2008
Bilder © Kinostar
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** The 5th Commandment
- Du sollst nicht töten
jesse v. johnson
Profikiller Chance Templeton (Rick Yune) hat den Auftrag in Bangkok eine
Pop-Sängerin zu töten. Doch er lehnt ab, als er erfährt, dass sein verschollener Jugendfreund Miles (Bokeem Woodbine)
als ihr Bodyguard fungiert. Chances Auftraggeber sind nicht erfreut und schicken ein Ersatzkillerpaar, dass nicht nur
den Job sondern Chance gleich mit erledigen soll.
Man darf sich schon wundern, was für Filme sich immer wieder mal auf die große Leinwand
schleichen. Da werden Hochkaräter wie ‚Layer Cake' (Daniel Craig!) und ‚Lucky
Number Slevin' (Bruce Willis!) direkt auf Video und DVD veröffentlicht und B-Movie-Ware wie ‚5th
Commandment - du sollst nicht töten' kommen mit ein paar Kopien ins Kino. So einfach lässt sich dieser von Rick Yune
zusammengeklaute, von Rick Yune produzierte und von Rick Yune co-produzierte (!) Streifen um einen Killer mit
Gewissensbissen kategorisieren. Rick Yune spielt auch noch die Hauptrolle. Die Regie überlässt er Jesse V. Johnson. Wer
jetzt ratlos schaut und sich fragt ob man diese Namen denn kennen müsse, dem sei gesagt dass dies nicht der Fall sein
muss. In ihrer Funktion als Schauspieler bzw. Regisseur haben sie bisher keine Karrieren hingelegt, die besondere
Medienaufmerksamkeit rechtfertigen würden. Yune, früher auch mal Model, hatte zwar anfangs Nebenrollen in Filmen wie
‚Schnee, der auf Zedern fällt', The Fast and the
Furious' und dem James Bond Streifen ‚Stirb an einem anderen
Tag', schleppte sich anschließend aber nur von TV-Gastrolle zu TV-Gastrolle bevor er sich mit ‚5th Commandment' auf
den vollkommenen Egotrip besann und sich seinen eigenen Film auf den durchtrainierten Leib schrieb.
Man sollte nicht lange um den heißen Brei reden, denn um die Kampfkunst (?) geht's in
diesem Werk vornehmlich. Und um Schiessereien. Und Explosionen. Dass Yune körperlich fit ist und sich auch stark in den
Fightszenen präsentiert darf man schon erwähnen, doch sobald geredet wird fällt die künstlich aufgeputschte Dramaturgie
flach auf die Nase wie so mancher Antagonist. Wie der deutsche Verleih sein Produkt anpreist indem auf Titel wie
‚The Bodyguard', ‚Romeo Must Die', ‚Ong
Bak' und ‚The Transporter' (das Plakatmotiv ist dann auch noch sauber
abgekupfert) verwiesen wird ist dann auch eher belustigend als ernstzunehmende Referenz. Weder inhaltlich noch was die
Actionszenen betrifft kann dieser billig in Thailand zusammengeschusterte Film seinen offensichtlichen Vorbildern das
Wasser reichen (eine Prise ‚Léon - Der Profi' gibt's auch noch). Dass Regisseur Jesse V.
Johnson i.d.R. sein Geld als Stuntman und Stuntcoordinator auch mal bei größeren Produktionen wie
‚Terminator 3', ‚Krieg der Welten' und ‚Mission:
Impossible 3' verdient, lässt vermuten, dass er in dem Bereich seine Stärken hat. Regie führen sollte er
aber vielleicht besser anderen überlassen.
Neben ‚5th Commandment'
hat Johnson bis dato noch sieben andere Filme auf dem Kerbholz. Das sind dann Knochenbrecher wie ‚Pit
Fighter' und ‚The Sentinel', die in ausgesuchten Videotheken wohl gleich neben
den Werken von Michael Dudikoff, Jean-Claude Van Damme, Chuck Norris und Dolph Lundgren stehen müssten. Neben Yune
findet man aber dann doch noch überraschenderweise einen Schauspieler, der in unzähligen Rollen durchaus gezeigt hat,
dass er überzeugend in die Haut einer anderen Figur schlüpfen kann. Die Rede ist von Keith David, der in den letzten
Jahren vorwiegend von Filmset zu Filmset springt und sein Renomée in billig heruntergekurbelten Trash-Streifen wie
diesem hier versaut. Es ist schier unglaublich, dass dieser Bursche seit 1979 in über 150 (!) Filmen und in etlichen
TV-Serien aufgetaucht ist. Den einprägsamsten Part spielte er wohl in Darren Aronofskys ‚Requiem for a
Dream' (2000) als schmieriger Drogendealer, der sich Jennifer Connellys Drogensucht mit sexuellen
Gefälligkeiten bezahlen lässt. David spielt hier den Vater, der seinen Ziehsohn Chance vor Jahren vor dem Feuertod
bewahrte und ihn zum Killer ausbildete während er seinen leiblichen Sohn Miles aus dem Haus vertrieb, weil der nicht in
die Fußstapfen des Vaters treten wollte.
Auch die anderen
Darsteller müssen sich durch furchtbare Dialoge quälen, darunter Bokeem Woodbine als Miles, den man aus dem Mark
Wahlberg-Film ‚The Big Hit' (1998) oder aus dem Kevin-Costner-Thriller ‚Crime is
King' (2001) kennen könnte. Damit aber nicht zuviel Testosteron durch den Raum fliegt gönnt sich
Drehbuchautor Yune noch ein fesches Mädel, das als Blickfang taugt, aber sonst links liegen gelassen wird. Die
zweifelhaft bedeutsame Rolle der zum Tode verurteilten Sängerin spielt die aus der Dominikanischen Republik stammende
28jährige Dania Ramirez, Ex-Model, die bisher durch Serien wie ‚Buffy', ‚The Sopranos' und ‚Heroes' tingelte und auch
mal eine winzige Nebenrolle in ‚X-Men: The Last Stand' ergatterte. Mit dem offensichtlich von
Whitney Houston inspirierten Part als zickige Sängerin, die sich mit dem Bodyguard anlegt, liefert sie allerdings keine
erinnerungswürdige Performance ab. Kampfsportexperte Roger Yuan (Bulletproof Monk, Lethal Weapon 4) gibt den Bösewicht und Nemesis von Keith David und tötet mit
orgiastischer Freude und Psychofreundin jeden, der ihm dumm kommt. Das Killerpärchen als irres, comichaft übertriebenes
Abziehbild von Micky und Mallory Knox. Oder wie immer sich das Yune gedacht hat.
‚The 5th
Commandment - Du sollst nicht töten' hat außer ein paar gelungenen Kampfszenen nichts zu bieten. Die Protagonisten mit
Anführer Rick Yune stolpern sich durch eine aus allen Himmelsrichtungen zusammengeklauten Story, die dramaturgische
Löcher mit Langeweile stopft. Ein Film, der geradezu für die Direktauswertung in der Videothek (18er-Abteilung) gemacht
ist und im Kino nichts verloren hat. Unfreiwillig komischer Trash.
Text ©
Markus Klingbeil
VÖ: 27.08.2007
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