Ben Thomas (Will Smith) arbeitet für das Finanzamt und kümmert sich um die
schweren Fälle. Vor Ort entscheidet er, bei welchem Schuldner er Gnade vor Recht ergehen lässt und einen Aufschub
genehmigt. Doch er handelt nicht so, weil er ein durch und durch freundlicher Mensch ist, sondern weil ihn ein dunkles
Geheimnis aus der Vergangenheit plagt. Bei seiner Erlösungstournee trifft er auch auf die schwerkranke Emily Posa
(Rosario Dawson), die dem Staat viel Geld schuldet.
Will Smith ist ein Star. Ungemein beliebt beim Publikum. Keine Skandale werden mit
seinem Namen in Verbindung gebracht. In Interviews ist er für jeden Schabernack zu haben (man erinnere sich an das
Zusammentreffen mit Stefan Raab vor einigen Jahren). Gerade erst wurde Smith zum kassenträchtigsten Star des
abgelaufenen Jahres gekürt, liefen doch gleich drei seiner Filme 2008 in den amerikanischen Kinos. Allein "Hancock" hat
diesen Sommer weltweit über 600 Millionen Dollar eingespielt (in Deutschland wollten 3,8 Millionen Zuschauer diese
Actionkomödie sehen). Das sind sogar noch ein paar Millionen mehr als er dem Filmstudio Warner Bros. mit "I am Legend"
in die Kassen spülte. Mit dem Drama "Sieben Leben" schaltet Smith aber wieder einen Gang runter und bedient als
Charakterdarsteller mehr die Gefühlsebene der Zuschauer.
Vom großspurigen Superhelden verwandelt er sich scheinbar
mühelos in einen vom Schicksal arg gebeutelten Mann, der in seinem Leben noch etwas Gutes tun und anderen Menschen, die
unverschuldet oder durch widrige Umstände in Not geraten sind, helfen möchte. Doch die Frage stellt sich natürlich, wer
ist es wert "gerettet" zu werden und welche Kriterien liegen der Entscheidung zu Grunde.
Zwei Stunden Zeit nimmt sich der italienische Regisseur Gabriele Muccino um die
Geschichte von Ben zu erzählen. Zwei Stunden, in denen der Leidens- und Erlösungsweg mitunter sehr zähflüssig
durchgespielt wird und zwischen Melancholie und Kitsch hin- und herpendelt. Smith hat sich allerdings nicht ohne Grund
der Regie von Muccino anvertaut, konnten sie doch vor zwei Jahren mit dem Drama das "Das Streben nach Glück" gemeinsam
eine Oscarnominierung als bester Hauptdarsteller für Smith herausholen (der goldene Junge ging dann an Forest Whitaker
für seine grandiose Darstellung des Diktaors Idi Amin in "The Last King of Scotland").
An dem sensiblen Spiel der
beiden Hauptdarsteller Smith und Dawson liegt es auch nicht, dass der Film nicht in dem Maße emotional berührt, wie er
wohl gerne möchte. Rosario Dawson, die ihre erste Rolle in Larry Clarks Jugenddrama "Kids" (1995) mit 16 Jahren spielte
hat in den letzten Jahren gezeigt, dass sie äußerst wandlungsfähig ist und sich auf kein Genre festlegen lässt. Ob
Action ("Welcome to the Jungle", "Eagle Eye - Ausser Kontrolle"), Drama ("25th Hour"), Historienepos ("Alexander"),
alberne Komödien ("Clerks 2") oder düstere Comicverfilmung ("Sin City") - Dawson versteht es auch in Nebenrollen die
Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. So steht sie hier als lebensbejahende Emily Posa nicht im Schatten von Megastar
Smith sondern trägt mit ihrer natürlichen Spielweise dazu bei, dass die Begegnung zweier emotional gegensätzlicher
Figuren und deren Annäherung die notwendige Glaubwürdigkeit erhält.
Smiths neuestes Werk ist sehr schwermütig geraten und versucht im
Handlungsverlauf den Zuschauer leider etwas zu penetrant auf der emotionalen Schiene zu packen. Weniger wäre hier mehr
gewesen. Als Leinwandpaar funktionieren Will Smith und Rosario Dawson aber sehr gut und vermitteln die gewisse
Glaubwürdigkeit, die nötig ist um die vollen zwei Stunden durchzustehen. Soviel Moral und Hingabe haut einen fast
um.