Der einflussreiche Geschäftsmann Ernesto Martel befreit die schöne Lena aus einer Zwangslage und heiratet sie. Gefangen in dieser Ehe und einen Stiefsohn am Hals träumt sie aber weiter den Traum von der Schauspielerei. Den kann ihr der Regisseur Mateo Blanco erfüllen, der sich in Lena verliebt. Martel aber hütete seine junge Frau wie den eigenen Augapfel.

Nach dem großen Erfolg, den Pedro Almodóvar und Penélope Cruz mit "Volver" vor drei Jahren hatten (u.a. Oscarnominierung für die Schauspielerin) widmet sich das Erfolgsduo im vierten gemeinsamen Film einer tragischen Liebesgeschichte, die in langen Rückblenden erzählt wird. Protagonist Harry Caine (Lluís Homar) ist ein blinder Schriftsteller, der vor vielen Jahren seine große Liebe verloren hat. Eine Todesanzeige in der Zeitung und der Besuch eines jungen Mannes erwecken aber die Geschehnisse von damals wieder zum Leben. Einer Zeit, als Harry Caine noch Mateo Blanco war.

Almodóvars Filme sind oft schrill, sinnlich und machmal auch überdreht - sowohl inhaltlich als auch optisch. Man erwartet ungewöhnliche Geschichten vom spanischen Meister, der Antonio Banderas Schauspielkarriere früh förderte und Penélope Cruz vom schauspielerischen Stillstand in durchschnittlichen Hollywoodfilmen erlöste. Mittlerweile ist Almodóvar 59 Jahre alt und scheint etwas ruhiger geworden zu sein. So ist sein neuestes Werk, das auch dem Filmemachen an sich huldigt, weniger provokant oder aufregend als man es sich wünschen würde.

Heimliche Leidenschaft, Betrug in der Ehe, innerliche Zerrissenheit, Traum von Erfolg und Glück sind einige Zutaten dieses referenzgespickten spanischen Gerichts in dem Penélope Cruz wieder zeigt, dass sie in europäischen Filmen am besten aufgehoben ist. Ihre Figur hat es nicht leicht in diesem Drama. Als selbstlose Sekretärin opfert sie sich für ihre gebrechlichen Eltern auf (arbeitet sogar als Begleitdame für Gutbetuchte) und muss auf finanzielle Hilfe ihres wesentlich älteren Bosses Ernesto Martel (José Luis Gómez) vertrauen, der die Chance nutzt, sie heiratet und damit auch kontrolliert.

Der erste Film den Lena mit Mateo Blanco dreht wird dann konsequenterweise von Martel produziert. Interessant wird diese Arbeitskonstellation dann durch die Affäre, die Lena mit Mateo beginnt. Denn klar ist, wenn der eifersüchtige Ehemann davon erfährt ist nicht nur Lena sondern auch ihr Regisseur von den Konsequenzen betroffen. Verschärft wird die Situation noch von einigen anderen Personen, die am Set des Films umherschwirren, wie Lenas Stiefsohn, der einen Dokumentarfilm über Lenas Gehversuche beim Film dreht - und natürlich Papa das gedrehte Material vorführt. Eine extra engagierte Lippenleserin hilft bei der Auswertung !

"Zerrissen Umarmungen" hat eine tolle Set-Ausstattung und auch die Locations in Madrid und auf Lanzarote beeindrucken. Insbesondere die Film-in-Film-Szenen begeistern durch ihre farbenfrohe Ausgestaltung. Verantwortlich für die visuelle Komponente ist neben Art Director Víctor Molero vor allem der mexikanische Kameramann Rodrigo Prieto, der in den letzten Jahren u.a. Filme wie "Gefahr und Begierde", "Babel", "Brokeback Mountain" und "Amores Perros" drehte.

Schön anzusehen ist "Zerrissene Umarmungen" - mit 128 Minuten Lauflänge aber deutlich zu lange geraten, erschöpft sich doch das Thema schon viel früher. Der Film wirkt stellenweise mehr wie ein zähes Kunstdrama im Retrostil das in seinen Bildern schwelgt und die Geduld des Betrachters strapaziert. In solchen Momenten wünscht man sich eine straffere Inszenierung und den unberechenbaren Almodóvar früherer Filme.

Ein ordentliches Werk von Pedro Almodóvar, das optisch überzeugt, sich inhaltlich aber etwas behäbig und schwergängig präsentiert. Dank einer prächtig agierenden Penélope Cruz ist der Film aber durchaus einen Blick wert.