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2008
Bilder © Warner Bros.
** 10,000 BC
roland emmerich


Der aufstrebende Jäger D'Leh (Steven Strait) vom Stamme der Yagahl liebt die elternlose Evolet (Camille Belle) schon seit gemeinsamen Jugendtagen. Doch erst muss er sich ihr durch Taten würdig erweisen und den Respekt des Stammes erringen. Als eine kriegerische Bande den Bergstamm überfällt werden Evolet und viele andere entführt und versklavt. Mit dem erfahrenen Tic'Tic (Cliff Curtis), ein Freund seines verschollenen Vaters, und zwei weiteren Begleitern nimmt D'Leh die Verfolgung auf, die ihn von eisigen Bergen und schwer zugänglichen Dschungellandschaften zu sonnenüberfluteten Wüstengegenden führt.

Roland Emmerich kleckert nicht, wenn es um die Erfüllung seiner filmischen Visionen geht. Mit dem futuristischen Van-Damme Actionstreifen ‚Universal Soldiers (1992) empfahl er sich den großen Studios Hollywoods, ‚Stargate' (1994) spielte weltweit 197 Millionen US-Dollar an den Kinokassen ein und bescherte ihm seinen ersten #1-Hit in den US-Charts. Mit ‚Independence Day' zwei Jahre später bewies er seine Qualitäten als Mann für massentaugliche Blockbuster. Die 75 Millionen US-Dollar Produktionskosten, bis dato Emmerichs teuerster Film, spielte die Geschichte um die Bedrohung durch Außerirdische schnell wieder ein und mit 817 Millionen US-Dollar zählt ‚Independence Day' bis heute zu den 20 profitabelsten Filmen überhaupt. Knapp 10 Millionen Zuschauer in Deutschland sahen ‚Independence Day', weitaus mehr als andere actionbetonte Streifen von 1996 wie ‚Goldeneye', ‚Mission: Impossible' und ‚The Rock - Fels der Entscheidung'. Godzilla, Emmerichs 130-Millionen-Dollar-Folgeprojekt, floppte hingegen und auch ‚Der Patriot' lag nur dank internationalem Einspiel noch im Plus. Auch das Katastrophenspektakel ‚The Day After Tomorrow' (2004) spielte in den USA nur knapp mehr als die Produktionskosten ein, lief aber erfolgreich im Ausland und bescherte Emmerich doch noch seinen größten kommerziellen Erfolg seit ‚Independence Day'.

Mit ‚10.000 BC' kommt jetzt das nächste gigantische Spektakel des Schwaben in die Kinos, dass aber weder durch die Vielzahl der Spezialeffekte noch durch die Geschichte oder die Charaktere überzeugt. Emmerich selbst (mit Co-Autor Harald Kloser) ist verantwortlich für die einfallslose Geschichte des jungen Helden, der sich vor seinem Volk beweisen, Mut und Entschlossenheit demonstrieren und verschiedene Stämme vereinen muss um die Liebe seines Lebens zu retten. Man merkt schon früh im Film, dass die Konzentration vorwiegend auf der optischen Gestaltung des Abenteuers liegt, wenn die Yagahl-Krieger zwischen computeranimierten Mammuts umherspringen ohne nennenswerte und sichtbare Verluste zu erleiden. Natürlich darf für eine PG-13-Freigabe in den USA (oder FSK 12 in Deutschland) kein zertrampelter Jäger sein Leben breitbildfüllend aushauchen, denn das wäre einem massenkompatiblen Familienunterhaltungsfilm nicht zuträglich. Und so erahnt man schon böses für den Folgeverlauf und erwartet handzahme Action- und Kampfszenen nicht ohne Grund. Das wäre vielleicht noch zu verschmerzen, doch die Computereffekte überzeugen in den wichtigen Momenten nicht. Auch der eigentlich große Moment vom Auftritt des Säbelzahntigers, der den speerbewaffneten Helden in spe Aug in Aug gegenübersteht verpufft, weil A) das Kätzchen nicht überzeugend aussieht und B) die mystische Komponente sehr an den Haaren herbeigezogen wirkt.

Aber dass D'Leh schon nach der Hälfte der Spielzeit von spitzen Zähnen aufgeschlitzt wird darf nicht sein und so muss man diese dramaturgische Wende hinnehmen. Die Befürchtung, die Raubkatze wird domestiziert wie der Polarbär in ‚Der goldene Kompass' und als treuer Wegbegleiter an die Seite des Helden gestellt bleibt glücklicherweise unerfüllt. Schmerzlich sind dann doch mehr die Dialoge, die zwar spärlicher gesät sind als in so manchem Michael-Bay-Film aber so hölzern und belanglos wirken ("Ich bin älter als ich aussehe"), dass man sich das Lachen schon verkneifen muss, will man den konzentrierten (oder eingeschlafenen) Nachbarn im Kinosessel nicht aufschrecken. Dass Emmerich keine so bekannten Darsteller wie in ‚The Day After Tomorrow' engagierte mag man ihm zugute halten, so bleiben den Stars die Peinlichkeiten erspart, die u.a. Newcomer Steven Strait mit wenig überzeugender Mimik dem erwartungsfrohen Publikum unterjubeln muss. Camille Belle, die die Herzensdame Evolet spielt, ist zwar schon weitaus länger im Geschäft dürfte aber nur wenigen durch ihre Rollen in ‚The Chumscrubber', ‚The Quiet' oder dem schnarchigen ‚Unbekannter Anrufer' bekannt sein. Viel zu sagen hat sie jedenfalls nicht, so bleiben dann am Ende nur ihre blaugefärbten Kontaktlinsen in Erinnerung. Emmerich spart nicht nur an originellen Dialogen sondern auch an originellen Ideen. Viele Szenenabschnitte und Ereignisse, bei denen sich die tapferen Jäger beweisen müssen wirken wie schon einmal dagewesen.

Da wird ordentlich geplündert aus Filmen wie ‚Am Anfang war das Feuer', ‚Jurassic Park', und ‚Apocalypto'. Oder mag es eine Prise ‚Troja' sein ? Selbst der gefürchtete Herrscher, der in der Pyramide hockt, wirkt wie ein keuchender Witz mit Duschvorhang aus einem ‚Stargate'-Universum. Der Film geht zwar "nur" 109 Minuten, die sich aber glatt 30 Minuten länger anfühlen. Das war sicher andersrum gedacht. Erst dann aber, wenn Armin Müller-Stahl als Erzähler aus dem Off nichts mehr sagt, ja dann ist aber wirklich Schluss. Doch soll hier nicht alles schlechtgeredet werden, den es gibt tatsächlich Momente, die einem als Betrachter Hoffnungsschübe verleihen, z.B. wenn die ganze Pracht der Naturkulisse formatfüllend zu bewundern ist, denn die Urwelt wurde z.T. in Neuseeland, Südafrika und Namibia realisiert. Insbesondere an diesen vom Helikopter gefilmten Momenten mag man sich gar nicht satt sehen. Doch viele dramaturgische Schnitzer und ein kuscheliges Ende, dass sich dem Hollywood-Fortsetzungswahn anbiedert holen einen schnell wieder auf den harten Boden der Realität zurück. Für die ganz Interessierten steckt dann aber in den Namen D'Leh und Evolet doch noch was ... einfach mal rückwärts lesen.

10.000 BC ist ein langatmiges, mit Computereffekten überladenes Abenteuer um einen jungen Mann, der um einer Frau willen, eine Rettungsaktion startet, die zum Aufbäumen unterdrückter Völker, zu einer epischen (aber blutleeren) Schlacht Gut gegen Böse führt. Weder Tricks noch Dialoge noch Schauspielerdarbietungen können überzeugen und oftmals wirkt die Dramaturgie unfreiwillig komisch statt spannend. Dieses von bekannten Filmmustern durchzogene Abenteuer kann man getrost auslassen.
Text © Markus Klingbeil
VÖ: 03.03.2008

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih