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2013

Bilder © EuroVideo


BLU-RAY

ab

28.05.14
**** Lunchbox
ritesh batra


Ein kurz vor der Frühpensionierung stehender Mann bekommt eines Tages das falsche Essen zur Arbeitsstelle gebracht. Als das nächste Mal noch ein Briefchen mit dabei ist kommt die Kommunikation zu einer ihm unbekannten jüngeren Frau in Gang.

In Mumbai, der bevölkerungsreichsten Stadt Indiens, gibt es ein ausgeklügeltes System der Essenslieferung. Die sogenannten Dabbawalas sorgen dafür, dass das Mittagessen der Büroangestellten von zu Hause oder einem Restaurant abgeholt und pünktlich zur Arbeitsstelle geliefert wird. Fehllieferungen kommen so gut wie nie vor. In Ritesh Batras ersten abendfüllenden Spielfilm kommt es aber zu einer Verwechslung, so dass der in der Schadensabteilung arbeitende Witwer Saajan Fernandes (Irrfan Khan, Knock Out) eines Tages ein unglaublich leckeres Essen serviert bekommt. Die leere Essensbox geht zurück an die Absenderin, eine junge verheiratete Frau mit Kind. Ila (Theaterschauspielerin Nimrat Kaur), hocherfreut, merkt aber bald, dass nicht der ihr gegenüber distanziert agierende Ehemann ihre Kochkünste zu schätzen wusste und legt dem Mittagessen am nächsten Tag eine schriftliche Notiz bei. Zwischen Saajan, dem Einzelgänger, und Ila, der unglücklichen Ehefrau, beginnt eine aufregende durchs Essen geförderte Brieffreundschaft, die aber glücklicherweise nicht in abgedroschene Romantikgefilde à la Hollywood abdriftet. Eine dritte Figur, Shaikh (Nawazuddin Siddiqui, Gangs of Wasseypur), der anhängliche neue Arbeitskollege und als Nachfolger von Saajan vorgesehen, sorgt durch seine Art für zusätzliche Abwechslung.

„Lunchbox“ gibt einen faszinierenden Einblick in die indische Kultur mit Mumbai als Schauplatz und seinen vor Menschen überquellenden Straßen und Zügen. Batra schafft es dabei mit einfachen Mitteln eine interessante Geschichte von Menschen zu erzählen, deren Leben aus der Balance geraten ist. Der Verlust eines geliebten Menschen, das Fehlen von Familie, Anerkennung, Vertrauen bekommt hier Gesichter, die sich im Verlauf der Geschichte aufhellen, weil eine Veränderung geschieht und auch notwendig ist. Große, überschwängliche Gefühlsausbrüche, die man vom kommerziellen indischen Kino mit seine Superstars kennt sind hier fehl am Platz und klugerweise auch bei Batras Inszenierung nie ein Thema. Stattdessen gibt es gut beschriebene Charaktere und einen feinen Humor, der besonders auch in den USA, der wichtigste Auslandsmarkt für indische Filme, sein Publikum fand. „Lunchbox“ erzielte dort sogar höhere Einnahmen als teure Bollywoodstreifen wie „Agneepath“ und „Krrrish 3“. Verwunderlich ist aber, dass Ritesh Batras Film, durch große Festivals (u.a. Cannes, Toronto) gehypt, von der indischen Filmkommission nicht für die Auswahl zur Oscarnominierung (bester ausländischer Film) eingereicht wurde, sondern man sich für einen unbekannteren Film („The Good Road“) entschied (der sich aber nicht für die besten fünf qualifizieren konnte).

Insbesondere einer der vielen Produzenten (insgesamt etwa zwei Dutzend werden angegeben ) von „Lunchbox“, Regisseur/ Drehbuchautor Anurag Kashyap (Gangs of Wasseypur), war besonders verärgert und tat das öffentlich kund bevor er seinen Twitter-Account löschte. Für ihn war die Art und Weise wie diese Entscheidung zustande kam eine Niederlage für das unabhängige Kino („I have lost faith in everything“). Die Lust am Kino machen hat er aber nur kurzfristig ruhen lassen. Sein neuer Film „Bombay Velvet“ mit Ranbir Kapoor startet Ende 2014 in indischen Kinos und zwei weitere Werke aus seinem Produktionshaus sind auf dem Weg der Öffentlichkeit präsentiert zu werden.

Blu-ray (EuroVideo, Code B, 105 min)

Bild: 2.35:1 (16x9); gut.
Untertitel: deutsch (optional)
Ton: DTS-HD 5.1 Deutsch; Frontlastig, Surroundsound merkt man besonders bei Zugfahrten (zusätzlich: DTS-HD 5.1 Hindi)
Extras: Audiokommentar mit Regisseur und Hauptdarstellern (englisch mit deutschen Untertiteln); Interview mit Regisseur Ritesh Batra bei seinem Cannes-Aufenthalt 2013 (8 min; 16x9; englisch mit deutschen Untertiteln), deutscher Kinotrailer, Programmhinweis (7 weitere Trailer), 24-seitiges Booklet mit mehreren indischen Rezepten vom Film und einem Text über Mumbais Geschichte.

Drei gute Darsteller. Eine Millionenmetropole. Mehrere leckere Essen. Eine unterhaltsame Geschichte.

Text © Markus Klingbeil
27.05.2014

Lunchbox
(Dabba)

Indien/Frankreich/Deutschland/USA 2013. Farbe. Originalsprache: Hindi. Länge: 105 Min Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 20.09.2013 (Indien). 21.11.2013 (D) Budget: 1 Mio. USD Regie: Ritesh Batra. Drehbuch: Ritesh Batra. Kamera: Michael Simmonds. Schnitt: John F. Lyons. Musik: Max Richter. Darsteller: Irrfan Khan, Nimrat Kaur, Nawazuddin Siddiqui, Lillete Dubey, Nakul Vaid, Bharati Achrekar, Yashvi Puneet Nagar, Denzil Smith, Shruti Bapna, Nasir Khan.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih