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2007
Bilder © TOBIS.
* Der Klang des Herzens
kirsten sheridan


Der 11jährige Evan (Freddie Highmore) lebt seit der Geburt im Waisenhaus. Doch seine innere Stimme hält die Hoffnung hoch, dass er seine Eltern eines Tages wiedersehen wird. Die allerdings wissen nichts von ihrem Glück. Evan wurde bei einem One-Night-Stand gezeugt und die junge Mutter Lyla (Keri Russel) und der junge Vater Louis (Jonathan Rhys Meyers) haben sich seit jener Nacht nicht mehr gesehen. Er weiß nichts von dem Kinde, sie glaubt Evan sei bei der Geburt gestorben. Doch auf wundersame Weise führt die Musik alle in New York wieder zusammen.

Rechtzeitig zur Vor-Weihnachtszeit kommt in den USA und in Deutschland dieses herzzerreißende Melodram um ein musikalisches Waisenwunderkind in die Kinos, das uns alle Sorgen vergessen lassen will, wenn wir uns doch der Magie der Musik hingeben. Und geködert wird man mit Robin Williams und Terrence Howard - bekannte Hollywooddarsteller, die allerdings in wenig erinnerungswürdigen Nebenrollen agieren. Die Kinderhauptrolle geht an den 15jährigen Freddie Highmore, dem "britischen Haley Joel Osment", der schon in ‚Charlie und die Schokoladenfabrik' (2005) und ‚Wenn Träume fliegen lernen' (2004) spielte. Dort wurde allerdings die Last auf gestandene Darsteller wie Johnny Depp, Kate Winslet und David Kelly verteilt.

Nun muss Highmore, der irgendwann im Film dann mal zum titelgebenden ‚August Rush' wird, sein süßes Unschuldsgesicht dauernd in die Kamera halten. Sicher zur Freude vieler Mütter wird auch das eine ums andere Mal des Zaubers der Musik wegen ein breites Lächeln präsentiert. Den Ärger mit den Jungs im Waisenhaus den sein Eigenbrödlerdasein so hervorruft, trägt Evan mit fast unverschämter Duldsamkeit. Und ist damit dem Familienfrohsinn nicht schon genug gehuldigt worden schmachten mit Keri Russell (Mission: Impossible 3, 2006) und Jonathan Rhys Meyers (Match Point, 2005) noch zwei Erwachsene tüchtig um die Wette. Dank der Konstruktion vieler Drehbuchzufälle ist die Familienzusammenführung nie in Gefahr, da kann auch Robin Williams, der ansatzweise das Böse in dieser musikalischen Märchenwelt verkörpert, nichts ausrichten.

Als schwacher Gegenpol agiert Terrence Howard, der seit seinem Durchbruch mit ‚Crash' (2004) mehr als ein Dutzend nicht nur gute Filme abgedreht hat und allein dieses Jahr in den USA in fünf Filmen zu sehen sein wird (in Deutschland noch in ‚The Hunting Party', und ‚Die Fremde in Dir'). Als Mitarbeiter der Jugendfürsorge engagiert er sich unter Dutzend anderen Fällen ausgerechnet für die Suche nach Evan, umgeht sogar der so traurigen Mama wegen alle bürokratischen Hindernisse in Null-Komma-Nix ! (wenn das mal in Wirklichkeit so klappen würde).

Auch wenn das tränenrührige Drama knapp zwei Stunden braucht bis es am Ziel ist, sind großartige Hindernisse in der Handlung nicht zu finden und auch schmerzhafte dramaturgisch interessante Ereignisse werden wenn überhaupt nur kurz und oberflächlich beleuchtet. Da gibt es zum Beispiel den karrieregeilen Vater (Kurzauftritt von William Sadler, bekannt aus ,Ritter der Dämonen, 1996 und der TV-Serie ‚Roswell', ) von Lyla, der die musikalische Karriere der Tochter um jeden Preis forciert und seine Lügen erst - Achtung! Dramatischer Moment! - am Sterbebett aufdeckt. Da gibt es Marshall (Alex O'Loughlin), den erfolgshungrigen Bruder von Louis, der seinen musikalisch talentierten Bruder unbedingt in der Band halten will.

Da gibt es den abgewrackten Stadtmusiker Wizard (Robin Williams, Lizenz zum Heiraten, 2007) der selbst mal (drums, please!) Waisenkind (!) war und jetzt eben jene elternlose Kinder bei sich aufnimmt. Nicht ohne Eigennutz versteht sich, die Kinder sollen in den Strassen musizieren und die Hälfte der Kohle abdrücken. Dabei spielt Robin Williams die Rolle weder tiefböse noch als führsorgender Mensch sondern seine Darstellung wirkt einfach nur belanglos. Und auch Terrence Howard spult nur lustlos seinen Part herunter. Man kann's ihm kaum verdenken ... nur warum hat er sich überhaupt für dieses Melodram verpflichtet ?

Musik ist das zentrale Element in ‚August Rush' (so der US-Titel). Musik, die verbindet, die Sorgen vergessen lässt, die Freundschaften knüpft. Doch leider verkommt hier die Musik zu einem rührseligen Brei und verwässert die langweilige Geschichte noch zusehends. Mitverantwortlich für diesen schwachen Film, der besser im Nachmittagsprogramm von VOX aufgehoben wäre, ist nicht nur das wenig überzeugende Spiel von Jonathan "Ich schau' Dir in die Augen, Kleines" Rhys Meyers als softer Rockstar oder die "Ich möchte doch nur glücklich sein"-Attitude von Keri Russell sondern auch der süßlich-klebrige Allerwelts-Kitsch-Score von Hans Zimmer und Marc Mancina, der ständig daran erinnert wann die Taschentücher ausgepackt werden sollen und der kollektive Seufzer angebracht ist. Wunderkinder und Familienzusammenführungen sind ja so toll!

‚Der Klang des Herzens' ist ein unerträglich, realitätsfremdes, arg konstruiertes, schnell durchschaubares Melodram um einen Waisenjungen, der innerhalb von sechs Monaten nicht nur sein Wunderkindpotential im musikalischen Bereich ausschöpft sondern auch unerschütterlich an eine wundersame Familienzusammenführung glaubt.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 31.10.2007

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih