.

Steve Austin aka Stone Cold macht in seiner ersten Hauptrolle eine ordentliche Figur und nutzt seine limitierten schauspielerischen Fähigkeiten so, dass sie nicht wehtun. Dabei ist auch hilfreich, dass seine Figur eigentlich ein netter Bursche ist, der erst dann zum Todesengel wird, wenn man ihn bis aufs Blut reizt. Da ist es fast schon ein Überraschung welche Geduld er dem überdreht agierenden Vinnie Jones entgegen bringt. Als Mann fürs Grobe ist Jones, durch Guy Ritchies "Bube, Dame, König, GrAs" (1998) bekannt geworden, gut im Geschäft. Austin sieht man im August 2010 neben Sylvester Stallone im Actionkracher "The Expendables".

DVD (Sony, RC 2, 109 min)

Der Film wird auf der deutschen DVD im anamorphen 1.85:1-Bildformat präsentiert. Der Ton liegt in DD5.1 auf englisch und deutsch vor. Untertitel: englisch, deutsch. Die Extras (alle deutsch untertitelt): Zwei Audiokommentare (#1 mit Regisseur Wiper / #2 mit Regisseur Wiper und Steve Austin); Capital Carnage 1998 (4 min): Vinnie Jones trifft Stone Cold bei einer WWE-Veranstaltung; Stone Cold im Movieworld Australien (2 min): Autogrammstunde mit dem Wrestler; Making of (38 min): Hier erfährt man einige interessante Hintergrundinfos, z.B. Über die Actionszenen; Vergleich: Storyboard/Film (6 min); Trailer von Urban Justice - Blinde Rache, 8 Blickwinkel, The Tudors, Die Solomon-Brüder

Sehr harter, brutaler Actionfilm, der an die umbarmherzigen Streifen der 80er Jahre erinnert. Inhaltlich zwar manchmal unlogisch aber immerhin nicht so dumm wie manch andere Videotheken-Actioner dieser Tage, die mit einem Schwall an furchtbaren Dialogen nerven. Für Genrefans also durchaus annehmbar, da auch Wrestler Stone Cold Steve Austin in seiner ersten Hauptrolle passabel agiert.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 26.12. 2009

Die Todeskandidaten

(The Condemned)

USA 2007. Farbe. Originalsprache: Englisch, deutsch, spanisch. Länge: 109 Min. Bildverhältnis: 1:85:1 Kinostart: 27.04.2007 (USA) 29.11.2007 (D). Budget: - Einspiel: - Regie: Scott Wiper. Buch: Rob Hedden, Andy Hedden, Scott Wiper. Screenplay: Rob Hedden, Scott Wiper. Kamera: Ross Emery. Schnitt: Derek Brechin. Musik: Graeme Revell. Darsteller: Steve Austin, Vinnie Jones, Robert Mammone, Tory Mussett, Manu Bennett, Rick Hoffman, Masa Yamaguchi, Nathan Jones, Madeleine West.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih