1997
Bilder © Universe
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** 97 Aces go Places
chin kar-lok
Eine Trickbetrügerin und Schwindlerin (Christy Chung) steht auf der
Abschussliste eines Triadenbosses (Francis Ng) und einer trauernden Witwe. Die verpflichtet ihren Sohn Ho-Sik (Alan
Tam) zur Erlernung des Umgangs mit einer Schusswaffe unter Anleitung eines Experten (Tony Leung Chiu-Wai) damit der
Vater gerächt werden kann. Doch der brave Ho-Sik schmilzt stattdessen beim Anblick der attraktiven Dame gleich dahin
...
Chin Kar-Lok, Schauspieler und Actionchoreograph, legt hier mit ‚97 Aces go Places' sein
Regiedebut vor. Zwar weckt der Titel Erinnerungen an die zwischen 1982 und 1989 gedrehte ‚Aces go places' - Filmserie,
hat aber sonst kaum Fortsetzungscharakter insbesondere da Sam Hui und Karl Maka fehlen. Beide drehten in den 90er so
gut wie keine Filme mehr. Was Chin nun auftischt ist eine vorwiegend aus flachen Witzen, Frivolitäten, und übertrieben
agierenden Protagonisten bestehende Komödie, die mehr infantil und pubertär daherkommt und bald nur nervt. Abgemildert
wird das Ganze durch ein paar gelungene Actionsequenzen, die ab und zu die Blödeleien unterbrechen. Renommierte
Schauspieler wie Francis Ng (Exiled, 2006) und Tony Leung Chiu-Wai (Lust und Begierde, 2007) toben sich mit ihren
Grimassen dabei richtig aus ohne das man mitlachen kann. Ng verkörpert einen durchgeknallten, musikvergötternden
Triadenboss, der von sexy Christy Chung gelinkt wird und sein Geld zurück will.
Seine sonnenbebrillten, trotteligen Gehilfen stellen sich bei ihrer Mission dermaßen
blöd an, dass ein Erfolg nahezu undenkbar ist. Beste Szene von Francis Ng ist die, wenn er den Titelsong aus Jackie
Chans ‚Police Story' trällert. Tony Leung Chiu-Wai darf wenigstens als alkoholisierter Scharfschütze in ein paar
(offensichtlich gedoubelten) Actionszenen überzeugen, der Charakter selbst, den er spielt, bleibt aber oberflächlich.
Christy Chung bekommt da wenigstens etwas mehr Background - und eine traumatisierte Schwester - für ihre Rolle indem
kurz auf ihre Motivation eingegangen wird warum sie bevorzugt Gangsterbosse betrügt. Altbekannte Rache - nur eben ohne
Schiesseisen dafür mit Grips. Sie ist auch im Grunde der einzige Grund warum man sich ‚97 Aces go Places' ansehen kann.
Nicht nur betört sie mit ihrer Weiblichkeit die Sinne von Waschlappen-Söhnchen Alan Tam sondern zeigt auch anderweitig
physische Präsenz indem sie ordentlich austeilt.
Musste sie in ‚Red Wolf' zwei Jahre zuvor als
Comedy-Püppchen agieren und sich auf Rettung durch männliche Kampfkunst verlassen ist es diesmal umgekehrt. Chung, zur
Zeit des Drehs schwanger (!), schlägt sich äußerst gut, zum einen bei einem Kampf gegen mehrere Gegner, zum anderen
beim finalen Kampf gegen Billy Chow. Chow wurde dabei nur für diese Kampfszene, die leider keinen durchgängigen Fluss
hat, eingekauft, denn er taucht vorher kein einziges Mal auf. Gleiches Schicksal und dabei noch weniger spektakulär
erleidet Collin Chou, der bei einem Miniauftritt als Mitglied einer Polizei-Spezialeinheit mal kurz einen Gegner K.O.
schlägt und schnell wieder aus dem Bild huscht. Chin Kar- Lok drehte fünf Jahre später mit ‚No Problem 2' seinen
zweiten und letzten Film. In den Hauptrollen Yuen Biao und Collin Chou. Seitdem ist Chin vorwiegend als Schauspieler
tätig und gelegentlich als Actionchoreograph (z. B. ‚Dragon Squad' und ‚Protégé').
DVD (Universe, HK, codefrei, NTSC)
Der Film wurde nicht für's digitale Medium aufbereitet, d.h. die Qualität ist nicht
besonderes gut, insbesondere das Farbverhalten. Das Bild (1.73:1) wurde nicht anamorph abgetastet, wirkt unscharf,
matschig und an manchen Stellen etwas grünstichig, Kratzer und Fussel ziehen sich durch den ganzen Film. Außerdem wurde
für die DVD eine Filmkopie verwendet, die eingebrannte Untertitel in englisch (grammatikalisch sehr fragwürdig) und
chinesisch aufweist. Der Ton (mono) ist auch nicht besonders gut, liegt in mandarin und kantonesisch vor.
Wenig überzeugende Actionkomödie von Chin Kar-Lok, die nur deshalb
erwähnenswert ist, weil Christy Chung hier zeigt, dass sie auch kampftechnisch auf der Höhe ist. Ansonsten nur für Fans
des speziellen, oft überzogen präsentierten Hong Kong Filmhumors zu empfehlen. Action ok - Comedy
flach.
Text © Markus Klingbeil
VÖ: 23.01.2008
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