England 1870. Eine junge, unabhängige Frau will sich keinem Mann unterordnen und daher auch nicht heiraten. Doch drei unterschiedliche Junggesellen aus ihrem Umfeld lassen ihren Widerstand langsam bröckeln.

Roman Polanski (Tess, 1979) und Michael Winterbottom (Herzen in Aufruhr, 1996) sind wohl die bekanntesten Regisseure, die sich bereits der Romane Thomas Hardys (1840-1928) angenommen haben. Der Däne Thomas Vinterberg, zuletzt mit „Die Jagd“ für den Oscar nominiert (bester ausländischer Film), nimmt sich nun Hardys „Am grünen Rand der Welt“ vor, eine Geschichte, die John Schlesinger bereits 1967 für das Kino und Nicholas Renton 1998 als TV-Vierteiler inszeniert hat. Wer noch weiter zurückgeht findet sogar einen s/w-Stummfilm zum Thema. Vinterbergs Kostümdrama stellt die Britin Carey Mulligan (An Education, Drive) als junge, selbst zupackende Gutserbin Bathsheba Everdene in den Mittelpunkt, die nicht nach Sicherheit durch einen Ehemann sondern durch eigene Tatkraft strebt. So hatte sie schon in der Vergangenheit die Heiratsofferte des gutsituierten Schäfers Gabriel Oak (Matthias Schoenaerts, Die Gärtnerin von Versailles) abgelehnt als sie noch selbst ohne Besitz war und ihre Meinung beim Wiedersehen und nun umgekehrten Verhältnissen auch nicht geändert. Doch die Anzahl der Verehrer wächst stetig, denn nach Übernahme des vom Onkel geerbten Hofes bittet der einige Jahre ältere Nachbar William Boldwood (Michael Sheen, Underworld: Aufstand der Lykaner) um ihre Hand. Auch er ist ein Vertreter der leisen Töne und verspricht Bathsheba den Himmel auf Erden und den Respekt den sie verdient. Doch sie traut dem Braten nicht.

Auftritt Kandidat Nr. 3, Seargent Francis Troy (Tom Sturridge, Effie Gray), ein selbstbewusster Soldat in fescher Uniform, der ihr eines Nachts entgegenstolpert und in einem kurzen Augenblick alle ihre Vorsätze vergessen lässt. Leider bringt die jetzt ungeordnete Gefühlswelt unserer tapferen Protagonistin weniger Schwung in eine langsam vor sich hinplätschernde Handlung als erhofft. Carey Mulligan spielt ihre Rolle brav und nett und die Sympathien liegen klar auf ihrer Seite aber genauso vorhersehbar entwickelt sich ihre Figur. Von den drei heiratswilligen Herren unterschiedlichen Alters pickt sie sich natürlich den falschen heraus während die anderen beiden - stets Gentlemen - an der Außenlinie das Geschehen verfolgen. Ein feines Ränkespiel wie wir es manchmal in Kostümdramen erleben findet sich hier nicht, da fehlt es den Charakteren an notwendiger Boshaftigkeit. Und ein Schurke allein reicht auch nicht um alles aufzumischen insbesondere wenn der Sprung ins Ungewisse stets mit einer Sicherheitsmatte erfolgt. Eine zweite Liebesgeschichte, mit Juno Temple (Schmerzensgeld) als Leidtragender, wirkt zudem etwas unausgegoren. Es liegt hier an der routiniert-biederen Inszenierung und weniger an den Schauspielern, dass diese Romanverfilmung zu keinem sehenswerten Ereignis wird.

Langatmige Literaturverfilmung, wohl nur für sehr geduldige Fans von Kostümdramen interessant.