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2001
Bilder © Helkon
** Suck my Dick
oskar roehler


Deutsche Filme auf Festivals sind ein Wagnis. Weiss man nie ob man nicht einen TV-Film untergeschoben bekommt. Aber auch fürs Kino gedrehte Filme können zur Qual werden. Der diesjährige Flop des Oldenburger Filmfestes ist ohne Zweifel Oskar Roehlers mit deutschem Staraufgebot inszenierter Film um einen Buchautor, der von einer von ihm geschaffenen Romanfigur gepeinigt wird. SUCK MY DICK so der Titel. Warum ein englischer Titel für einen deutschen Film ? Nur weil Ralph Richter diesen Satz im Verlaufe der Handlung von sich gibt? Leider haben sich die angekündigten Macher des Streifens nicht beim Filmfest gezeigt um solche Fragen zu beantworten oder den eigentlichen Sinn des Films (sofern vorhanden) zu erklären.

Um was geht es hier genau ? Nun, Dr.Jekyll (Tatort- Kommissar Edgar Selge) ist sehr erfolgreich mit seinem Roman 'Dr. Dickhirn'. Das Problem, das er hat ist folgendes. Eine Romanfigur - Dr. Hyde (Ralph Richter) macht sich selbständig, entspringt Jekylls Hirnwendungen und verändert mit Hilfe der Zauberfee Jeanny (Katja Flint) des Autors Leben. Besorgniserregende Vorgänge in Jekylls Alpträumen erweisen sich als reale Vorgänge - zunächst verliert er sein überdimensionales Geschlechtsteil. Da kann auch Psychiater Dorian (Mode-Designer Wolfgang Joop) nur staunend abwinken und mit fantastischen Erklärungsversuchen verwirren. Unterdessen wirbelt Hyde wie ein Teufelchen umher und wird von Jeanny zum hirnlosen aber potenten Supermacho aufgebaut.

Jekyll verliert seine Haarpracht und seine Zähne. Zudem muss er sich auch gegen den Vorwurf wehren, er hätte 'Dickhirn' gar nicht selber geschrieben, sondern sein verstorbener Freund. Sollte Hyde etwa der manifestierte Schuldkomplex sein, der sich nun auf grausame Weise und in aller Konsequenz bemerkbar macht ? Weder die geschiedene Ehefrau, eine Zahnärztin, noch die koksende Tochter vermögen dem langsam in Wahnsinn verfallenden Autor vor unüberlegten Handlungen zu bewahren. Gipfel dieser Selbstzerstörung ist eine Romanlesung im Berliner Kaufhaus Dussmann, die zu einer sexistischen Performance mit üblen Kraftausdrücken ausartet und Jekylls unterdrücktes Verlangen nach sexuellen Handlungen hervorbrechen lässt (er bietet einer jungen Studentin 20.000 Mark für eine schnelle Nummer).

Die unverständliche unausgegorene Handlung setzt Oskar Roehler mit allerlei stilistischen Mitteln um, seien es grobkörnige Aufnahmen mit starken Farbkontrasten, kalten abstossenden Farben, verwaschene, grelle Bilder und andere Bildverfremdungen, die das Auge schmerzen lassen. Tykwer on acid ? Dazu noch rasche Kamerazooms, die den Protagonisten unsanft auf den Leib rücken. Als Schauplätze dienen irgendwelche Designer-Stuben als Räumlichkeiten für Vernissagen und Rückzugsorte für die verführerische Jeanny. Katja Flint hat mit ihren letzten Kinorollen nicht gerade ein glückliches Händchen bewiesen. Sowohl MARLENE als auch STRAIGHT SHOOTER sind an der Kinokasse gefloppt. Und auch mit dieser Nebenrolle hat sie sicherlich keine Glanzrolle abgeliefert.

Edgar Selge, der normalerweise in besonnener Manier im TATORT Mörder jagd nervt hier in seiner überdrehten Darstellung des wahnsinnigen Autors (...das Drehbuch wird's wohl so verlangt haben). Hannelore Elsner hat vermutlich die Minirolle als Arzthelferin nur deswegen angenommen, weil sie in Roehlers letztem Werk DIE UNBERÜHRBARE so glänzend miteinander zusammengearbeitet haben. Viel machen kann sie aus dieser Rolle hier nicht. Rätselhaft ist es auch, wie man Modezar Wolfgang Joop in einer solch textintensiven Rolle besetzen konnte. Weitere bekannte TV-Schauspieler geben sich in kleinen Rollen die Klinke in die Hand wie Vadim Glowna und Natalie Wörner. Auch der Regisseur Rolf-Peter Kahl, Stammgast beim Oldenburger Filmfest (ANGEL EXPRESS) lies es sich nicht nehmen einen Part zu spielen.

Doch wertet das den Film in keinster Weise auf. Es bleibt eine langweilige Aneinanderreihung alptraumhafter, surreal angehauchter Szenen oder einfach nur ein überdrehtes buntes künstlich aufgeblasenes Spektakel, das trotz seiner nur 74 Minuten Lauflänge hartes Durchhaltevermögen fordert und nicht belohnt. Und wie man dafür 2,5 Millionen DM rauswerfen konnte bleibt mir ein Rätsel. Erinnerungen werden wach and den unsäglichen 98er Experimentalfilm DROP OUT - NIPPELSUSE SCHLÄGT ZURÜCK, der damals ähnlich die Gutmütigkeit strapazierte und an die Schmerzgrenze des guten Geschmacks geht.
Text © Markus Klingbeil
VÖ: 19.09.2001

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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