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2007
Bilder © 20th Century fox
*** Von Löwen und Lämmern
robert redford


Der Irak-Krieg gibt genug Anlass sich auf verschiedenen Ebenen damit zu beschäftigen. Der Professor diskutiert mit seinem Studenten. Der Politiker versucht die Journalistin für seine Zwecke einzuspannen. Und zwei junge patriotische Soldaten opfern sich für ihr Land.

Wie viele prominente Hollywoodschauspieler gehört auch Robert Redford zu denen, die sich in den Medien gegen den nicht enden wollenden Einsatz der Amerikaner im Irak aussprechen. Und diesem Thema widmet sich Redford auch in seinem neuen Film und kehrt damit nach sieben Jahren Pause als Regisseur zurück. Mit dem Script von Matthew Michael Carnahan (The Kingdom) entsteht dabei ein Lehrstück über die verschiedenen Haltungen zum Irak-Krieg. Doch substanziell neues liefert er dem aufmerksam die Nachrichtenwelt durchstöbernden Betrachter nicht. In drei Episoden wird hinterfragt, argumentiert und mit fadenscheinigen Rechtfertigungen hantiert.

Ein idealistischer Universitäts- professor (gespielt von Robert Redford) setzt große Hoffnungen in einen seiner Studenten und versucht ihn im Einzelgespräch davon zu überzeugen sich für seine Werte zu engagieren, seinen Verstand sinnvoll einzusetzen und nicht den einfachen Weg zu gehen und nur an den eigenen Vorteil zu denken. Das sinnlose Verheizen junger Männer im Krieg wird dabei beispielhaft an der Geschichte zweier Männern geschildert, die "etwas tun wollen" und sich aus patriotischer Überzeugung zum Armeedienst gemeldet haben. Dass sie als Kanonenfutter bei einen Hinterhalt in Afghanistan herhalten müssen wussten sie nicht. Die interessanteste Episode ist aber die der Begegnung der erfahrenen und anerkannten Journalistin (Meryl Streep) mit dem hochrangigen Politiker (Tom Cruise), einem Karrieristen, der das Kriegsfeld nur durch theoretische, analytische Betrachtungen und der Medienberichterstattung kennt. Ein Mann, der von einer Elite-Uni kommt und hinter seinem sicheren Schreibtisch sitzend den Grundstein dafür legt, dass weniger privilegierte junge Männer ihr Leben für das Heimatland opfern (müssen). Doch hat die Regierung Lehren gezogen aus den Fehlern vom Vietnam-Krieg und anderen misslungen Auslandseinsätzen ?

Eben jener Grünschnabel will der erfahrenen Journalistin eine alte Strategie als neu und wirkungsvoll verkaufen, wie man durch gezielte kleinere Aktionen den Feind zermürben wird. Schließlich habe die Presse nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001 auch nur zu gerne mitgeholfen die Weltbevölkerung von der Notwendigkeit des Irak-Kriegs zu überzeugen. Die Journalistin muss sich fragen ob sie das Spiel der Macht der Karriere wegen mitspielt, damit Gefahr läuft ihre Integrität zu verlieren oder ob sie ihren eigenen Überzeugungen folgt, die sich weniger gut verkaufen lassen. Die Presse als Verbündeter von einst und Hau-Drauf der Gegenwart jetzt wieder als Steigbügelhalter für eine strahlende Winner-Pose ? Im Film wird der Politikerwunsch fast im selben Moment zerstört als er ausgesprochen wird. Zwei amerikanische Soldaten (Derek Luke und Michael Pena) stehen dabei fast wie zwei Karikaturen als tapfere Helden bereit, die sich füreinander aufopfern und gemeinsam untergehen.

Doch was bleibt vom Film in Erinnerung ? Zivilcourage zeigen ? Hirn einschalten ? Nicht alles glauben was einem die Regierung an Wahrheiten verkaufen will ? Sich politisch engagieren damit sich etwas ändert ? Themen, die es wert sind diskutiert zu werden ohne Zweifel. Themenkomplexe, die auch in Nachrichten und zahlreichen Polit-Diskussionsrunden erschöpfend diskutiert wurden und werden. Da bewirken der erhobene Zeigefinger von Robert Redford und seine Ermahnungen weitaus weniger als vielleicht von ihm erhofft. Auch vom filmischen Gesichtspunkt bietet Redford nüchterne Kost. Die Schauplätze der ineinander verschachtelten Episoden sind eng begrenzt - das Büro des Professors, die Amtsstube des Politikers und ein verschneites Hochplateau in den Bergen Afghanistans. Die einzige non-verbale Auseinandersetzung ereignet sich beim verschneiten Kriegsschauplatz - ein Feuergefecht zwischen heroischen US-Soldaten und dem aus dem Hinterhalt agierenden gesichtslosen Feind. Und da sieht man dann auch deutlich, dass die Szene im Studio gedreht wurde. Passt auch irgendwie wieder, denn nicht nur den fürs Land kämpfenden US-Soldaten wurde etwas vorgegaukelt.

Es ist Krieg und wie stehst Du dazu ? In drei Episoden hinterfragt Robert Redford die Haltung seiner Protagonisten zu einem wichtigen aktuellen Thema am Beispiel Irak-Krieg. Doch statt einer spannenden Abhandlung ist ‚Von Löwen und Lämmern' lediglich ein Lehrstück für Uninformierte und scheint primär dazu gemacht zu sein Redfords Landsleute wachzurütteln.
Text © Markus Klingbeil
VÖ: 11.11.2007

Von Löwen und Lämmern

(Lions for Lambs)

USA 2007. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 88 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 09.11.2007 (US) 08.11.2007 (D). Budget: 35 Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: Robert Redford. Buch: Matthew Michael Carnahan. Kamera: Philippe Rousselot. Schnitt: Joe Hutshing. Musik: Mark Isham. Darsteller: Meryl Streep, Robert Redford, Tom Cruise, Michael Peña, Andrew Garfield, Peter Berg, Derek Luke.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih