Asia Argento hat Papa Dario nachgeeifert und einen Film gedreht. Einen Langfilm. Thematisch schlägt Asia aber eine andere Richtung ein. Sie erzählt die Geschichte eines italienischen Schauspielsternchens, dass zwar recht erfolgreich ist und auch auf kleinen Festivals Preise gewinnt, letztendlich aber von der Sehnsucht nach der Liebe getrieben durchs Leben irrt. 'I've never loved before' gesteht sie auch dem australischen Musiker in den sie sich auf einem Konzert in Rom (?) verliebt. Dieser Mann behandelt sie anständig und will nicht nur den Sexualakt durchziehen. Eine wunderbare Nacht, das war's. Am nächsten Morgen entschwindet der Traumprinz nach Japan, dem Tourneeplan folgend. Alkohol, Drogen und divenhafte Auftritte bestimmen weiterhin ihr Leben.
Ein amerikanischer Produzent verspricht ihr die Rolle der Cleopatra in einem TV-Remake neben Robert DeNiro, will ihr aber nur an die Wäsche. Sein Interesse an Asias eigenem Drehbuch mit dem Arbeitstitel 'Scarlet Diva' ist folglich nur geheuchelt. Unverstanden schmeisst sie die Sache hin, streift durch Europa und Amerika ohne zu wissen, dass sie schwanger ist. Asia erhofft sich Hilfe von einem drogensüchtiger Freund, den sie in Holland auf dessen Kutter besucht. Nach einigen Monaten trifft sie in Rom wieder auf den australischen Traumprinzen, der mit seiner Band im Club gastiert. Sie will ihn mit der Neuigkeit überraschen, dass sie von ihm schwanger ist.
Auf dem Filmfest in Oldenburg hat Asia Argento (beim Screening von 'New Rose Hotel') angekündigt, dass sie einen Film drehen will, den sie selber konzipiert hat und bei dem sie auch Regie führen wird. Ihr Kameramann begleitete sie damals mit seiner Digitalkamera. Und wenige Sekunden dieser Aufnahmen sind tatsächlich im fertigen Film in der Anfangssequenz enthalten, wenn das italienische Sternchen durch die verschiedensten Preisverleihungen und Talkshows hechtet. Und diese Anfangsequenzen lassen auch erahnen, dass die folgenden 86 Minuten keinem konventionellen Erzählmuster folgen. Viele Schnitte, heftige Kamerabewegungen, Rückblenden und alptraumhafte Visionen wechseln sich ab prächtig unterstützt von dem interessanten Soundtrack-Mix.
Flexibel bezüglich verschiedener Sprachvarianten sollte man sein - englisch, französich und italienisch wechseln sich unvorhersehbar in den Dialogszenen ab (wenn man die Originalfassung der französischen Synchronspur vorzieht). Die französischen Untertitel (bei der italienischen Sprachfassung nicht ausblendbar) können hilfreich sein sofern man der Schriftsprache mächtig ist. Ansonsten ist aber der Grossteil in englischer Sprache (ebenso das Making of auf der DVD). Asia durchlebt in 'Scarlet Diva' teilweise ihre eigene Biographie - einmal heisst es im Film, dass man in Italien als Schauspielerin nur auffällt, wenn man Titten zeigt. So will Asia in ihrerer Rolle auch raus aus dieser Umklammerung der öffentlichen Meinung und sich lieber hinter der Kamera produzieren.
Von kurzen Momenten des Glücks abgesehen erlebt die von Asia dargestellte Italienerin viel deprimierendes und muss bittere Erfahrungen machen - ihre Freundin lässt sich von ihrem Lover sexuell ausbeuten - die Männer sind nur scharf auf eine schnelle Nummer und ihr australischer Freund für eine Nacht ist unerreichbar. Dabei scheut sich Asia Argento auch nicht ihre weiblichen Reize zu offenbaren, wie sie es desöfteren in ihren Filmen tut.
DVD (Frankreich, PAL, RC 2)
DIE DVD liefert vier verschiedene Trailer zum Film in unterschiedlicher Länge. Das wirklich bemerkenswerte ist das 'Making of' das die Entwicklung von der Idee des Films bis zur Aufführung des fertigen Produkts schildert. Dazu gibt's Interviews mit Blixa Bargeld (Einstürzende Neubauten), dessen Song 'Die Liebenden'(?) Asia als Inspiration für den Film nennt sowie Erklärungsversuche von Asia Argento und ihrem Onkel Claudio, der mit seiner Firma Opera Films (?) produziert hat. Im italienischen Lande ist Asias Werk nach den gehörten Aussagen zu urteilen nicht so recht verstanden worden und damit ist Asias Wunsch/ Hoffnung ihre Geschichte für eine grössere interessierte Öffentlichkeit zu machen gescheitert.
Sie selbst gibt zu sich bei Vor-ab-Vorführungen wie das Opfer gefühlt zu haben, dass den Löwen zum Frass vorgeworfen wird. Die Interviews von Asia und Blixa Bargeld sind in englischer Sprache aber mit französischer Zwangsuntertitelung, die sich durch das ganze 'Making of' durchzieht. Für die italienischen Passagen ist das allerdings von Vorteil. Kuriosum am Rande: Blixa Bargeld spricht in eingeschobenen Sequenzen seinen Songtext auf deutsch (!).
Der Film an sich ist im 16:9 anormphem Format. Die Menuführung ist interessant gestaltet und mit Musik aus dem Film untermalt während man sich überlegt, welchen Teil der DVD man ansteuert.
Für eine solch niedrig budgetierten Film hat man sich doch einige Mühe mit der DVD gegeben - den Audiokommentar von Asia Argento, den die italienische DVD aufweist hat man leider weggelassen. Vermutlich hatten die Macher der DVD nicht auch noch Lust ein knapp 90 minütiges Geschnatter französisch untertiteln zu lassen ... oder es war eine Rechte-Frage. Wer weiss das schon. Die Dokumentation, die hier auf der französischen Scheibe vorliegt bietet jedenfalls einen interessanten Einblick in die Gedankenwelt der Asia Argento.
