Home || Suchen || Aktuell || Kritiken || Festival & Co. || Coole Köpfe || Medien || Downloads || Links || Sitemap
Filmwahl > 0-9 | A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z

 
2007

Bilder © Shemaroo
*** Apne
Anil Sharma


Ex-Boxer versucht durch das Coaching eines neuen Talents für ein internationales Turnier eine vor 30 Jahren erlittene Schmach vergessen zu machen. Als die erneute Enttäuschung droht müssen die beiden Söhne Vaterliebe beweisen und auf die Zähne beißen.

Mit den Deols hat Regisseur Anil Sharma in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht. Und für sein z.T. in Toronto gedrehtes Drama „Apne“ vereint er sie zum ersten Mal gemeinsam vor der Kamera. Dharmendra, 71, Indiens Filmikone, Actionheld der 80er und 90er-Jahre; Sunny Deol, 49, spielte in „Gadar: Ek Prem Katha“ (2001), damals einer der größten Bollywoodhits; und Bobby Deol, 38, der u.a. im Remake von „Léon – Der Profi“ („Bichhoo“, 2000) zu sehen war. Sie spielen auch im Film eine Familie doch bei der verläuft nicht alles harmonisch. Vater Baldev Choudhary (Dharmendra) trägt noch immer den Schmerz in sich, der ihm vor langer Zeit bei einem Boxturnier in Amerika zugefügt wurde. Weil er sich als Sportsmann und aufstrebender, guter Boxer nicht verkaufen wollte hatte man ihm ein Dopingvergehen angehängt und für mehr als 10 Jahre gesperrt. Reputation, Karriere – alles futsch. Gedemütigt musste er in sein Heimatland zurückkehren. Sein ältester Sohn, Angad (Sunny Deol), sollte in seine Fußstapfen treten, doch der hing nach einiger Zeit die Boxhandschuhe an den Nagel. In Indien, ohne Strukturen eines Profisports, war mit Amateurkämpfen kaum Geld zum Leben zu verdienen. Für den Vater zählte nur der Sport, die Abkehr also ein Verrat. Angad gibt er auch die Schuld daran, dass sein Bruder Karan (Bobby Deol) in jungen Jahren nach einem Unfall die Mobilität des linken Arms fast komplett verloren hat.

Ziemlich schwermütig ist die Stimmung, die Anil Sharma, bedingt durch die Vergangenheit der Familie hier aufbaut. Und er lässt sich viel Zeit für die weiteren Entwicklungen. Emotionsausbrüche sind sparsam dosiert, der quasi-verstoßene Sohn, mittlerweile sehr erfolgreich in der Agrarwirtschaft tätig, schmachtet still um die Anerkennung des Vaters. Das Psychospiel von Baldev heißt hier Missachtung und ein besonders herzlicher Umgang mit dem gehandicapten Lieblingssohn Karan. Die Ehre des Vaters wiederherstellen, wahren Sportsgeist demonstrieren und die gnadenlose Kommerzialisierung des Boxsports anprangern sind die zentralen Themen dieser gut dreistündigen Geschichte. Da geht dann an der einen oder anderen Stelle die Glaubwürdigkeit flöten aber wo wenn nicht im Spielfilm haben Amateurboxer mit Handicap, kurzer Trainingsvorbereitung und schweren Trainingsbedingungen eine Siegeschance gegen muskelbepackte, konditionsstarke, großmäulige Profiboxer, die dann auch noch als „killing machine“ in den Ring steigen ? Die Inszenierung der Boxkämpfe ist ordentlich aber die Szenen nicht lang genug um wirklich zu beeindrucken. Gewalttätig wirken die Kämpfe dann, wenn Sharma auf die Zeitlupen zurückgreift.

Bei all den Männerdramen kommen Frauen hier kaum zur Geltung. Ihre Aufgabe ist die bloße Anwesenheit und sie sollen immer wieder versuchen auf den Vater einzuwirken, damit der endlich seinen Groll hinter sich lässt. Divya Dutta (Welcome to Sajjanpur) taucht spät in einer Mini-Rolle als die in Amerika lebenden Schwester auf; Shilpa Shetty (Filmdebüt 1993 an der Seite von Shahrukh Khan in „Baazigar“) spielt die brave Ehefrau von Sunny Deol; Katrina Kaif (Namastey London) eine Ärztin (wie praktisch!) und die Freundin von Bobby Deol. Kiron Kher (Silent Waters), die als Ehefrau von Sturkopf Dharmendra auftritt, bleibt als ruhender Pol in Erinnerung. Das kann man vom Soundtrack nicht sagen. Der wirkt zu sehr auf Harmonie getrimmt, auf die Sehnsucht, dass sich bitte alle wieder in der Familie miteinander verstehen. Nervig ist der Track „Bulls Eye“ mit seinem sich wiederholenden „You gotta Survive“ -Text. Getanzt wird auch. Viele Gelegenheiten gibt es nicht, bei einer fegen aber alle Deols übers Parkett. In Indien und Großbritannien war der Film trotz allem kommerziell erfolgreich. Es sollte auch nicht das letzte Mal sein, dass sich Familie Deol im Verbund zeigt: 2011 und 2013 kamen der Film „Yamla Pagla Deewana“ und eine Fortsetzung in die Kinos.

DVD (Shemaroo, NTSC, codefrei, 175 min)

Die englische Import-DVD von Shemaroo im (schlecht geklebten) Digipack. 2 Discs.

Bild:2.35:1 (anamorph). Durchwachsen, nicht immer sauber. Leider ständige Einblendung des Shemaroo-Logo in der rechten unteren Ecke.
Untertitel:Optional, in englischer Sprache (außerdem: französisch, deutsch, arabisch, holländisch, spanisch)
Ton: DD 5.1 Hindi, gut (außerdem verfügbar: DD 2.0 Hindi).
Extras : Kapitelwahl. Die Songs des Films kann man in einem Rutsch über ein separates Menü abspielen. Auf Disc 2 gibt es ein Making of (teilw. in englischer Sprache, 4x3; 22min), kurze Prominentenkommentare nach Filmvorführung (30sek.), Deleted Scenes m. UT (5min), Diverse Trailer.

Etwas schwerfälliges Familienmelodrama ums Boxen mit ziemlich viel Demut, feuchten Augen und Überlänge.

Text © Markus Klingbeil
18.07.2016


Apne

Indien 2007. Farbe. Originalsprache: Hindi. Länge: 175 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 29.06.2007 (IND) Budget: n/a Regie: Anil Sharma. Drehbuch: Neeraj Pathak. Kamera: Kabir Lal. Schnitt: Ashfaq Makrani. Musik: Himesh Reshammiya. Darsteller: Dharmendra, Sunny Deol, Bobby Deol, Shilpa Shetty, Katrina Kaif, Kiron Kher, Victor Banerjee, Javed Sheikh, Divya Dutta.
Suchen || FAQ || Impressum || Sitemap
© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih