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2010
Bilder © Tobis
*** Somewhere
sofia coppola


Schauspieler Johnny Marco (Stephen Dorff) bekommt Besuch von seiner 11-jährigen Tochter Cleo (Elle Fanning). Seine Ex-Frau hat sie geschickt, er möge auf sie aufpassen bis das Feriencamp beginnt. Johnny beginnt seine Vaterrolle und sein Leben neu zu bewerten.

Dank ihrem oscargekrönten Erfolgsfilm "Lost in Translation" (2003) ist Sophia Coppola, Tochter von Regisseur Francis Ford Coppola (Der Pate), nicht nur auf Filmfestivals ein gerngesehener Gast sondern engültig aus dem Schatten des erfolgreichen Vaters getreten. In "Somewhere" verarbeitet sie Teile ihrer eigenen Biografie, denn die Faszination von Hotels kennt sie aus ihrer Kindheit. Ihr Protagonist Johnny Marco, gespielt von Stephen Dorff (Blade, Public Enemies), lebt in einem Hotel, genauer in einer Suite des berühmten Chateau Marmont Hotel inklusive eigener Küche und Esszimmer. Ein großer Hollywoodstar ist Johnny (von Paparazzi wird er nicht behelligt) nicht aber er verdient wohl gut genug um sich diese Location als Dauerherberge leisten zu können. Stripperinnen (Auftritt der Playboy-Bunny-Zwillinge Kristina und Karissa Shannon) bestellt er aufs Zimmer um sich die Zeit zu vertreiben. Richtig glücklich wirkt er aber nicht.

Coppola zeigt uns in ihrem Film einen Mann, der in seinen arbeitsfreien Wochen so vor sich hinlebt, zwar seine Frauengeschichten hat aber nicht in großen Exzessen schwelgt wie es die Boulevardmagazine so gerne über Hollywoodstars berichten. Eigentlich ist Johnny ein Langweiler, der auch freundlich zu den Hotelangestellten ist, sich rountiniert freut, wenn man ihn im Ausland Wertschätzung entgegenbringt. In oft langen Sequenzen hält die Kamera drauf, beobachtet das Verhalten von Johnny, so als sollte dem Betrachter ein Fünkchen Mitleid als favorisierte Emotion herausgepresst werden. Es hat schon was merkwürdig-interessantes an sich diese unspektakuläre Art wie Coppola ihre Geschichte erzählt. Eine Geschichte, die zum Vater-Tochter-Drama wird. Cleo (Elle Fanning, die vier Jahre jüngere Schwester von Dakota) beginnt durch ihre Ankunft das Leben in Johnny neu zu entfachen, wenn auch gezwungenermaßen. Das Kind tut ihm gut, daran lässt Coppola keinen Zweifel und beschreibt die Annäherung der beiden sehr harmonisch.

Für alle die ihre Informationen tatsächlich nur aus den Sensationsblättern, Boulevardsendungen oder entsprechenden Internetblogs beziehen könnte "Somewhere" geradezu eine Erleuchtung sein, denn auch Hollywoodschauspieler sind abseits vom Blitzlichtgewitter in Phasen ohne Job oft selbst arme Würstchen, die ihre Zeit vorwiegend mit normalen Dingen verbringen (lassen wir die wechselnden Damenbesuche und gelegentlichen Parties mal weg). Star sein ist auch nicht einfach lehrt uns die Regisseurin. Und die Menschlichkeit wird insbesondere durch die Figur der Tochter betont, der es sichtlich Spaß macht mit ihrem Dad mehr Zeit zu verbringen. Nicht jede Kleinigkeit, die Coppola auf dem Weg zur Läuterung ihres Protagonisten beschreibt, ist aber interessant und so wirkt der Film mitunter langatmig und belanglos. Für die Jury des Filmfestivals in Venedig (mit Jurypräsident Quentin Tarantino) hat sie aber den richtigen Ton getroffen und deshalb den Goldenen Löwen gewonnen.

Ein Hollywoodschauspieler erkennt mit Hilfe seiner Tochter die Monotonie seines Lebens. Das ist stellenweise recht unterhaltsam erzählt, doch die Geschichte hat auch viel Leerlauf. Für Freunde des Arthauskinos.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 06.12.2010

Somewhere

USA 2010. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 98 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 22.12.2010 (USA) 11.11.2010 (D). Budget: 8 Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: Sofia Coppola. Buch: Sofia Coppola. Kamera: Harris Savides. Schnitt: Sarah Flack. Musik: Phoenix. Darsteller: Stephen Dorff, Elle Fanning, Lala Sloatman, Chris Pontius, Amanda Anka, Kristina Shannon, Karissa Shannon, Michelle Monaghan (cameo), Benicio Del Toro (cameo)

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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih