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2013

Bilder © Senator
** Sunshine on Leith
dexter fletcher


Famile Henshaw freut sich, dass Sohn Davy und dessen Kumpel Ally unversehrt vom Militärdienst in Afghanistan nach Hause gekommen sind doch unvorhergesehene Ereignisse stellen den starken Familienbund auf eine Probe.

2011 erfreute Schauspieler Dexter Fletcher (Layer Cake; Bube, Dame, König Gras) mit dem feinen Regiedebüt „Wild Bill“. Die Geschichte von einem kriminellen Burschen, der sich nach jahrelanger Haft wieder in die Gesellschaft integrieren muss wurde hierzulande nur fürs Heimkino ausgewertet. Zwei Jahre später legt Fletcher nach und dreht etwas völlig anderes – ein schottisches Musical. Der in Leith, einem Stadtteil der Stadt Edinburgh, spielende Film beruht dabei auf einem lokal erfolgreichen Bühnenstück von 2007 das 20 Songs der schottischen Brüder Reid, besser bekannt unter ihrem Bandnamen „The Proclaimers“, verwendet. 13 Songs rettete man in den Film, darunter der wohl jedem bekannte Hit „I'm Gonna Be (500 Miles)“ der in einer Flashmob-Sequenz am Filmende besonders gewürdigt wird. Neu ist das Konzept nicht. Das Geschichten um Songtexte und Melodien herumgebastelt werden kennen wir aus zahlreichen Kinofilmen wie „Mamma Mia!“ mit der Musik von ABBA, „Across the Universe“ mit Beatles-Stücken oder erst kürzlich von der Broadway-Verfilmung „Les Misérables“.

In genannten Filmen singen und interpretieren die Schauspieler selbst die Titel, bei letzterem Beispiel ging Regisseur Tom Hooper sogar das Risiko ein schräge Töne bei der Live-Aufnahme zu benutzen anstatt die Songs im Studio einzusingen und gegebenenfalls aufzuhübschen. Bei „Sunshine on Leith“ wählten die Produzenten die kontrollierbarere Variante was aber trotzdem kein immer überzeugendes Resultat hervorbringt. So muss man beim fließenden Übergang von normal gesprochenen Dialogen zu gewöhnungsbedürftigem Singsang schon etwas leidensfähig sein. Und wenn man so manchen Originalsong der „Proclaimers“ kennt ist das nicht unbedingt ein Vorteil. Das Melodrama in Gang setzt Drehbuchschreiber Stephen Greenhorn (er entwickelte auch die Bühnenshow) indem er zwei seiner Protagonisten einen Stich ins Herz versetzt. Ally (Kevin Guthrie) blitzt mit einem Heiratsantrag vor versammelter Mannschaft ab. Seine Angebetete Liz Henshaw (Freya Mavor), Davys Schwester, hat andere Pläne, die sich vom heimeligen Haus- & Kinder-Sesshaftigkeits-Gedanken völlig unterscheiden. Mutter Henshaw (Jane Horrocks, Little Voice) muss am 25. Hochzeitstag verkraften, dass ihr Gatte (Peter Mullan, Tyrannosaur – Eine Liebesgeschichte) in einem untreuen Moment vor Jahrzehnten eine Tochter gezeugt hat, die ihn jetzt als Erwachsene aufsucht.

Um Liebe, um Vertrauen, um die vermeintlich unterschiedlichen Vorstellungen einer gemeinsamen Zukunft geht es auch in der dritten Beziehungskiste, die Regisseur Fletcher unter die Lupe nimmt. Denn auch Sohn Davy (George MacKay), der noch mit schlimmen Kriegserinnerungen und einem Schuldkomplex hadert, versteht es nicht die zarte Blüte der frischen Liebe zu Yvonne (Antonia Thomas), einer Freundin seiner Schwester, zu hegen und zu pflegen. Gut ausgearbeitet sind die Figuren aber leider nicht. So glaubt man an das Potential einer interessanten Geschichte auch nur gelegentlich, wenn keiner singt, insbesondere dann kann Peter Mullan seine schauspielerische Kraft entfalten. Und auch Jane Horrocks hätte sicher viel mehr zu bieten, wenn sich nicht immer wieder der melodramatische Backgroundscore von Paul Englishby und seine kaum begeisternden Arrangements der „Proclaimer“-Songs dazwischen schieben würden. In Großbritannien wurde der Film, dessen Titel von einem Album-/ Songnamen der „Proclaimers“ von 1988 entliehen ist, vom Publikum äußerst positiv aufgenommen. Das bei uns die Zuschauer den Kinobesitzern die Bude einrennen werden darf aber bezweifelt werden.

Für diesen Film braucht man keine 500 Meilen gehen. Als Feel-Good-Movie gepusht sucht man den Spaß vergeblich. Dann lieber die 2013er Version von "Im weißen Rössl".

Text © Markus Klingbeil
23.01.2014

Sunshine on Leith

UK 2013. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 100 Min Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 04.10.2013 (UK) 20.03.2014 (D). Budget: n/a Regie: Dexter Fletcher. Drehbuch: Stephen Greenhorn. Kamera: George Richmond. Schnitt: Stuart Gazzard. Musik: Paul Englishby. Darsteller: Peter Mullan, Jane Horrocks, George MacKay, Freya Mavor, Antonia Thomas, Kevin Guthrie, Jason Flemyng, Paul Brannigan, Emma Hartley-Miller.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih