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2010
Bilder © Sony
*** Salt
phillip noyce


Die CIA-Agentin Evelyn Salt (Angelina Jolie) wird von einem russischen Überläufer beschuldigt, sie sei eine Spionin im Auftrag Russlands. Die sorgt sich aber primär um ihren deutschen Ehemann, der unerreichbar ist, trickst ihre Kollegen aus und flieht. Damit macht sie sich natürlich umso verdächtiger, vor allem weil ausgerechnet jetzt Staatsmänner aus befreundeten Ländern zur Beerdigung des US-Vizepräsidenten anreisen und ein Attentat befürchtet wird.

Fast genau zwei Jahre ist es nun her, dass wir Angelina Jolie auf der Kinoleinwand in physisch anstrengender Aktion gesehen haben. In der Comicverfilmung "Wanted" spielte sie wieder das toughe, sexy Actionbabe welches sie mit Begeisterung schon in zwei "Lara Croft"-Verfilmungen und der Killerkomödie "Mr. & Mrs. Smith" verkörpert hatte. Unter der Leitung des Australiers Philip Noyce, mit dem sie vor 11 Jahren bereits den Thriller "Der Knochenjäger" drehte, versucht Jolie jetzt im Bourne- und Bond-Fahrwasser mitzuschwimmen und eine trickreiche, mental wie auch körperlich starke Agentin zu etablieren, die ähnlich wie die Vorbilder Fortsetzungscharakter hat.

Das Problem mit Vorbildern ist, dass man sie gerne auch übertreffen möchte und daher von allem ein bisschen mehr macht. Ein subtiles Vorgehen ist hier nicht gefragt, daher wird geklotzt wo man kann - bei den Actionszenen. Angelina Jolie zeigt schon früh im Film, dass sie die Tierwelt gut studiert hat, denn wie ein Springfloh hüpft sie von einer unwahrscheinlichen Situation in die andere, ob über Autos, Dächer, Brücken - es gibt immer einen Ausweg und so ist sie ihren Verfolgern immer einen Schritt voraus. Die müssten sich eigentlich ziemlich blöd vorkommen und ständig vor sich hinmurmeln "Das gibt's doch gar nicht". Doch, im Hollywoodfilm schon und so findet diese 100-minütige Hatz außer ein paar merkwürdig platzierten Rückblenden zur Charakterisierung von Evelyn Salt kaum eine Minute um zu verschnaufen.

Das ist auch der Trick der Filmemacher, den Zuschauer gar nicht erst zum nachdenken Zeit lassen um die vielen Plotlöcher zu bemängeln. Langweilig inszeniert ist diese Wiederbelebung des Kalten Krieges deswegen zwar nicht aber um insbesondere mit der Bourne-Reihe zu konkurrieren hätte man 1.) dem Drehbuchautor Kurt Wimmer (Equilibrium, Gesetz der Rache) diese löchrige, inhaltlich kaum aufregende Geschichte um inaktive Spione, sog. "Schläfer", in dieser Form nie absegnen dürfen und 2.) den Realismus bei den Actionszenen stärker betonen müssen. Zeitweise ist man dann auch etwas irritiert ob man jetzt gerade eine McGyver-Folge sieht oder doch schon Mission: Impossible 4, denn Wimmer scheut sich nicht Gimmicks von anderen Erfolgsformaten zu kopieren und sie in seine eigenwillige Abhandlung der Spionagehistorie USA / Russland zu integrieren.

Es gibt eben nichts was ein hervorragend ausgebildeter CIA-Agent nicht kann und warum die kurzfristig festgesetzte Evelyn Salt nur von ordinären Polizisten in die Knastzelle eskortiert wird sollte man besser nicht hinterfragen. Dafür gibt es dann als Entschädigung für den logischen Faux-Pas gleich darauf eine spektakuläre Autoverschrottung nach der anderen. Aber sie schießt auch scharf, unsere die Haarfarbe zügig wechselnde Protagonistin, und tötet eiskalt. Doch spielt Angelina Jolie wirklich eine reaktivierte, skrupellose Agentin, die den Vereinigten Staaten Schaden zufügen will oder glauben wir ihrer Liebe zum Ehemann Michael, einem Spinnenforscher, gespielt vom Deutschen August Diehl (Inglourious Basterds) ? Keine wirklich schwierige Entscheidungsfrage.

In weiteren Rollen spielen zwei nicht untalentierte Darsteller aus der zweiten Reihe Hollywoods, zum einen Liev Schreiber (X-Men Origins: Wolverine) als CIA-Partner von Salt, der lange an ihre Unschuld glaubt und Chiwetel Ejiofor (2012) als Jäger #1 von Salt. Die beiden haben immerhin mehr zu tun als August Diehl, der praktisch nur in den Rückblenden vorkommt. Es gibt allerdings kaum eine Szene ohne Angelina Jolie, die wie einst Harrison Ford in "Auf der Flucht" konsequent ihren Weg geht und ihren Verfolgern eine Lehrstunde nach der anderen erteilt. In Andrew Davis Film, der auf einer TV-Serie aus den 60ern basierte, hatte das aber mehr Sinn und Verstand.

"Salt" ist ein flotter Agententhriller, der zwar oberflächlich betrachtet nie langweilt aber mit einer löchrigen, wenig originellen Story und übertriebenen Actionsequenzen nur ein weiterer durchschnittlicher Popcornfilm unter vielen ist. In Hollywood wird schon über eine Fortsetzung spekuliert.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 15.08.2010

Salt

(Salt)

USA 2010. Farbe. Originalsprache: Englisch, russisch. Länge: 100 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 23.07.2010 (USA) 19.08.2010 (D). Budget: 110 Mio. USD Einspiel: 103.6 Mio. USD (USA) 166.5 Mio. USD (weltweit) Regie: Phillip Noyce. Buch: Kurt Wimmer. Kamera: Robert Elswit. Schnitt: Stuart Baird, John Gilroy, Steven Kemper. Musik: James Newton Howard. Darsteller: Angelina Jolie, Liev Schreiber, Chiwetel Ejiofor, Daniel Olbrychski, August Diehl, Daniel Pearce, Hunt Block, Olek Krupa.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih