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1974
Bilder © Media Blasters/ Shriek Show
*** Spasmo
umberto lenzi


Der Industriellensohn Christian Baumann (Robert Hoffmann) stolpert am Strand über eine scheinbar tote Blondine. Die entpuppt sich allerdings als quicklebendig, stellt sich als Barbara vor und lädt ihren Retter zum Tête-á-tête zu sich nach Hause ein. Doch aus dem geplanten Schäferstündchen wird nichts, denn Christian erschießt einen Einbrecher, der es auf ihn abgesehen hat. Aus ungeklärten Umständen verschwindet die Leiche aber spurlos und Christian flüchtet mit Barbara zum abgelegenen Haus von deren verreister Freundin. Allein sind sie aber auch hier nicht.

Entgegen dem Marketing-Getue des US-DVD-Covers ist "Spasmo" nicht der "grand, gory Euro tradition" verpflichtet, ganz im Gegenteil. Umberto Lenzi verweigert sich dem von Argento & Co. salonfähig gemachten Giallo mit üppiger Dosis an Sex & Gewalt und setzt sein Augenmerk auf psychologischen Thrill und die Erforschung des Wahnsinns im Menschen. Dem glaubt sich nämlich sein Protagonist ausgesetzt zu sein, nachdem ein Leichnam verschwindet, dafür andere diffuse Gestalten auftauchen und seine Irritationen verstärken. Nach Polizeithriller (Burning City, 1973), Kannibalenhorror (Man from Deep River, 1972) und traditionellem Giallo (Seven Blood-Stained Orchids, 1972) lässt es der berüchtigte Italiener Lenzi bei "Spasmo" deutlich ruhiger angehen.

Dass er ohne deftige Mordszenen eine effektive Spannung aufbauen kann, zeigt sich in der ersten Stunde des Films. Als Betrachter befindet man sich quasi in der gleichen Ausgangssituation wie Protagonist Christian, der zwischen Misstrauen und Selbstzweifeln hin- und herschwankt und die Ereignisse, die auf ihn einstürzen nur schwer deuten kann. Selbst die schöne Barbara (gespielt von der Engländerin Suzy Kendall) ist bei der Suche nach der Wahrheit mehr Ablenkung als nützliche Hilfe. Leider bricht das Suspense-Kartenhaus im letzten Drittel des Film ziemlich ein, weil der Ausgang der Geschichte durch zu eindeutige Hinweise recht vorhersehbar wird und den anfangs guten Eindruck etwas trübt.

Eigentlich hätte Lucio Fulci bei "Spasmo" die Regie übernehmen sollen, doch der widmete sich lieber einem anderen Projekt, so dass Lenzi einsprang. Der wiederum schreibt normalerweise seine Filme selbst und auch hier überarbeitete er die Story um die psychologischen Elemente zu verstärken. So sind zweckentfremdete Schaufensterpuppen, deren Anwesenheit sich durch den ganzen Film ziehen, ein von Lenzi initiiertes Stilmittel, das in der finalen Szene seine Vollendung findet. Logisch ist deshalb nicht alles, was uns da vorgesetzt wird und auch die schauspielerische Darbietung wirkt stellenweise übertrieben. Insbesondere Suzy Kendall trifft öfters nicht den dramaturgisch passenden Ton. Kendall hatte zuvor schon in Dario Argentos "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" und Sergio Martinos "Torso" im Giallo so ihre Erfahrungen gemacht.

Im Gegensatz zu vielen ihren weiblichen Kollegen zeigte sie aber immer nur so viel Haut wie nötig. Ihr Schauspielpartner, der Österreicher Robert Hoffmann, überzeugt in seiner Rolle als ahnungsloses Opfer schon mehr. Einer der ersten Rollen Hoffmanns war die in "Neues vom Hexer" an der Seite von Heinz Drache und Klaus Kinski. In den 60er und 70er spielte er vorwiegend in italienischen Produktionen mit (z.B. "Kampf um Rom" mit Orson Welles, 1968). Ivan Rassimov (The Strange Vice of Mrs. Wardh, 1971) taucht spät im Film auf und wird seinem verschlagenem Image - sehr oft wurde er als Bösewicht besetzt - wieder voll gerecht.

DVD (Media Blaster /Shriek Show, NTSC, Code 1)

Der Film wird im anamorphen Cinemascope-Format (1:2.30) präsentiert. Das Bild ist ordentlich und ohne Verschmutzungen. Beim englischen Ton knackt und rauscht es an manchen Stellen etwas mehr, was aber nicht allzu störend ist. Als Extras gibt's wieder ein Interview mit Regisseur Lenzi und der plaudert wie gehabt aus dem Nähkästchen (12 min). Außerdem gibt es noch eine musikalisch unterlegte Diashow mit Plakatbildern vom Film sowie vier Trailer aus der Media Blasters Euro-Horror-Reihe (Eaten Alive, What happend to Solange ?, Spasmo, Seven Blood-Stained Orchids).

Umberto Lenzi gibt in seinem Werk von 1974 seinen Effektemeistern wenig zu tun und verzichtet fast vollkommen auf Sex- und Gewaltszenen. Als Psycho-/Mysterythriller funktioniert "Spasmo" weitgehend gut (auch dank des stimmungsvollen Scores von Ennio Morricone), schwächelt aber im letzten Drittel der Spielzeit deutlich. Trotzdem ein interessanter Film, der die Vielseitigkeit von Lenzi unterstreicht und durchaus einen Blick wert ist.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 28.02.2009

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih