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1980
Bilder © Blue Underground
**** Nightmare City
umberto lenzi


Dean Miller (Hugo Stiglitz), TV-Reporter, fährt zum Flughafen um einen Professor wegen eines Chemieunfalls zu befragen. Dort angekommen muss er mit ansehen wie die Passagiere der Militärmaschine am Flughafen über Polizei und Militär herfallen und töten. Miller kann flüchten, doch die radioaktiv verseuchten Personen ziehen wie Heuschrecken durchs Land.

Eins vorneweg: "Nightmare City" ist kein Zombie-Film. Regisseur Umberto Lenzi selbst sagt: "They aren't zombies, but real living men infected by a form of radiation created by a nuclear disaster." Wenn also die Infizierten wie Vampire über andere Menschen herfallen und bevorzugt in den Hals beißen um Blut zu trinken, dann nur deshalb, weil ihre eigenen roten Blutkörperchen zerfallen. Und kein Opfer dieser äußerlich zu Monstern mutierten Menschen steht wieder auf. Wer stirbt, der stirbt. Da gibt's kein Wiederkommen. Die Produzenten hingegen wollten einen Film, der in die Zombie-Richtung à la Romeros "Dawn of the Dead" und Lucio Fulcis "Zombi 2" geht und darauf war das von drei Schreibern gefertigte Drehbuch auch ausgerichtete, als Lenzi mit an Bord des Projektes kam.

Lenzi, der normalerweise seine eigenen Stories verfilmt war aber nicht daran interessiert einen bloßen Abklatsch des Zombie-Themas zu machen und so änderte er einige entscheidende Details. Ausgangspunkt ist also ein Chemieunfall mit radioaktiven Substanzen, der Tausende von Menschen verseucht und sie in blutdürstige Kreaturen verwandelt, die allerdings keine Schlaftabletten wie Romeros Zombies sind, sondern flinke Monster, die koordiniert Menschen jagen und töten. Zwar sprechen sie nicht mehr, doch der Gebrauch von Schusswaffen oder Messern geht ihnen leicht von der Hand. Wie eine fortschreitende Krankheit für die es keine Heilung gibt, drücken sich die Spuren der Infizierung vorwiegend in einer Degeneration der Kopf- und Gesichtshaut aus.

Störfälle in Kernkraftwerken gibt es heute und gab es in der Vergangenheit immer wieder. Lenzi bezieht sich in seiner Geschichte auf einen Vorfall in Italien im Jahre 1970 als in der Nähe von Mailand eine Chemiefabrik explodierte und die Dunstwolke das Land im Umkreis von mehreren Kilometern kontaminierte. Die Thematik der Gefahr eines Störfalles war auch schon einmal für Hollywood interessant. 1983 drehte Mike Nichols mit "Silkwood" einen Beitrag zur Sicherheit in Kernkraftwerken. Dafür hagelte es fünf Oscarnominierungen. Die gabs für Werke von Umberto Lenzi natürlich nie, sind seine Filme doch eher berüchtigt als berühmt. "Cannibal Ferox" , "Eaten Alive" und "Man from Deep River" zählen zu den Filmen, die ihm in gewissen Kreisen Kultstatus eingebracht haben und sich exploitativ mit kannibalistischen Ritualen beschäftigen.

Doch wie viele seiner italienischen Kollegen (z.B. Lucio Fulci, Sergio Martino) hat auch Lenzi nicht nur Splatter-Horror inszeniert sondern eine Vielzahl von Genres filmisch "bereichert". Sei es Selbstjustiz-Action (Syndicate Sadists), Polizeithriller (Almost Human) oder Giallo (Seven Blood Stained Orchids) um nur ein paar Beispiele seiner 66 Filme umfassenden Karriere zu nennen. "Nightmare City" gehört sicher zu den besseren seiner Filme, ist die Hetzjagd des Journalisten und seiner Frau im Auto und zu Fuß raus aus einer nicht näher beschriebenen Stadt spannend und abwechslungsreich. Natürlich spart Lenzi nicht mit Gore-Effekten, die in regelmäßigen Abständen die Leinwand rot färben. Dass der Film einen nicht unwichtigen Platz im Horrorgenre hat zeigte nicht erst zuletzt Robert Rodriguez Film "Planet Terror", einer Hommage an die Trash-Horror-Streifen der 70er in dem einige Ideen von "Nightmare City" untergebracht werden, insbesondere die Sache mit der chemischen Verseuchung als Ausgang einer tödlichen Katastrophe.

Und man sollte nicht Danny Boyles "28 Days Later" vergessen, dessen Kreaturen, Infizierte eines Virus, das Verhaltensmuster von Lenzis Monstern haben - schnell, aggressiv und tödlich, falls sie dich erwischen. Bei Boyle allerdings verbreitet sich die Infizierung noch mal schneller, weil die Opfer nicht immer getötet werden. Auch Zac Snyders Remake von "Dawn of the Dead" lässt seine aggressiven Killer mit Karacho und ohne Geschwindigkeitsbegrenzung auf die konsternierten Menschen los. So oder so, ob echter Zombie oder nur Infizierter, "Aim for the Brain" empfiehlt der General in "Nightmare City", denn Verletzungen am Körper können die mutierten Kreaturen kompensieren und die Zellen sich wieder regenerieren ("like superman").

Und wie schon bei "Night of the Living Dead" (1968) ist auch das Verbrennen der blutrünstigen Angreifer ein probates und endgültiges Mittel. Dass sich die Protagonisten auch hier oft etwas dümmlich verhalten ist man im Horror-Genre gewohnt, versuchen die Drehbuchautoren doch so viele brenzlige Situationen zu konstruieren wie möglich. Und so hat auch der Special-Effects-Meister Pino Ferrante genug zu tun um die grotesk-verfallenen Gesichter oder was von ihnen übrig blieb zu gestalten und die zahlreichen Splatterszenen zu variieren. Das Makeup wirkt dann nicht immer überzeugend aber bedenkt man die schmalen Budgets mit denen die Filmemacher damals arbeiten mussten, lassen sich auch diese Missgriffe verschmerzen.

Auch dass der mexikanische Darsteller Hugo Stiglitz (kein Wunschkandidat von Lenzi; der wollte lieber Fabio Testi, Franco Nero oder John Saxon) und seine Partnerin Laura Trotter im Verlauf des Films durch ihre schauspielerischen Leistungen keinen erinnerungswürdigen Eindruck hinterlassen ist kaum verwunderlich, denn die Dialogqualität und die Vortragsweise ist unausgewogen - mal unfreiwillig komisch, mal bierernst vorgetragen. Der dieses Jahr mit 90 Jahren verstorbene US-Schauspieler Mel Ferrer steht in einer Nebenrolle als General Murchison stellvertretend für das machtlose Militär, das die katastrophale Lage erst nicht ernst nimmt, der Öffentlichkeit verschweigt und lange Zeit unangemessen reagiert. Ferrer spielte in seiner langen Karriere in einigen Italo-Streifen mit und arbeitete dabei mehrmals mit Regisseur Sergio Martino zusammen.

DVD (Blue Underground, NTSC, codefrei)

Die DVD ist die Neuauflage der AnchorBay DVD aus dem Jahre 2002. So sind die Eigenschaften der vorliegenden Disc identisch mit dem Vorgänger. Das Bild hinterlässt einen guten Eindruck, lässt außer Schärfe wenig vermissen und wird im Originalformat 2.35:1 (anamorph) präsentiert. Der englische Ton kommt in Mono. Als Extras gibt's die Textbio von Umberto Lenzi und ein 13-minütiges Interview mit dem Regisseur, der über die Entstehungsgeschichte von "Nightmare City" informiert und kein gutes Haar an seinem Hauptdarsteller Hugo Stiglitz lässt.

Umberto Lenzi zeichnet das düstere Szenario eines nuklearen Vorfalles, der betroffene Menschen in blutdürstige Kreaturen verwandelt. Sie sind keine Zombies aber gnadenlos im Umgang mit den überraschten Menschen und sie fallen über die Städte her wie Heuschrecken. Das ist trotz offensichtlicher Budgetgrenzen spannend gemacht aber auch pessimistisch und brutal in der optischen Vermittlung dieser Katastrophe. Da wirkt Lenzis Film aus heutiger Sicht wie eine Fundgrube für Hollywoods Genre-Filmer.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 13.12.2008

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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