Home || Suchen || Aktuell || Kritiken || Festival & Co. || Coole Köpfe || Medien || Downloads || Links || Sitemap
Filmwahl > 0-9 | A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z

 
2006
Bilder © Kinowelt
*** 88 Minutes
jon avnet


Der forensische Psychiater und Collegeprofessor Gramm (Al Pacino), ein As in seinem Beruf aber Spaß im Leben nicht abgeneigt, wird eines morgens über einen Leichenfund informiert. Das Opfer wurde auf die gleiche Weise umgebracht, wie bei einem Fall, an dem Gramm vor neun Jahren entscheidend beteiligt war. Der vermeintliche Täter sitzt im Knast und steht vor der Hinrichtung, doch Zweifel kommen auf ob Gramm damals unsauber gearbeitet hat und der richtige Mann überführt wurde. Dann erhält Gramm auch noch einen anonymen Anruf, der ihm seinen Tod in 88 Minuten prophezeit.

Es gibt ja immer wieder Projekte, die von Problemen geplagt sind. Eins dieser Projekte ist ‚88 Minutes'. Erdacht von Garry Scott Thompson, dem Erfinder der US-TV-Serie ‚Las Vegas', war Drehbeginn dieser deutschen Co-Produktion bereits Ende 2004 geplant was sich dann aber um ein Jahr verschob. Verschiedenen Berichten zufolge kam es dann dank schlechter Test-Screenings und Nachdrehs zu weiteren Verzögerungen. Der ursprünglich vorgesehene Regisseur James Foley wurde durch Jon Avnet ersetzt. Foley widmete sich stattdessen ‚Verführung einer Fremden' mit Bruce Willis. Avnet drehte in den letzten Jahren nur fürs US-TV. Sein letzter Kinofilm ‚Red Corner' mit Richard Gere lief vor 10 Jahren in unseren Kinos. ‚88 Minutes' hatte seine Deutschlandpremiere letztes Jahr beim Oldenburger Filmfest was aber wohl auch nicht half einen Bundesstart zu sichern, so dass der Film von Kinowelt gleich auf DVD veröffentlicht wurde. Damit die Produktionskosten (man munkelt von 30 Millionen US-Dollar) aber doch noch wenigstens teilweise wieder eingespielt werden läuft der Thriller mit Al Pacino (zuletzt mit ‚Ocean's 13' im Kino), veröffentlicht von TriStar Pictures, seit 18.April in den USA und behauptete mangels Konkurrenz kurzfristig seine Top 10 -Platzierung.

Wirklich schlecht oder langweilig ist ‚88 Minutes' auch nicht, vielmehr 08/15-Thrillerkost, die mit dem Echtzeit-Motto punkten will. Al Pacino spult sein Pensum solide ab ist aber doch weit entfernt von seiner Bestform, zu der ihn die konventionelle Story auch nicht herausfordert. Pacino spielt also den Psychologen Gramm, der eng mit dem FBI zusammenarbeitet und sich durch seine überzeugenden Aussagen vor Gericht viele Feinde unter Mördern und gewalttätigen Freaks gemacht hat. Auch in Studentenkreisen ist er nicht unumstritten. Seine eigenen Dämonen bekämpft Gramm damit, dass er sich im Büro und im trauten Heim als Sicherheitsfreak outet und sich beziehungsunfähig gibt. Stattdessen trinkt er gerne mal einen mit seinen Studenten und lässt sich auf One-Night-Stands mit jüngeren Frauen ein. Nicht wenig überraschend ist es dann auch, wenn Personen aus Gramms Umfelds tot aufgefunden werden und er selbst in Verdacht gerät der Killer zu sein. Während sich Pacino also abmüht herauszufinden, wie sein Feind in der Todeszelle möglicherweise die Aktionen außerhalb des Knasts koordiniert, präsentiert uns Thompsons Drehbuch eine ganze Reihe potentieller Verdächtiger, die den Zuschauer bei der Stange halten und das Interesse wach halten. Immerhin sind die Rollen mit Gesichtern besetzt, die man schon da und dort gesehen hat. Alicia Witts, Leelee Sobieski und William Forsythe haben sich in diversen Thrillern, Horror-Streifen und B-Movies präsentiert, Benjamin McKenzie wurde zum Teenie-Idol durch die US-Serie ‚The O.C' und Amy Brenneman war in 138 TV-Episoden die titelgebende Richterin in ‚Für alle Fälle Amy'. Die interessanteste Darstellerin allerdings, Deborah Kara Unger (The Game), wird sträflich unterfordert und mit einer winzigen Rolle als Universitäts-Rektorin abgespeist.

Wenn man 88 Minuten Lebenszeit übrig hat, dann könnte man atemlose Spannung im Film erwarten. Doch zum einen geht der Wettlauf gegen die Zeit nicht mit Filmstart los sondern die Uhr tickt erst nach der 23-minütigen Exposition und dann lässt die zu konservative Regieführung von Avnet wenig Spielraum für mehr Kameraaktivität und Schnelligkeit um die Dramaturgie stärker anzukurbeln. Das Echtzeitprinzip wurde ja bereits schon 1995 von John Badham in seinem kurzweiligen Thriller ‚Gegen die Zeit' verwendet und ist seit vielen Jahren Grundkonzept der Action-Serie ‚24'. Da findet man auch die Dynamik, die ‚88 Minutes' streckenweise fehlt. Und dem guten Al werden auch noch 13 Minuten geklaut - volle 88 Minuten kriegt er nicht. Von wegen Echtzeit. Es ist übrigens nicht der erste Film mit Al Pacino, der gleich in die Videotheken wandert - auch Filme wie z.B. ‚Das schnelle Geld (2005)' und ‚Simone (2001)' wurden von den Verleihfirmen als nicht fit für's Kino betrachtet. Mit dem aktuellen Projekt ‚Righteous Kill' könnte sich das Blatt aber wenden. Wieder unter der Regie von Jon Avnet spielt Pacino einen New Yorker Cop an der Seite von Robert DeNiro.

‚88 Minutes' ist ein durchschnittlicher Thriller im Echtzeitmodus, der viele verdächtige Personen präsentiert um zum Rätselraten beim Mordkomplott einzuladen. Trotz Al Pacino und einer interessanten Nebendarstellerriege vermisst man eine echte Spannungskurve und wird mit einer konventionellen Auflösung der Geschichte abgespeist. Passabel aber kein Thriller, den man sich zur Sammlung ins Regal stellen müsste.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 01.05.2008

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
Suchen || FAQ || Impressum || Sitemap
© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih