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2013

Bilder © Walt Disney
*** Saving Mr. Banks
john lee hancock


Walt Disney hat einen Traum. Er möchte die Bücher von P. L. Travers verfilmen, die darin von einem magischen Kindermädchen erzählt. Die störrische Schriftstellerin, knapp bei Kasse, lässt sich zu einem Treffen mit dem Erfinder von Mickey Maus überreden und fliegt nach Amerika.

2014 jährt sich das Jahr in dem die Verfilmung des Disney-Musicals „Mary Poppins“ in amerikanischen Kinos ihre Uraufführung hatte zum 50. Mal. Passend dazu lässt Regisseur John Lee Hancock im Auftrag des finanzstarken Multimediaunternehmens unter dessen Firmendach sich mittlerweile auch diverse Marvel-Superhelden und das Star-Wars-Universum befinden die Entstehungsgeschichte in Spielfilmlänge Revue passieren. Der an Verlässlichkeit kaum zu überbietende Tom Hanks (Illuminati) übernimmt dabei die Rolle des Amerikaners Walt Disney und sorgt dafür, dass die Reputation des Mannes keinen Kratzer bekommt. Emma Thompson (Eine zauberhafte Nanny – Knall auf Fall in ein neues Abenteuer), selbst anerkannte Drehbuchautorin, schlüpft in die Rolle der kauzigen Britin P.L. Travers, die die Erinnerung an ihren Vater, die tief in ihren Büchern steckt, mit harten Bandagen beschützt. So sind auch die Szenen mit ihr, die in den 1960ern spielen, die Highlights des Films. Ungemein komisch und unterhaltsam diktiert Travers dem überraschten Disney ihre Bedingungen, bringt filmerfahrene Angestellte – z.B. Drehbuchschreiber und Komponist – an den Rand des Wahnsinns. Sie hat sich ein gehöriges Mitspracherecht an der Drehbuchentwicklung ausbedungen und setzt das penibel um – Wort für Wort, Komma für Komma. Zur Sicherheit lässt sie ein Tonbandgerät bei ihren Arbeitssitzungen mitlaufen – wer nicht beim Abspann des Films gleich abschaltet oder die Flucht ergreift bekommt die Möglichkeit einen Ausschnitt aus den Originalbändern von damals zu hören. Köstlich!

Punktet der Film also wegen seiner wunderbaren Hauptdarstellerin stößt einem die Art und Weise wie John Lee Hancock seinen Film strukturiert und insbesondere wie er die Rückblenden in die Kindheit von P.L. Travers inszeniert etwas säuerlich auf. Das ist dann wieder Disney-Kitsch pur mit sonnendurchfluteten Szenen in denen das Pferd mit Vater und Kind durch australisches Farmland reitet. Der Ire Colin Farrell (Dead Man Down) spielt in dieser einige Jahrzehnte vorher angesiedelten Backgroundstory den trinkenden Vater der kleinen P.L. Travers, der eine besondere Beziehung zu seiner Tochter hatte, nostalgisch verklärt, aber es nicht schafft aus dem Teufelskreis der Alkoholsucht auszubrechen und damit die Familie in immer größere Nöte zieht. Hancock kennt sich mit dem Melodrama aus hat er doch 2009 mit dem Überraschungshit „Blind Side – Die große Chance“ eine Gutmensch-Geschichte ins Kino gebracht, die Millionen von Menschen gerührt hat. Auch hier versucht er etwas zu penetrant Emotionen zu wecken als traue er das dem Zeitstrang mit der erwachsenen Schriftstellerin und ihren Macken nicht so recht zu. Der allzu gefühlsduselige Soundtrack von Thomas Newmann ist gerade in den Kindheitsszenen besonders zuckrig. Trotzdem wurde Newman als einziger vom Filmteam für den Oscar nominiert – zum 12. Mal seit 1995. Gewonnen hat er aber wieder nix. Für preisgünstige 35 Mio. US-Dollar produziert hat „Saving Mr. Banks“ zwar nicht die Kinocharts gestürmt aber innerhalb von drei Monaten weltweit knapp über 106 Mio. US-Dollar eingespielt. Der Großteil (77%) dabei im Disney-Heimatland.

Ein auf-und ab ist dieses zweistündige „Making-of“ zu einem beliebten Musical aus den 1960ern, dessen Bissigkeit durch familienfreundliches Melodrama verwässert wird.

Text © Markus Klingbeil
10.03.2014

Saving Mr. Banks

USA 2013. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 125 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 13.12.2013 (US) 06.03.2014 (D). Budget: 35 Mio. USD Einspiel: 106 Regie: John Lee Hancock. Drehbuch: Kelly Marcel, Sue Smith. Kamera: John Schwartzman. Schnitt: Mark Livolsi. Musik: Thomas Newman. Darsteller: Emma Thompson, Tom Hanks, Colin Farrell, Annie Rose Buckley, Ruth Wilson, Paul Giamatti, Bradley Whitford Bradley Whitford, B.J. Novak, Jason Schwartzman, Rachel Griffiths.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih