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1990

Bilder © Mega Star
**** Return Engagement
Joe Cheung


Nach seiner Knastentlassung hat Ex-Gangster Lung nur eins im Sinn: seine Tochter finden. Dabei ist er auf die Hilfe zweier sehr unterschiedlicher Frauen angewiesen, die ungewollt dafür sorgen, dass er wieder zur Waffe greifen muss.

Das Hong-Kong-Kino der 1980er ist geprägt von harten Gangsterfilmen mit irren Stunts, kräftigem Bleigewitter und viel Blutvergießen. John Woo z.B. drehte in dieser Zeit Genrefilme, die auch heute noch zu recht nicht vergessen sind (u.a. A Better Tomorrow 1&2, The Killer mit Chow Yun-Fat). Nicht so bekannt ist „Return Engagement“ von Joe Cheung basierend auf einem Drehbuch von Wong Kar Wai (The Grandmaster) mit Alan Tang (Flaming Brothers) in der Hauptrolle. Der 2011 verstorbene Tang hat in seiner 30-jährigen Filmkarriere in über 100 Filmen mitgespielt, vorwiegend in Taiwan. Hier verkörpert er einen im Vancouver der 70er Jahre lebenden Gangster, der Ärger mit der italienischen Konkurrenz hat. Bei einem Attentat kommt seine Frau um. Seine Tochter Gaga, noch im im Babyalter, schickt er mit einem seiner Männer nach Hong Kong bevor er selbst bei einer Vergeltungsaktion von den Cops geschnappt wird und lange hinter Gitter wandert. 1989 wird er entlassen, hat dem Verbrechen abgeschworen und macht sich nach einer lästigen, erneut bleihaltigen Auseinandersetzung mit den Italienern auf die Reise nach Hong Kong um seine mittlerweile 18-jährige Tochter zu suchen. Little Lung (May Lo, The Inspector Wears Skirts II), eine junge Frau aus dem selben Waisenhaus in dem auch Gaga lebte, erklärt sich bereit bei der Suche zu helfen, nutzt aber zunächst die Finanzkraft des Vaters um sich ein paar Wünsche erfüllen zu lassen.

Der Bodycount ist hoch in diesem Film. Gemordet wird mit Schusswaffen unterschiedlichen Kalibers durch einen unerschöpflichen Vorrat an Kugeln, die den Protagonisten um die Ohren fliegen. Ob in Kanada oder Hong Kong, die Action (Autoverfolgungsjagd inklusive) ist wild und ungestüm. Wie so oft ist der Held einer Übermacht an Gegnern ausgeliefert, schafft es aber durch unglaublich viel Können (manches verlernt man auch im Knast nicht) und Glück aus den meisten Konfrontationen relativ unbeschadet herauszukommen. Alan Tang wehrt sich mit Händen und Füßen. Zwischendrin wird immer mal wieder die Bremse angezogen, wenn sich das Drama des suchenden Vaters und der jungen Frau, die gerne einen Vater hätte, weiter entfaltet. Die neue Patchwork-Family könnte perfekt werden, weil es die hübsche, nette Barbesitzerin Fung (Elizabeth Lee, Long Arm of the Law III) gibt, die bei der Suche nach Gaga behilflich ist, Little Lung ohnehin schon unterstützt, und sich in den Vater verliebt. Die Geschichte ist aber nicht so einfach, denn der brutale Gangster Pang (Simon Yam, Black Ransom) hat etwas gegen ein Happy End. Pang gehört zu den jungen, aufstrebenden, machtgierigen Mitgliedern der Hong-Kong-Organisation von Onkel Hung (Shaw-Brothers-Veteran Ku Feng), kennt keinen Ehrenkodex und will der neue Boss werden.

Ein Clash der Gangstergenerationen wird hier thematisiert und das Verhalten Pangs und seines Gefolges lassen Oldie Lung keine Wahl. Yam darf allerdings erst in der zweiten Filmhälfte die Sau rauslassen, vorher hat er in der Handlung keine Gelegenheit seine Figur zu gestalten, weil sie da noch keine Relevanz hat. Noch weniger zu tun hat Andy Lau (The Adventurers), der in den ersten 20 Minuten (Kanada-Sequenz) nur kurz auftaucht und sich als naiver Bewunderer Lungs outet. In den letzten 25 Minuten kommt er als Verstärkung wieder ins Spiel. Dann ist er tough und entschlossen Simon Yam furchtbar böse in den Allerwertesten zu treten. Der Feind seines Idols ist eben auch sein Feind.

DVD (Mega Star, NTSC, codefrei, 114 min)

Den Film gibt es auf der Import-DVD aus Hong Kong. Amaraycase.
Bild: 1.78:1 (16x9). Die Bildqualität ist nicht besonders gut. Ständig sieht man Fussel, Kratzer und Materialschäden. Da wurde eine Filmrolle zur Digitalisierung genommen, die x-Mal durch den Projektor gelaufen ist. Eine Farbkorrektur wäre auch nötig gewesen. Das Bildformat hat man etwas beschnitten (Original ist 1.85:1). Immerhin anamorph kodiert.
Untertitel: englisch (optional); gut lesbar, an der einen oder anderen Stelle flitzt der Text zu schnell (ausserdem: chinesisch).
Ton: 5.1 Kantonesisch; es rauscht schon etwas (weitere Tonspuren: Mandarin DD5.1 und sogar eine englische Synchronspur in DD5.1! )
Extras: Gar nix.

Inhaltlich gibt es besseres aus der damaligen Entstehungszeit. Fans von Old-School-Bloodshed-Dramen werden hier aber sicher auf ihre Kosten kommen und insbesondere die irrwitzige 10-Minuten-Ballerparade zum Finale nicht so schnell vergessen.

Text © Markus Klingbeil
27.09.2014

Return Engagement
(Choi saan gong woo)

Hong Kong 1990. Farbe. Originalsprache: Kantonesisch. Länge: 114 Min. (NTSC) Bildverhältnis: 1.78:1 (DVD) Kinostart: 17.03.1990 (Hong Kong). Budget: n/a Regie: Joe Cheung. Drehbuch: Wong Kar-Wai, Joe Cheung. Kamera: Tom Lau, Jimmy Leung, Christopher Doyle, Andrew Lau. Schnitt: Poon Hung. Musik: Violet Lam. Darsteller: Alan Tang, May Lo, Elizabeth Lee, Simon Yam, Andy Lau, David Wu, Melvin Wong, Ku Feng
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih