2012
Bilder © Universal
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** Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt
lorene scafaria
In drei Wochen wird die Erde von einem Asteroiden getroffen was den Untergang der Welt wie wir sie kennen und das Auslöschen der Menschheit zur Folge haben wird. Ein Mann und eine Frau machen sich auf den Weg zu den Personen, mit denen sie ihre letzten Lebensstunden verbringen möchten.
Was tun, wenn man den genauen Zeitpunkt kennt an dem das Leben endet ? Und was tun, wenn dieser Zeitpunkt nur noch 21 Tage entfernt ist. Lorene Scafaria lässt in ihrem Regiedebüt die Welt untergehen, konzentriert sich aber auf zwei Personen und ihre Reaktionen auf und Interaktionen mit anderen Menschen anstatt einer Zerstörungswut eines Roland Emmerichs zu folgen. Das wäre allein schon wegen des schmalen Budgets dieses prominent besetzen Films nicht möglich. Außerdem hat Scarfaria schon mit ihrem ersten Filmdrehbuch (Nick und Norah – Soundtrack einer Nacht) gezeigt, dass sie eine Romantikerin ist und das macht sie uns auch hier unmissverständlich klar, wenn sie zum Finale mit der klebrigen Kitschkeule schwingt. Ihren Vorgaben folgend sind es Steve Carell (Crazy, Stupid, Love.) und Keira Knightley (Die Herzogin, Fluch der Karibik 1-3), die sich gemeinsam auf den Weg machen um ungeplant (der Zuschauer weiß es natürlich besser) zueinander zu finden. Carell spielt dabei den Versicherungsverkäufer Dodge, der gleich als wir ihn kennenlernen von seiner Frau verlassen wird (die spielt lustigerweise Carells eigene Frau Nancy). Schöner Mist, die letzten Tage alleine zu verbringen, alleine in der Bude sitzend.
Doch Nachbarin Penny (Knightley), die seit drei Jahren im gleichen Haus lebt aber nie mit ihm gesprochen hat, weckt seine müden Lebensgeister als sie ihm einen Brief gibt. Den hat der Postbote vor drei Monaten in den falschen Briefkasten gesteckt, Penny hat das aber nie korrigiert. Der Brief enthält eine Nachricht von Dodges erster großer Liebe, von einer Frau, die er seit 18 Jahren nicht mehr gesehen hat. Bevor er und alle anderen also sterben müssen will er sie noch einmal sehen. Zusammen mit Penny, die ihren Flieger zu den Eltern verpasst hat, macht Dodge sich auf den Weg. Auf ihrer Reise treffen sie eine Schar illustrer Leute, müssen vor Randalierern flüchten, werden Zeuge eines Auftragsmordes und müssen sich übereifrigen Gesetzeshütern beugen. Das Drehbuch von Scarfaria steckt voller Genresprünge, die dem Film als ganzem aber nicht gut tun. Ob Satire, Endzeitdrama, Komödie. Liebesgeschichte oder Roadmovie. Der Film wildert in allen Bereichen, die Inszenierung schlingert hin- und her, ist dabei aber selten konsequent. Z.B. wundert man sich, dass Dougs Wohnung, vor deren Tür es mächtig gequalmt hat, bei seiner Rückkehr immer noch super in Schuss ist und auch in der Umgebung nichts von den Folgen der Gewaltausbrüche des zornigen Mobs zu sehen ist. Wo bleibt das Chaos kurz vor der Zerstörung der Erde ? Vieles wirkt hier wie zusammenhangloses Stückwerk.
Steve Carell kann als braver Bürger - eine Rolle, die er so oft spielt und mittlerweile auch langweilig wird - nicht überzeugen. Es riecht nach Autopilot. Klaglos scheint er sich zu fügen. Da hat man Keira Knightley mit ihrem Faible für Vinylscheiben und nicht versteckten emotionalen Ausbrüchen schon etwas mehr zugetraut. Nette Gastauftritte haben William Petersen (bekannt als Gil Grissom aus der TV-Serie „CSI“), Melanie Lynskey (Charlies Stalkerin/Nachbarin aus „Two and a Half“ Men) und Patton Oswald (TVs „King of Queens“, Young Adult). Adam Brody (Jennifer's Body) in der Rolle des Freundes von Penny wird schnell abserviert. Aller Bemühungen zum trotz mag sich aber keine rechte Unterhaltung einstellen. Ein Endzeitdrama mit Substanz, da hatten wir zuletzt „Melancholia“. Letztes Jahr lief „Perfect Sense“ in den Kinos, der seine Romanze inmitten einer Epidemie und chaotischen Zuständen platzierte, aber auch nicht überzeugend darstellen konnte. Wer letzterem Werk aber etwas abgewinnen konnte, der mag vielleicht auch an „Auf der Suche ...“ Gefallen finden.
Der Film baut leider nach gutem Beginn kontinuierlich ab. Ein unausgegorener Genremix mit zuckersüßem Untergang.
Text © Markus Klingbeil
31.08.2012
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Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt (Seeking a Friend for the End of the World)
USA 2012. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge:
101 min Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 22.06.2012 (US) 20.09.2012 (D). Budget: 10 Mio. USD Einspiel: 8 Mio. USD Regie: Lorene Scafaria. Drehbuch: Lorene Scafaria. Kamera: Tim Orr. Schnitt: Zene Baker. Musik: Jonathan Sadoff, Rob Simonsen. Darsteller: Steve Carell, Keira Knightley, Rob Corddry, Melanie Lynskey, William Petersen, Patton Oswalt, Connie Britton, Adam Brody, Nancy Carell, Derek Luke, Martin Sheen. |
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