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2013

Bilder © Tiberius Film
**** Paris Countdown - Deine Zeit läuft ab
edgar marie


Eine falsche Entscheidung vor sechs Jahren hat die Freundschaft von Viktor und Milan beendet doch nun ist der Tag gekommen sich gemeinsam einem alten Feind zu stellen.

Es beginnt in Mexiko, ein Deal läuft schief, die Polizei greift drei Franzosen auf. Unter brutaler Folter verrät einer den anderen um die eigene Haut und das Leben des Freundes zu retten. Der dritte bleibt auf der Strecke - vorerst. Es sind Geldschulden, die die beiden Pariser Nachtclubbesitzer Viktor (Jacques Gamblin, The Blind Man) und Milan (Olivier Marchal, Crime Insiders) in diese Situation gebracht haben und Milans schnelle Lösung wieder das Bankkonto auszugleichen ist grandios schiefgelaufen. Nun kommt der dritte Mann, Serki (Carlo Brandt, 22 Bullets), unerwartet zurück nach Paris. Er will den Kopf von Milan. Die Geschichte könnte nun leicht in eine konventionelle Richtung führen in dem die beiden alten Freunde mit gezückten Waffen heldenhaft gegen Serki in den Kampf ziehen. Doch Regisseur Edgar Marie, der auch das Drehbuch geschrieben hat beschreibt hier zwei Männer um die 50, die Familienväter, Geschäftsmänner aber keine Gangster, keine Killer sind. Sie verdienen zwar mit dem Nachtleben ihr Geld – Viktor hat ein Nobelrestaurant, Milan ihren einst gemeinsamen Nachtclub zum angesagten Szenetreff ausgebaut – halten sich aber aus kriminellen Geschäften raus. Das Erlebnis Mexiko hat sie geprägt, Viktor besonders, wurde doch bei den Misshandlungen beim Verhör das Trommelfell auf beiden Seiten geschädigt, so dass er seitdem auf ein Hörgerät angewiesen ist.

„Paris Countdown“ ist ein Film, der seine Spannung aus dem wieder zueinanderfinden alter Freunde bezieht während die dunklen Wolken aufziehen. Es geht um zwei Personen, die sich charakterlich deutlich unterscheiden. Auf der einen Seite Viktor, der ruhige, anständige Zeitgenosse, der das Problem gewaltlos lösen will und auf Verhandlung setzt. Jacques Gamblin ist für diese Rolle eine gute Besetzung. Im Gegensatz dazu Milan, der nicht zum Familienmensch taugt, Champagner und Prostituierte, den Luxus den ihm sein beruflicher Erfolg möglich macht, genießt. Geschieden ist er jetzt. Weglaufen will er aber nicht, lieber sich dem Problem stellen. Olivier Marchal, der sich selbst in den letzten Jahren als Regisseur und Autor von französischen Polizei- und Gangsterfilmen/ -serien einen Namen gemacht hat (Gangsters, A Gang Story) überzeugt hier auch in einer Hauptrolle. Er und Regisseur Marie sind befreundet, Marie hat Drehbücher für zwei Folgen der sehenswerten Krimiserie „Braquo“ geschrieben und mit Marchal an „A Gang Story“ gearbeitet. Was an „Paris Countdown“ besonders positiv auffällt ist das visuelle und musikalische Konzept mit dem Marie seine Geschichte umsetzt. Edel durchgestylte Bilder mit einer prächtigen Farbgebung und ausgeklügelter Lichtsetzung, indoors und outdoors, eingefangen vom belgischen Kameramann Danny Elsen (Loft – Tödliche Affären). Veredelt werden die Bilder durch einen packenden Elektrosound (mit Titeln von Yuksek, C2C, Lindstrøm und Apparat)

Wer dem Film etwas Zeit gibt die Story und die Charaktere zu entwickeln der wird in den zweiten 45 Minuten des nur anderthalb Stunden langen Films auch in Puncto Action belohnt. Die Hatz durch ein nächtliches Paris geschieht zu Fuß oder als Verfolgungsjagd mit dem Auto, denn die beiden Schergen von Serki lassen sich nicht so einfach abschütteln. Kurze, handfeste, brutale Auseinandersetzungen bei denen das Blut fließt gehören auch dazu. Ein Highlight sicher die superb inszenierte Zeitlupenhommage ans Kugelballettkino eines John Woo und Sam Peckinpah. Die französische Kritik fand es aber nicht so toll, hat den Film nicht nur wegen seiner offensichtlichen Referenzen (man erinnere sich auch an die letzten Filme von Nicolas Winding Refn) in Grund und Boden gestampft, auch das Publikum konnte mit dem Film nichts anfangen. Edgar Maries Regiedebüt floppte böse. Sicher ein Grund warum „Le Jour attendra“ (so der Originaltitel) für den deutschen Markt gleich auf Blu-ray/DVD ausgewertet wurde. Aber generell hat es französische Genrekost schwer hier ins reguläre Kinoprogramm zu kommen. Alle paar Jahre passiert das aber doch und man darf gespannt sein ob der Actionthriller „Mea Culpa – Im Auge des Verbrechens“ von Fred Cavayé im Verleih von 20th Century Fox tatsächlich im September 2014 auf der großen Leinwand gespielt wird. Bei dem Film hat übrigens wieder Danny Elsen für die Bildkompositionen gesorgt.

Blu-ray (Tiberius Film, Code B, 90min)

Bild: 2.35:1 / 1080p (anamorph); gut.
Untertitel: deutsch (optional).
Ton: DTS-HD 7.1 Deutsch, etwas enttäuschend, da leider zu leise aufgenommen und damit weniger druckvoll als erhofft (eine französische DTS-HD 7.1-Spur ist ebenfalls vorhanden).
Extras: Trailer (dt./frz.).

Ein langsam anziehender Thriller mit klasse Bildsprache und coolem Soundtrack.

Text © Markus Klingbeil
03.08.2014

Paris Countdown - Deine Zeit läuft ab
(Le jour attendra)

F 2013. Farbe. Originalsprache: Französisch. Länge: 90 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 24.07.2013 (F). Budget: 2.6 Mio. Euro Regie: Edgar Marie. Drehbuch: Edgar Marie. Kamera: Danny Elsen. Schnitt: Carlo Rizzo. Musik: n/a. Darsteller: Jacques Gamblin, Olivier Marchal, Carlo Brandt, Reda Kateb, Igor Skreblin, Francis Renaud, Anne Charrier, Laure Marsac
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih