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2008
Bilder © Concorde Filmverleih
*** Twilight - Bis(s) zum Morgengrauen
catherine hardwicke


Die 17-jährige Bella Swan (Kristen Stewart) muss vom sonnigen Phoenix zu ihrem Vater nach Forks, Washington ziehen, weil die Mutter mit ihrem Freund eine längere Zeit unterwegs ist. In ihrer neuen Schule trifft sie auf den unnahbaren Mädchenschwarm Edward Cullen (Robert Pattinson), der sie sofort in seinen Bann zieht. Als Bella von Edward aus einer lebensgefährlichen Situation gerettet wird steigt ihre Neugier auf diesen Jungen exponentiell an und sie versucht hinter dessen lakenweiße Fassade zu schauen.

Vampire. Dracula. Blutsauger. Lange Eckzähne. Man könnte diese Assoziationskette ewig weiterführen und vermutlich nicht darauf kommen, dass manche Vampire ausschließlich Tierblut trinken, den Kontakt mit den Menschen zwar pflegen aber aufs nötigste beschränken und hoffnungslose Romantiker sind. In der Romanwelt der amerikanischen Schriftstellerin Stephenie Meyers gibt es eben solche Spezies, deren Geschichte sie in vier Bänden aufgeschrieben hat und damit Millionen von fast ausschließlich weiblichen Fans - nicht nur die jungen Mädchen - in aller Welt begeistert. Anne Rice, bitte treten Sie zur Seite.

Alles begann buchstäblich mit einem Traum - so ist es überliefert. Am 02.06.2003 hatte die 29-jährige Stephenie Meyers, Mutter dreier Kinder, einen Traum von einem Vampir, der im Wald ein Mädchen trifft. Drei Monate später lag eine 500-Seiten starke Geschichte auf dem Schreibtisch, die 2005 unter dem Namen ‚Twilight' in die Buchläden kam. Eine finanzielle Vergütung in Höhe von 750.000 USD für drei Bücher konnte Meyers auf ihrem Konto verbuchen. Das vierte Buch der Vampirsaga um die Liebe zwischen Bella und Edward erschien im August 2008 in den USA und wird im Februar 2009 vom Carlsen Verlag in deutscher Übersetzung veröffentlicht. Der Carlsen Verlag hat u.a. auch die erfolgreiche Harry-Potter-Roman-Reihe herausgebracht.

Bei solch einem Trubel um ein Buch liegt die Frage nach einem Kinofilm auf der Hand. Bereits 2004 sicherte sich Paramount eine Option auf die Verfilmungsrechte für ‚Twilight', doch das finale Script hatte mit dem Roman nur noch wenig gemeinsam. Der Film wurde nicht gedreht. 2006 dann der zweite Anlauf mit dem Studio Summit Entertainment und dem vertraglich zugesicherten Versprechen, dass das Drehbuch dicht an die Romanvorlage angelehnt sein würde. Damit wurde dem Film schon vor dem ersten Drehtag der Zahn gezogen, denn spitze Eckzähne mit blutträufelnder, tödlicher Wirkung sind bei Stephenie Meyers tabu!

Meyers behielt sich vor auch bei der Verfilmung aktiv mitzuwirken indem sie ihre Kritikpunkte beim Rohschnitt anbrachte (z.B. musste die Kussszene neu gedreht werden, weil sie der Autorin zu explizit erschien). Im Vorfeld hatten die Fans schon das Wort ergriffen. Robert Pattison musste nach Bekanntgabe seiner Besetzung als Edward zunächst viel Schmährufe verkraften, ähnlich wie Daniel Craig damals für Bond. In beiden Fällen änderten sich die Meinungen aber zum positiven spätestens nachdem der Film in den Kinos anlief. Meyers war im übrigen sehr zufrieden wie Robert Pattison die Romanfigur mit Leben füllte.

Doch was steckt nun hinter der ganzen Aufregung, der Fan-Hysterie um den mysteriös-schönen kreidebleichen Edward und Bella, die die Schönheit schon im Namen trägt ? Zunächst einmal ist es die Geschichte von zwei Außenseitern. Bella ist ein ruhiges, in sich gekehrtes Mädchen, das nicht wirklich fröhlich, sondern eher zerbrechlich wirkt und eine faszinierende melancholische Ausstrahlung hat. Kristen Stewart (Panic Room) übernimmt diese Rolle und sie ist es auch, die den Film besonders in der ersten Hälfte fast mühelos schultert. Gemeinsam mit ihr begibt sich der Betrachter auf eine spannende Reise, die aus einem vorsichtigen Heranpirschen an die Figur des mysteriösen Edwards und seiner bizarren Familie besteht.

Hardwicke lässt sich viel Zeit für die Entwicklung der Beziehung zwischen diesen jungen Menschen, die noch unverdorben sind und damit Stephenie Meyers eigenes Erfahrungsbild als Teenager widerspiegeln. Konsequent überträgt die Mormonin die positiven Erlebnisse ihrer Kindheit auf ihre Romanfiguren und verweigert sich damit dem klassischen und realistischerem Teenieverhalten. Pattisons Edward ist daher auch ein Gentleman wie er im Buche steht, ein Traumprinz, der die Damenwelt zum schmachten einlädt. Er hat Bärenkräfte, bewegt sich blitzschnell voran und zeigt sich nur bei trist-grauem Wetter. Außerdem liebt er klassische Musik und kann die Gedanken anderer Menschen lesen - nur bei Bella versagt Edwards Gabe. Ein echter Herzensbrecher eben.

Dem Film bekommt die non-stop-Schmachtorgie aber nur bedingt. Das Problem ist die Dramaturgie, die in der zweiten Spielhälfte nicht mehr funktioniert, weil Regisseurin Hardwicke es nicht versteht die schwelenden Emotionen in Spannung zu transformieren. Zwar ruft die Geschichte eine Horde böser Vampire (darunter ‚The Fighters'- Bösewicht Cam Gigandet) auf den Plan, die im Städtchen auf die herkömmliche Art der Futterbeschaffung zurückgreifen und Menschen anfallen, doch bleibt es wie so vieles im Verlauf des Films bei zaghaften Andeutungen. Keuschheit ist oberstes Gebot. In allen Bereichen. Ein Lustrausch muss sich Edward verkneifen, könnte er doch im Eifer des Gefechtes seine Liebste zur Vampirlady machen oder gar töten.

In zwei Stunden Laufzeit wird allerdings zu wenig Abwechslung geboten, die optischen Effekte sind nicht immer gelungen und insbesondere beim Anblick des künstlich-hektischen Finale inklusive Aufopferung für die große Liebe könnte man meinen, die TV-Serie ‚Buffy' wäre Inspirationsquelle #1. Der Erfolg blieb dieser blutleeren, kinderfreundlichen Romanze aber nicht verwehrt und so stehen den Ausgaben von 37 Mio. USD bereits weltweite Einnahmen von über 300 Mio. USD gegenüber. Allein in Deutschland strömten bereits knapp 1,5 Millionen Fans in die Lichtspielhäuser. Das Produktionsstudio hat das Potential dieses Franchise-Unternehmens schnell erkannt und gab bereits drei Wochen nach dem US-Start grünes Licht für ein Sequel.

Das zweite Buch wird ab dem 23.03.2009 verfilmt und soll unter dem Titel ‚New Moon - Biss zur Mittagsstunde' am 07.01.2010 in die deutschen Kinos kommen. Regie führt dann Chris Weitz (Der goldene Kompass, About a Boy).

Stark auf ein weibliches Publikum fokussiert bringt Catherine Hardwicke den Bestsellerroman ‚Twilight' als blutleere Romanze zwischen einem scheuen Mädchen und einem melancholischen Vampir auf die Leinwand. Dieses gegenseitige Beschnuppern ist zunächst interessant inszeniert, doch wirkt das Ganze zusehends so als würde man auf der Stelle treten und am ausgestreckten Arm verhungern. Diese Vampire sind einfach zu soft ! Mehr Biss hat da das kürzlich bei uns gelaufene äußerst empfehlenswerte schwedische Vampirdrama ‚So finster die Nacht'.


Text © Markus Klingbeil
27.01.2009 VÖ: 29.01.2009

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih