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2014

Bilder © Concorde
*** Draft Day
ivan reitman


In der National Football League (NFL) stehen neue Spielerverpflichtungen an. Teammanager Sonny Weaver jr. steht vor schwierigen Entscheidungen um ein konkurrenzfähiges Team in Cleveland, Ohio zusammenzustellen. Und es bleiben nur noch wenige Stunden.

Der professionelle American Football ist die populärste Sportart in den Vereinigten Staaten. Erst danach folgen Baseball, Basketball und Eishockey. Wenn zum Saisonhöhepunkt, dem Super Bowl Anfang des Jahres, die beiden besten Teams der Play-Offs aufeinandertreffen, dann befindet sich Amerika im Ausnahmezustand. 2014 haben laut dem Wirtschaftsmagazin Forbes 111.5 Millionen Zuschauer den Sieg der Seattle Seahawks über die Denver Broncos gesehen. Damit ist das Spiel das am meisten gesehene TV-Ereignis aller Zeiten in den USA. In Deutschland hingegen hat König Fußball das Sagen und die amerikanischen Sport-Ligen spielen nur im TV-Spartenkanal eine Rolle. Mit Geschichten, die im Milieu dieser Sportarten spielen, kann man das deutsche Publikum daher auch nur schwer ins Kino locken. Einigen Baseball-Filmen spendierten die Verleiher in den letzten zwei, drei Jahren einen limitierten Start ohne großes Werbegedöns. Ob „Moneyball – Die Kunst zu gewinnen“ mit Brad Pitt, „Back in the Game“ mit Clint Eastwood, „42 – Die wahre Geschichte einer Sportlegende“ mit Harrison Ford oder „Million Dollar Arm“ mit Jon Hamm – auch Schauspielprominenz machte das Thema nicht interessanter fürs deutsche Publikum. Es sind nun mal oft diese Aufsteigerstories nach bewährtem Muster, die uns jahrzehntelang vorgesetzt wurden. Mit einem Sportler oder Trainer, der seine zweite Chance nutzt und den American Spirit propagiert. Oder es werden vergessene nationale Helden in „inspired by“-Stories wieder ausgegraben. Wenn es dann auch noch vornehmlich um Spielstrategien in einer Sportart geht, die dem Zuschauer nicht vertraut ist, wirkt das doppelt abschreckend.

Für „Draft Day“ spart sich der deutsche Verleih gleich die Kinoauswertung. Selbst in Amerika rutschte der Film nach nur zwei Wochen aus den Top 10 und hat bis heute gerade mal knapp 30 Mio. US-Dollar eingespielt. Regisseur Reitman, in den 1980ern mit den „Ghostbusters“-Komödien weltweit bekannt geworden, drehte in den letzten 17 Jahren nur fünf Filme, zuletzt 2011 „Freundschaft Plus“, der ihm nach zwei Flops in Serie wieder etwas Erfolg brachte. Die Hauptrolle in Reitmans neuem Film spielt Kevin Costner, der als General Manager Sonny Weaver jr. fast ständig im Bild zu sehen ist. Costner, zuletzt mit 3 Days to Kill im Kino, hatte seine große Zeit Anfang der 1990er als er mit dem grandiosen „Der mit dem Wolf tanzt“ alles auf eine Karte setzte und der Film mit sieben Oscars ausgezeichnet wurde. Sportfilme hat der 1955 geborene Amerikaner im Laufe seiner über 30 Jahre andauernden Karriere so einige gedreht – um Baseball (Annies Männer, Feld der Täume, Aus Liebe zum Spiel) oder Golf (Tin Cup) ging es da. Jetzt also soll er das Team der Cleveland Browns gezielt am jährlichen Draft Day verstärken. An diesem Tag werden Amateur-Talente aus dem College/University Football verpflichtet und ganz Amerika guckt während der TV-Live-Übertragung aus der berühmten NewYorker Radio City Music Hall zu. Nach einer vorher festgelegten Reihenfolge dürfen die Teams der Liga nacheinander ihren Wunschspieler auswählen. Ist man an der Reihe hat man 10 Minuten Zeit zu entscheiden und seine Wahl dem Zeremonienmeister mitzuteilen. Darum geht es also, d.h. wer auf Footballaction auf dem Feld steht geht leer aus. Spektakel findet man in der Halbzeitshow des Super Bowls aber nicht in diesem Film.

Reitman inszeniert seinen Blick hinter die Kulissen überraschend ruhig, lässt seinen Protagonisten äußerlich kühl und kalkuliert agieren. Dabei lädt man der Figur schon zu Beginn viel emotionalen Ballast auf. Zusätzlich zur Drucksituation der richtigen Spielerverpflichtung kommt noch der kürzliche Tod von Sonnys Vater und die ungewollte Schwangerschaft seiner heimlichen Geliebten Ali (Jennifer Garner, Dallas Buyers Club), die als Finanzchefin bei den Cleveland Browns arbeitet. Mit seinem neuen Coach (Denis Leary, TVs Rescue Me), der ihm ständig seine vergangenen Erfolge unter die Nase reibt, hat er seine Probleme und daher auch nicht die Absicht sein Vorgehen, die Deals, die er mit anderen Vereinen am Entscheidungstag trifft, mit ihm vorher abzusprechen. Das Telefon ist daher das wichtigste Hilfsmittel von Sonny beim Jonglieren von alten und neuen Karrieren in der Profiliga sowie dem Sammeln von Informationen über scheinbar ideale Kandidaten. Visuell löst Reitman das oft mit der Splitscreen und zeigt uns die Orte, die schönen Stadien der NFL, via Helikopterflug. Ohne große Höhepunkte verlaufen so zwei Drittel des Film bis Reitman zum Finale noch mal anzieht und ein Beispiel für clevere Verhandlungsstrategie gibt.

Blu-ray (Concorde, Code B, 110 min) - ab 04.12.14 im Kaufhandel

Die deutsche Blu-ray von Concorde mit umfangreichem Bonusmaterial zum realen Hintergrund der Geschichte des Films und der Dreharbeiten.

Bild: 2.35:1 / 1080p (anamorph); gut.
Untertitel: deutsch (optional).
Ton: DTS-HD 5.1 Deutsch (eine englische DTS-HD 5.1-Spur ist ebenfalls vorhanden).
Extras:
-Audiokommentar der Drehbuchautoren (keine Untertitel)
-Making of : Die Uhr läuft (57:12 min; mit deutschen Untertiteln)
-Willkommen in der Primetime (09:25 min; mit deutschen Untertiteln)
-Entfallene Szenen (05:49 min; mit deutschen Untertiteln)
-Trailer (dt./engl.)
-Programmtipps (One Chance – Einmal im Leben, Plötzlich Gigolo, Ein Sommer in der Provence)

Wie um neue Spieler im American Football geschachert wird zeigt uns dieser Film, dem allerdings die Emotionen des Sports fehlen. Schlecht ist der von der NFL abgesegnete Film deswegen nicht aber wohl nur für Costner-Fans interessant.

Text © Markus Klingbeil
23.11.2014

Draft Day

USA 2014. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 110 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 11.04.2014 (US). Budget: n/a Regie: Ivan Reitman. Drehbuch: Scott Rothman, Rajiv Joseph. Kamera: Eric Steelberg. Schnitt: Dana E. Glauberman, Sheldon Kahn. Musik: John Debney. Darsteller: Kevin Costner, Jennifer Garner, Chadwick Boseman, Frank Langella, Denis Leary, Wade Williams, David Ramsey, Timothy Simons, Terry Crews, Sean Combs, Ellen Burstyn, Josh Pence, Tom Welling, Kevin Dunn.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih