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2010

Bilder © EROS
**** Knock Out
mani shankar


Ein Mann steht in einer öffentlichen Telefonzelle an einer Straßenkreuzung in Mumbai. Auf ihn ist das Gewehr eines Scharfschützen gerichtet. Nur wenn er den Anweisungen des Mannes am anderen Ende der Leitung folgt besteht eine Chance, dass er mit dem Leben davonkommt.

Die Ausgangssituation wirkt vertraut. Gab es das nicht schon einmal ? Richtig, denn diesmal ist Hollywood Ideengeber für ein inoffizielles Remake. Regisseur Mani Shankar greift für seinen fünften Film auf den Thriller „Phone Booth“ von 2003 zurück, verändert und verlängert aber die Geschichte, so dass man selbst wenn man Joel Schumachers Werk schon kennt nicht gelangweilt wird. Statt Kiefer Sutherland und Colin Farrell sehen wir nun Sanjay Dutt (Mission Kashmir, Munna Bhai M.B.B.S.) und Irrfan Khan (Life of Pi, Slumdog Millionär) in den Hauptrollen, zwei Stars des indischen Kinos. Der erste sichtbare Unterschied ist der, dass Dutt nicht nur die Stimme des Scharfschützen ist sondern im Gegensatz zu Sutherland auch von Anfang an im Bild zu sehen ist. Dutts Figur wird als intelligenter, zielstrebiger Mann gezeichnet, der mit Präzisionstechnik arbeitet, sich nur auf sich selbst verlässt und mit einem ausgeklügelten Plan sein Opfer in Schach hält. Mehrere Aufgaben müssen erfüllt werden. Wie Farrell im US-Film wird auch Irrfan Khans Figur vom die Lage kontrollierenden allzu selbstsicheren Typen im Verlauf der Handlung unter Normalmaß zusammengestaucht. Spätestens als ein Mann vor der Telefonzelle erschossen wird und Tony Khosla (Khan) begreift, dass es kein Zufall ist, dass ausgerechnet er im Fadenkreuz des Killers steht. Zuviel weiß der Unbekannte über ihn und der meint es ernst.

In „Knock Out“ geht es nicht um einen Psychopathen, dem nur eine Laus über die Leber gelaufen ist. Shankar verändert die Geschichte und macht sie zum Politthriller um Korruption und deren Folgen, über die Ungerechtigkeit mit der der kleine Mann behandelt wird während sich bestimmte Personen die Taschen vollstopfen. Wohlstand, Geld und Macht als Antriebsfedern, die zu kriminellen Taten motivieren. Auch Tony Khosla, verheiratet und Vater einer kleinen Tochter, hat sich bereichert, hat gelogen und betrogen ohne Rücksicht auf andere. Wird er deswegen bestraft ? Dutt ist daher das personifizierte schlechte Gewissen bei dem man aber lange nicht weiß welcher Eigennutz tatsächlich dahintersteht. Ein Geständnis Tonys muss her und alle sollen es hören – die Medien, die Cops, die eigene Familie. Trotzdem bleibt Zeit für ein kleines Tänzchen. Das ist allerdings Teil der Aufgaben und keine bollywoodtypische Item-Musical-Nummer, wofür der indische Film ja berühmt ist und gleichsam von vielen geliebt und gehasst wird. Das verbale Duell zwischen Dutt und Khan, optisch auch durch Splitscreen verdeutlicht, peppt Regisseur Shankar mit einigen Actionszenen auf bei denen sowohl kräftig geschossen wird als auch handgreifliche Auseinandersetzungen stattfinden. Dafür importiert man extra zwei Kampfspezialisten aus Europa, den Engländer Joey Ansah und den Kroaten Silvio Simac. Die Namen dürften aber nur den eingefleischten Fans ein Begriff sein.

Erinnerungswürdig ist aber zweifelsohne Ansahs Auftritt als Killer Desh in „Das Bourne Ultimatum“ als er in der Tanger/Marokko-Sequenz eine fulminante Kampfszene mit Matt Damon absolvierte (ja, der war das!) was man wohl auch in Indien registriert hat. Sanjay Dutt muss es ausbaden. Das Ergebnis ist zwar kein Meilenstein aber diese Sequenz kann man durchaus als gelungen bezeichnen und wirkt nicht so überzogen wie man es in vielen indischen Action(komödien) der letzten Jahre zu sehen bekommen hat. Nicht ganz so prickelnd ist der nachfolgende Kampf um Leben und Tod zwischen Dutt und Simac. Ein „Kinogesicht“ hat Simac sicher nicht und eine Erinnerung an Auftritte in „Transporter 3“ oder „D.O.A.-Dead or Alive“ ist längst verblasst. Text haben die Burschen nicht und auch den weiblichen Nebenfiguren wird diesbezüglich nicht viel abverlangt. So sind diese Charaktere auch wenig interessant. Kangana Ranaut (Tanu und Manu trauen sich, Fashion) spielt die TV-Reporterin, die das Drama vor Ort begleitet und sich für das Wohl des Landes oder ihre Karriere entscheiden muss. Rukhsar (Sarkar) verkörpert die vom heimlichen Treiben ihres Ehemannes Tony überraschte Frau, muss also mehr mimisch arbeiten.

DVD (EROS International, Codefrei, NTSC, 111 min)

Die britische DVD im Amaraycase mit Papphülle (1 Disc)
Bild: 2.35:1 (anamorph). Durchgängig (!) wird das EROS-Logo (Wasserzeichen oben links) eingeblendet. Ansonsten ist das Bild ok.
Untertitel: Optional, in englischer Sprache, gut lesbar
Ton: DD 5.1 Hindi, gut (außerdem verfügbar: DD 2.0 Hindi)
Extras: Kapitelwahl. 10 Trailer zu anderen Hindi-Filmen von EROS (präsentiert in 2.35:1 (4x3 Letterbox ohne Untertitel).

Besser gut geklaut als schlecht kopiert. Diese actionreiche indische Variante eines minimalistischen Hollywoodfilms hat schon ihren Reiz. Sanjay Dutt und Irrfan Khan als Kontrahenten machen ihre Sache gut.

Text © Markus Klingbeil
06.05.2013

Knock Out
Indien 2010. Farbe. Originalsprache: Hindi. Länge: 111 Min. (DVD, NTSC) Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 15.10.2010 (IND). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Mani Shankar. Story: Mani Shankar. Dialoge: Shiraz Ahmed Lyrics: Vishal Dadlani, Panchhi Jalonvi, Shellee. Kamera: Nataraja Subramanian. Schnitt: Bunty Nagi. Musik:Gourov Dasgupta. Darsteller: Sanjay Dutt, Irrfan Khan, Kangana Ranaut, Gulshan Grover, Sushant Singh, Apoorva Lakhia, Rukhsar, Joey Ansah, Silvio Simac.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih