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2010
Bilder © 20th Century Fox
** Predators
nimród antal


Acht Fremde, darunter eine Frau, werden in einem Dschungel auf einem unbekannten Planeten ausgesetzt. Anfängliches Misstrauen gegeneinander muss aber bald einer Kooperation dieser erzwungenen Überlebensgemeinschaft weichen, den eine außerirdische Lebensform macht Jagd auf sie.

Fast genau 23 Jahre ist es bereits her, dass sich Arnold Schwarzenegger im Dschungel mit fiesen Kreaturen herumschlagen musste, die ihm nach dem Leben trachteten. Ein kerniges Machoabenteuer, wie es die 80er Jahre so einige hervorgebracht hat. Eine Fortsetzung ohne Schwarzenegger folgte drei Jahre später und auch zwei filmisch begleitete Konfrontationen mit HR Gigers "Alien"-Monstern wurden 2004 und 2007 gedreht. Einen dritten "Stand-Alone"-Predator-Film wollte Robert Rodriguez schon in den 90ern drehen und er hatte noch bevor er "Desperado" in Angriff nahm eine Geschichte zu Papier gebracht, die Schwarzeneggers Figur involviert.

Die Version, die wir jetzt im Kino sehen wurde allerdings gründlich überarbeitet, vor allem ja deswegen weil Schwarzenegger aufgrund seines politischen Engagements als Gouverneur von Kalifornien nicht zur Verfügung steht (ab 04.01.2011 wäre er wieder frei). Für ein Cameo hat es wegen terminlicher Zwänge auch nicht gereicht. Dieses Zeitproblem hatte Rodriguez selbst auch, denn ursprünglich sollte er die Regie führen (mit den Dreharbeiten von seinem eigenen Film "Machete" wurde er erst zwei Wochen vor Drehbeginn von "Predators" fertig, so daß der jetzige Veröffentlichungstermin von "Predators" nicht hätte eingehalten werden können). Stattdessen inszeniert nun der Ungar Nimród Antal, der nach seinem Festivalhit "Kontroll" (2003) bereits zwei Filme in den USA gedreht hat, zuletzt den bei uns fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit gelaufenen Geldtransport-Thriller "Armored".

Ganz ohne Rodriguez, einem erklärten Fan der bisherigen zwei Filme, wollte das Produktionsstudio die Neuauflage allerdings nicht angehen und so wurde der Texaner als Produzent engagiert um das Projekt mit seinem Input zu begleiten was die Fans mit Erleichterung registrierten. Ob die Story, erdacht von den Newcomern Alex Litvak und Michael Finch, aber mit Rodriguez auf dem Regiestuhl wirklich packender umgesetzt worden wäre darf bezweifelt werden. Wirklich überraschendes wird hier nämlich nicht geboten und selbst die für ein schlichtes Buschabenteuer im Retrostil erwartete Härte bleibt aus. Und das obwohl weitgehend auf CGI-Effekte verzichtet wurde und mit den Gore-Experten von KNB FX Leute am Set waren, die wissen wie es geht (da wurde wohl Material für die unrated DVD/Blu-ray-Version gespart).

Rodriguez hat im Vorfeld kräftig die Werbetrommel für die Rückkehr der mit einer effizienten Tarnvorrichtung und präzisen Tötungswerkzeugen ausgerüsteten, übermannsgroßen Außerirdischen gerührt. In einem Live-Chat Ende März beantwortete er z.B. willig die Fragen der Fans aus aller Welt und versprach Action, Spannung und Gore ohne dass dabei die Charaktere vernachlässigt würden. So recht funktioniert letzteres bei dieser schleichenden Dezimierung seiner acht Protagonisten aber auch nicht. Wir erfahren immerhin, dass alle mit dem Töten von Menschen vertraut sind, sie Soldaten sind, Söldner oder Mörder. Nur einer scheint da nicht hineinzupassen - ein wie ein Bübchen wirkender junger Arzt, gespielt von Topher Grace (Valentinstag).

Schwerbewaffnet sind sie fast alle und aus Flugzeugen mit dem Fallschirm wurden sie abgeworfen. Wer wohl der Schuldige für ihre Misere ist ? Aber es dauert dann doch eine ganze halbe Stunde bis das erste mal die Büsche und Bäume unorthodox durch Kugeleinschläge gefällt werden. Spannend wird's aber nicht wirklich, da sind selbst die Todesfallen im Dschungel nur ein Punkt auf der genreüblichen Checkliste des Survival-Horrors. Wer diesen faden Murks überleben wird ist auch nicht schwer zu erraten. Ein potentieller Kandidat ist Adrien Brody, einst Oscargewinner aber nicht erste Wahl der Produzenten als Actionheld. Irgendwie hat er doch den Job bekommen, sich ordentlich Muskeln antrainiert um wie einst Arnie mit schlammbedecktem Körper den ungleichen Kampf mit seinen technisch überlegenen Gegnern aufzunehmen. Überzeugend agiert Brody, kürzlich erst mit dem B-Movie "Splice - Das Genexperiment" im Kino, aber nicht.

Als potentielle Opfer der Predatoren bewerben sich Walton Goggins (The Shield), Oleg Taktarov (Helden der Macht) und Kultfigur Danny Trejo, der demnächst in Rodriguez' anderem Film als Machete-Held Titelfigur sein wird. Auch ein Yakuza gesellt sich zu der Gruppe und man kommt in den Genuss fernöstlicher Kampfkunst. Als hätte man das nicht oft woanders weitaus besser gesehen. Den rechten Durchblick bei seinem Miniauftritt hatte Laurence Fishburne (Matrix-Trilogie) wohl auch nicht sonst hätte er sich nicht eigens für diesen peinlichen Auftritt aus seinem CSI-Labor gewagt. Bei der obligatorischen Kampfamazone hätte man eigentlich Michelle Rodriguez erwartet aber man entschied sich für die weniger bekannte Nichte von Sonia Braga. Mehr als eine physische Herausforderung dürfte die Rolle ohnehin nicht gewesen sein.

Die vertraute Predator-Kreatur (das alte Modell) aus den 80ern ist zwar (auch) wieder mit dabei aber das reicht nicht um dieses Macho-Abenteuer ohne echte Machos als sinnfreie, spaßige Unterhaltung hinzunehmen. Zu langatmig geht es voran, die Action wirkt halbgar und überraschungsarm. Statt einen Spannungsaufbau zu forcieren enttäuscht Regisseur Antal mit seiner 08-15-Inszenierung und einer langweiligen Szenenabfolge. Das wirkt so als hätte er mit angezogener Handbremse gearbeitet. Dabei hatte Antal doch laut Rodriguez freie Hand bei der Gestaltung seiner Sci-fi-Horror-Vision.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 13.07.2010

Predators

USA 2010. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 106 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 09.07.2010 (USA) 08.07.2010 (D). Budget: 40 Mio. USD Einspiel: 24.8 Mio. USD (USA) 42.8 Mio. USD (weltweit) Regie: Nimród Antal. Buch: Alex Litvak, Michael Finch. Characters: Jim Thomas, John Thomas. Kamera: Gyula Pados. Schnitt: Dan Zimmerman. Musik: John Debney. Darsteller: Adrien Brody, Topher Grace, Alice Braga, Walton Goggins, Oleg Taktarov, Laurence Fishburne, Danny Trejo, Louis Ozawa Changchien, Mahershalalhashbaz Ali, Carey Jones, Brian Steele, Derek Mears.

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