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2007
Bilder © 3L Film
*** Desperados - Ein todsicherer Deal
alejandro lozano


Mexiko-Stadt. Vier Bankräuber führen den perfekten Coup aus und entkommen mit 12 Millionen Dollar über die Landesgrenze bis nach Buenos Aires, Argentinien. Dort wollen sie einen Währungstausch mit der lokalen Gangstergröße vornehmen, den alle nur "den Texaner" nennen. Die Aktion läuft schief und Carlos (Tony Dalton) muss mit Kumpel Leserio in kürzester Zeit die Kohle wieder auftreiben, weil sie sonst alle den nächsten Tag nicht erleben werden.

Nach dem schwarzhumorigen Kidnapperthriller "Matando Cabos" aus dem Jahre 2004 arbeiten Drehbuchautor / Schauspieler Tony Dalton und Regisseur Alejandro Lozano bei "Desperados" erneut zusammen. Lozanos zweiter abendfüllender Spielfilm handelt von drei Männern und einer Frau, die sich ungesetzlich verhalten aber als Konsequenz daraus nicht unbeschwert in den Sonnenuntergang entschwinden dürfen. Schon in der Anfangsszene sehen wir Tony Dalton als Carlos mit Sauerstoffmaske im Gesicht, wie er von Sanitätern wegtransportiert wird. Aus dem Off erzählt er dann " ... wir haben an einem Tag 12 Millionen Dollar verloren." und führt im folgenden den Zuschauer durch die Handlung und erklärt wie es zu diesem für ihn unbefriedigenden Ausgang kommen konnte.

Lozano, Jahrgang 1975, versteht es gut sofort Schwung in die Handlung zu bringen und mit kleinen optischen und akustischen Finessen eine dezente Coolness aus dem Geschehen herauszukitzeln, die auch bis zur Hälfte der Spielzeit stets präsent ist. Kurz und knackig werden einzelne Stationen abgehandelt: der Banküberfall, die Zollkontrolle, der Abflug nach Argentinien mit einem Sack voll Geld, die Übergabe von Peseten gegen Dollars auf dem Dach eines Parkhauses. Bis auf die letzte Aktion läuft auch alles nach dem ausgetüftelten Plan des Chefs der Bankräubertruppe, Leonardo. Den verkörpert souverän und lässig der Spanier Jordi Mollà, bekannt aus vielen internationalen Produktionen wie "Che - Guerilla", "Elizabeth - Das Goldene Königreich", "Bad Boys II" und "Blow".

Aus dem Hinterhalt eröffnen plötzlich zwei maskierte Männer das Feuer auf die Handelspartner und eine schnell inszenierte Ballerei inklusive minutenlanger Verfolgungsjagd durch die Straßen der Großstadt mit Auto und Motorrad folgen. Im Zuge dieser Szenen geht dem Kameramann auch etwas der Gaul durch, denn durch das Schüttel-Bild verliert man leicht den Überblick. Ein bisschen weniger Hektik wäre hier mehr gewesen. Leider verwendet Lozano diesen stilistischen Aktionismus auch bei einer späteren Schießerei, weshalb die Szene - als Höhepunkt gedacht - nicht die gewollt starke Wirkung hat. Nach der missglückten Geldwäsche stürzt die Geschichte dann langsam aber kontinuierlich in herkömmliche Krimigewässer ab und es mag sich keine fesselnde Dramaturgie mehr entwickeln.

Das liegt zum einen daran, dass aus dem Viererteam ein Zweierteam wird, das die Suppe auslöffeln muss und zum anderen an Tony Dalton, der jetzt unübersehbar zur zentralen Figur wird, diese Last aber von seinen schauspielerischen Ausdrucksfähigkeiten her nicht überzeugend tragen kann. Die guten Ideen der Anfangsphase scheinen zudem alle aufgebraucht zu sein, vieles geht zu leicht von der Hand und auch das angedeutete Dreiecksverhältnis zwischen Carlos, Leonardo und Monica bürgt keinen dramaturgisch verwertbaren Zündstoff. Bei Ana La Reguera (sie gab ihr Hollywooddebut an der Seite von Jack Black in "Nacho Libre") in der Rolle der Monica glaubt man zunächst Femme-Fatale-Züge zu erkennen, was sich aber leider nicht bestätigt. Da wurde eine große Chance vertan.

Die Relevanz ihrer zunehmend passiven Rolle ist zwar im Verlauf des Films noch gegeben, doch mehr als eine wichtige Aktion zum Schluss gesteht man ihr nicht zu. Was man auch vermisst ist eine bessere Herausarbeitung dieses Unsicherheitsgefühls vom Kollegenverrat. Bei soviel Kohle um die es hier geht schwebt die Versuchung doch greifbar im Raum. Zum Ende hin kriegt der Film aber wieder die Kurve und es kommt zu einem versöhnlichen Abschluss. In Mexiko lief "Sultanes del Sur" (so der Originaltitel) bereits im Dezember 2007 in den Kinos, eroberte gleich Platz 4 der Charts und hielt sich noch weitere drei Wochen in den Top 10. Gedreht wurde der Film bereits im August/ September 2006.

DVD (3L Film GmbH & Co. KG, PAL, Code 2, 91 min)

Das gute Bild wird im korrekten Scope-Format (1:2.35; anamorph) präsentiert .Die Tonspuren liegen in der Synchronfassung (DTS, DD5.1) als auch im spanischen Original vor (DD5.1). Deutsche Untertitel zum O-Ton sind optional zuschaltbar. Als Extras gibt es lediglich den Trailer zum Hauptfilm in zweifacher Ausführung (dt. u. 16:9 bzw. span. u. 4:3 Letterbox). Weitere Programmhinweise gibt es zu "War Inc.", "Cleaner", "Amok - He was a quiet man", "Lauschangriff - My mum's new boyfriend", "Chocolate", ".Rec", "Kill Bobby Z" und "The Machinist".

* Die DVD wurde freundlicherweise von 3L Film zur Verfügung gestellt.

"Desperados" besticht durch eine schöne, gestylte Optik im Cinemascope-Format und eine gute Songauswahl beim Soundtrack. Die visuellen Spielereien (Zeitlupe, Splitscreen) passen dabei zunächst gut zur schwungvollen, actionreichen Handlungsabfolge, doch nach der Hälfte der Spielzeit geht dem Film in mehrerer Hinsicht die Luft aus, so dass wir es hier mit keinem sehr guten aber ganz ordentlichen Gangsterthriller zu tun haben. Mehr Originalität und Abwechslung bietet da ein anderer südamerikanischer Beitrag wie "PERRO COME PERRO" aus Kolumbien.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 06.06.2009

Desperados - Ein todsicherer Deal

(Sultanes del Sur)

Mexiko, Argentinien, Spanien 2007. Farbe. Originalsprache: Spanisch. Länge: 91 Min. Bildverhältnis: 1:2.35 Kinostart: 21.12.2007 (Mexiko) 24.04.09 (Dt. Leih-DVD) 18.06.09 (Dt. Kauf-DVD). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: 3.5 Mio. USD (Mexiko) Regie: Alejandro Lozano. Drehbuch: Tony Dalton. Kamera: Juan Jose Saravia. Schnitt: Luis de la Madrid . Musik: Xavier Capellas. Darsteller: Tony Dalton, Jordi Mollà, Ana de la Reguera, Silverio Palacios, Celso Bugallo, Juan Carlos Remolina, Oscar Alegre, Brian Maya.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih