Rapunzel wurde als Baby ihren Königseltern entrissen und wird fortan in einem hohen Turm von ihrer neuen "Mutter" Gothel vor der Außenwelt versteckt. Als sich der Dieb Flynn Rider auf der Flucht vor seinen Verfolgern in Rapunzels Turm versteckt beginnt für beide ein ihr Leben veränderndes Abenteuer.

Jeder hat wohl in seiner Kindheit vom Grimm'schen Märchen Rapunzel gehört, von dem Mädchen mit dem meterlangen Haar, dem Prinzen, der sich in sie verliebt und das Leid das dem Burschen durch die stiefmütterliche Zauberin widerfährt. Bei Disney geht's natürlich nicht so grausam zu, verletzt sich keiner die Augen im Dornengestrüpp und selbst der Turm hat noch einen geheimen Aufgang falls der "Haar-Lift" mal nicht funktioniert. Abgesehen davon ist der flotte Retter Rapunzels ein eifriger Klettermaxe, ein Freeclimber, der keine Hürden kennt. Dass Flynn nun die wissbegierige Blondine aus dem geheimen Turm kurz vor ihrem 18. Geburtstag aus ihrem Domizil hinaus in die weite Welt begleitet hat einen einfachen Grund. Rapunzel hat eine Bratpfanne mit der sie ordentlich austeilt und Flynns Beute - eine Prinzessinnenkrone - versteckt.

Die Vorzeichen sind also verdreht - Rapunzel ist hier Prinzessin, weiß das aber nicht und Flynn ein charmanter Gauner, der einen Deal eingeht um seine Diebesbeute wiederzubekommen. Denn jedes Jahr sieht Rapunzel ein Lichtermeer am Himmel, Laternen von ihren wahren Eltern wie sich rausstellen wird, und das gefällt der jungen Frau und sie will da hin zum Lichterfest. Gothel hat ihr das nie gestattet, denn zu grausam und düster sei die Welt da draußen. Was sich dann ereignet ist eine turbulente Jagd nach neuen Lebenseindrücken inklusive diverser dramatischer Momente und flotten Verfolgungsjagden. Rapunzel sei dank, denn ihr 20-Meter-Haar hat heilende Kräfte (!), regeneriert also auch die alterschwachen Zellen der bösen Ziehmutter Gothel. Und das ist auch der Grund warum Gothel alles daran setzt das Kinde wieder in den Turm zu sperren. Klar, dass Held Flynn da auch ein Wörtchen mitreden will. Tränen gibt's (wie bei Grimm) übrigens auch und natürlich wird auch gesungen. Ist schließlich ein Film vom Mickey-Maus-Konzern.

Gelungen ist sowohl die Charakterisierung der beiden Hauptfiguren als auch die der zahlreichen Nebenfiguren, die mit viel Witz zum Schwung der Inszenierung beitragen. Hervorzuheben seien dabei ein Palastpferd, das sich wie ein Drogenhund schnüffelnd durch die Botanik bewegt um Dieb Flynn aufzuspüren, später aber das Herz für Liebende offenbart. Außerdem liefert ein smartes Chamäleon, das Haustier von Rapunzel, nonverbale Unterstützung in allen Lebenslagen and erweist sich auch auf dem Abenteuertrip durch das Königsland als treuer Weggefährte. Optisch umgesetzt wurde diese Geschichte dann am Computer (schön gestaltet) und liefert damit auch gleichzeitig Nachschub für 3D-hungrige Kinobesucher. Am Regiepult sitzt im übrigen wieder Byron Howard, der bereits bei der unterhaltsamen Disney-Animation "Bolt - ein Hund für alle Fälle" seine Feuertaufe bestand.

Flott, abwechslungsreich und witzig. So präsentiert sich Disneys Interpretation Grimm'scher Märchenwelten. Dürfte damit bei allen Altersstufen für wohlige Stimmung sorgen.