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2008
Bilder © Big Pictures
*** Luck by Chance
zoya akhtar


Vikram, ein aufstrebender junger Schauspieler aus Delhi, kommt nach Mumbai um im Filmgeschäft Fuß zu fassen. Schnell freundet er sich mit der Nachbarin seines Kumpels, Sona, an und sie werden bald ein Paar. Doch die Karrieren der beiden gehen in verschiedene Richtungen und Vikrams persönlicher Erfolg verändert den einst netten, liebenswürdigen Burschen.

Mit Vitamin B lassen sich manchmal Ziele schneller erreichen als auf dem normalen Weg. Denn wer Verbindungen hat dem stehen Türen offen, die sonst verschlossen wären. Zoya Akhtar erzählt davon, wie die Dinge im Filmgeschäft laufen und wie Zufall, Glück, Hartnäckigkeit und Skrupellosigkeit zu Berühmtheit führen kann.

Oder aller Einsatz fruchtet nicht und falsche Versprechungen und kalkulierter Geschäftssinn rauben so manchem die Karriere bevor sie überhaupt begonnen hat. "Luck by Chance" ist die Gemeinschaftsproduktion einer Familie, deren Mitglieder seit Jahrzehnten im Filmgeschäft sind.

Vater Javed Akhtar ist ein bekannter Drehbuchautor, der sowohl Dialoge für Sprechrollen als auch den Text für Songs schreibt. Sein Sohn Farhan Akhtar wurde 2001 mit 27 Jahren als Regisseur von "Dil Chatha Hai" bekannt und drehte außerdem mit Hrithik Roshan 2004 das Kriegsdrama "Lakshya" und 2006 mit Shahrukh Khan den Boxoffice Hit "Don - Das Spiel beginnt", einem Remake ds Amithabh-Bachchan-Klassikers.

Mit ihrem gleichaltrigen Bruder Farhan hat Zoya Akthar schon bei vielen Filmen in unterschiedlichen Funktionen zusammengearbeitet und für sie war bei der Besetzung der männlichen Hauptrolle in ihrem Regiedebüt klar, dass er die Rolle des Aufsteigers übernehmen soll, der immer rücksichtsloser vorgeht um seine Ziele zu erreichen.

Farhan Akthar hatte zuvor nur in dem Film "The Fakir of Venice" vor anstatt hinter der Kamera agiert, doch das überzeugte seine Schwester ihm die Rolle zu geben, die schwer zu besetzen war. Denn Vikram ist zwar anfänglich ein netter Bursche, verliert aber an Sympathiepunkten, wenn er anfängt Personen subtil zu manipulieren und auszunutzen.

Obwohl Zoya Akhtar durch ihren familiären Hintergrund, auch Mutter Honey Irani schreibt erfolgreich Drehbücher (zuletzt arbeitete sie am Superheldenstück "Krrish"), keine Berührungsängste bei dem Thema hatte, war es kein einfaches Unterfangen ihren Insiderblick - vom Drehbuch bis hin zum fertigen Film - einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen.

Dabei war das Problem nicht das Erfinden der Geschichte. Die Besetzung sollte die größte Herausforderung sein, denn auch wenn sich die Person des Vikram mit fortschreitender Laufzeit des Films als die dominante herausschält ist es doch ein Multipersonen-Stück mit den unterschiedlichsten Personen und deren persönlichen Agenden.

Die sympathischste Figur in diesem Drama ist die der Sona Mishra, wunderbar gespielt von der bezaubernden Konkona Sen Sharma. Sharma, das starrköpfige, widerspenstige Dorfmädchen Anokhi aus "Aaja Nachle" (2007), eröffnet den Film indem sie sich bei einem Produzenten vorstellt, der ihr die Hoffnung auf eine große Karriere nicht nehmen will.

Doch drei Jahre später ist die junge Frau nicht viel weitergekommen und wartet immer noch geduldig darauf, das das Versprechen sie in der Titelrolle eines großen Bollywoodfilms zu besetzen bald eingelöst werden wird. Auch Vikrams Jugendfreunde haben den Durchbruch bisher noch nicht geschafft. Der eine ist Produktionsassistent, der andere spielt in zwei Fernsehserien und macht Theater.

Akhtars Film ist ein moderner indischer Film, der sich in seiner Erzählweise eher am Stil des westlichen Films orientiert und nicht wie "Om Shanti Om" die traditionell überschäumenden Gefühle und oft übertriebene Gestik integriert. So kennen und lieben wir das indische Kino ja. Ganz vergessen werden diese typischen Elemente, sozusagen das Salz in der Suppe, in "Luck by Chance" aber auch nicht.

Die Gesangs- und Tanzszenen erfahren ihre Legitimation z.T. in den Film-in-Film-Szenen oder ein Song wird einfach über bestimmte Ruhemomente der Protagonisten gelegt. Am beeindruckendsten ist dabei die erste Musical-Nummer, die optisch und akustisch an eine Zirkusshow und das Cabaret angelegt ist.

Die Geschichte und die Schicksale, die uns nähergebracht werden, bringen nüchtern betrachtet natürlich keine neuen Erkenntnisse, denn das Auf und Ab, das Kämpfen beim Casting von einer Vielzahl an Schauspielern um die eine Rolle, die sie berühmt machen kann, das ist nichts indientypisches, sondern überall in der Filmwelt verbreitet. Und da fehlen dem Drehbuch die Ideen, die es von konventionellen Aufsteigergeschichten unterscheidet.

Zoya Akhtar arbeitet Glück, Zufall, Hartnäckigkeit, Erfolg und Misserfolg fahrplanmäßig ab. Wer mit sauberen Mitteln kämpft und sich nur auf sein Können verlässt steht dann oft im Regen da. Wie Sharma, die sich jahrelang in kleinen Rollen - die ungeliebte "Schwesterrolle" - abrackert und dann aber doch nie die Hauptrolle bekommt, weil sie jetzt kein "frisches Gesicht" mehr ist. Da schlägt dann das Sammeln von Rollen-Erfahrung plötzlich ins negative um.

Und dann gibt es die, die sich auf besagtes Vitamin B verlassen, wie die verwöhnte Niki Walia (Isha Sharvani, U Me Aur Hum - Für immer wir), deren Mutter früher ein berühmter Filmstar war und nun auch die Karriere der Tochter in die Hand nimmt um einen neuen Leinwandstar zu schaffen. Das "frische Gesicht" eben, das an der Seite eines etablierten männlichen Stars, gespielt von Hrithik Roshan (Jodhaa Akbar), in den Blickpunkt des Interesses gerückt wird.

Auf diese Weise sind im Filmgeschäft schon so einige Newcomer zu Stars geworden. Oder man ist der unbekannte Ersatzmann, wie Vikram, dem die Chance ermöglicht wird den vertragsbrüchigen Star zu ersetzen. Weltruhm durch Glück und Zufall, so was gibts. Aber für 2 ½ Stunden hat das Drehbuch zu "Luck by Chance" keinen ausreichenden Nährwert und so ziehen sich die nüchtern erzählten dramatischen Ereignisse vor allem in der zweiten Hälfte etwas zäh dahin.

Was aber immer wieder für Abwechslung sorgt sind die zahlreichen Cameos von Superstars des Hindi-Films, die im Gegensatz zu "Om Shanti Om" nicht ausufernd zelebriert sondern fast beiläufig abgehandelt werden. Da schaut schon einmal ein Aamir Khan, ein Abishek Bachchan, eine Rani Mukherjee und eine Kareena Kapoor vorbei.

Oder Erfolgsregisseur und TV-Talkmaster Karan Johar (Kabhi Kushi Kabhie Gham) schwelgt in Erinnerungen, wie z.B. auch ein Amitabh Bachchan damals seinen Durchbruch im Filmgeschäft dem Unstand zu verdanken hatte, das mehrere Stars die Rolle, die er dann später überzeugend spielte, vorher ablehnten.

Die etwas besserwisserische, oft gesprochene Weisheit des Tages kommt aber aus dem Munde des berühmtesten indischen Schauspielers dieser Tage: Shahrukh Khan ermahnt den durch Erfolg überheblich gewordenen Vikram doch nie zu vergessen wer seine Freunde waren als er ein Niemand war. Denn die sagen einem die Wahrheit und holen einen auf den Boden der Realität zurück, wenn nötig. Schmeichler gibt es genug, wenn man Erfolg hat.

Spitzt sich "Luck by Chance" immer mehr zum Drama zu, so hat vor allem die erste Hälfte viele lustige Momente, was insbsondere Rishi Kapoor (Hum Tum - - Ich und Du verrückt vor Liebe) mit Lockenpracht zu verdanken ist, der als Produzent Romy Rolly, dem der Star wegläuft, eine grandiose Vorstellung gibt. Diesem charmanten, ausgebufften Lebenskünstler steht zur Seite, die durch viele Zusammenarbeiten mit Shahrukh Khan bekannte, mittlerweile 41-jährige Juhi Chawla (Darr, One2 Ka 4) als humorvolle Ehefrau. Leider sind deren Szenen etwas spärlich gesät.

Dimple Kapadia (aus Farhan Akhtars "Dil Chatha Hai") spielt überzeugend die resolute Mutter vom hoffnungsvollen neuen Starlet - mal mit ordentlich Eitelkeit, wenn sie von Vikram umschmeichelt wird, mal streng, wenn das Töchterchen nicht genug Einsatz zeigt. Als "Luck by Chance" in die indischen Kinos kam war Farhan Akhtar dem Massenpublikum auch als Schauspieler schon ein Begriff - durch den Boxoffice-Hit "Rock On!!" Diese neue Popularität half aber nicht an der Kinokasse um seiner Schwester einen grandiosen Einstand zu verschaffen.

Im Filmgeschäft geht's um Profit und Talente können auch mal durch Zufall zur Berühmtheit werden. Die meisten allerdings bleiben auf der Strecke oder auf immer im Schatten der anderen. Darum geht's in Zoya Akhtars Blick hinter die Kulissen der Hindi-Filmindustrie. Die Geschichte bietet allerdings kaum neues, ist keine Abrechnung mit Bollywood sondern eine Bestandsaufnahme, und die Filmlänge ist trotz guter Darsteller und netten Cameos vieler Bollywoodstars mindestens um eine halbe Stunde zu lang geraten. Alles in allem aber ein ordentliches Regiedebüt.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 16.07.2009

Luck by Chance

Indien 2008. Farbe. Originalsprache: Hindi. Länge: 156 Min. Bildverhältnis: 1:2.35 Kinostart: 30.01.2009 (Indien). Budget: - Einspiel: - Regie: Zoya Akhtar. Buch: Javed Akhtar (Dialoge), Zoya Akhtar (story & screenplay). Kamera: Carlos Catalán. Schnitt: Anand Subaya. Musik: Shankar Mahadevan, Loy Mendonsa, Ehsaan Noorani. Darsteller: Farhan Akhtar, Konkona Sen Sharma, Rishi Kapoor, Dimple Kapadia, Isha Sharvani, Sanjay Kapoor, Juhi Chawla, Hrithik Roshan, Aamir Khan, Shahrukh Khan, Karan Johar, Kareena Kapoor.

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