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2008
Bilder © Senator
**** Public Enemy No.1 - Mordinstinkt
jean-françois richet


Jacques Mesrine (Vincent Cassel) kehrt 1959 nach drei Jahren aus Algerien zurück wo er als Soldat im Krieg gedient hat. Der vom Vater vermittelte Job ist ihm zu öde, da stellt er sich lieber in den Dienst von Gangsterboss Guido (Gérard Depardieu). Bald macht er sich auch in Unterweltkreisen unbeliebt und flüchtet nach Kanada.

Die Geschichte, die Regisseur Richet hier erzählt, ist die eines Gangsters, der sich in den 60ern und 70ern durch medienwirksame Aktionen wie z.B. Banküberfälle, Geiselnahme, Entführung, Mord und Gefängnisausbrüche einen zweifelhaften Ruf in Frankreich und Kanada erarbeitete und während der Haft seine Memoiren schrieb. In "Mordinstinkt", dem ersten Teil dieses Gangsterepos wird gezeigt, wie Mesrine vom Kriegsveteran und Mittelschichtsbürger zum brutalen Verbrecher wird.

Leicht lässt er sich von Kumpel Paul (Gilles Lellouche) zu "Schwarzarbeit" überreden, die weitaus lukrativere Einnahmen versprechen, als ein konventioneller Job. Im Dienste vom Pariser Unterweltboss Guido (kleine Nebenrolle von Altmeister Gérard Depardieu) offenbart sich Mesrine als knallharter Hund, der Unrecht brutal bestraft. Das zeigt sich insbesondere bei einer der gewalttätigsten Szenen im Film, wenn ein arabischstämmiger Zuhälter erst beschimpft, abgestochen und dann halbtot im Erdloch verbuddelt wird. Spätestens hier wird klar, dass Regisseur Richet keine Heldenverehrung oder romantische Gangsterposse präsentiert.

Mesrine ist eher der Anti-Held, der im Verlauf der Films selbst Opfer wird von Gewalt, wenn er im Hochsicherheitsgefängnis von Wärtern gefoltert wird. Dann hat er die Zuschauer wieder auf seiner Seite. Andererseits fällt es schwer mit einer Figur zu leiden, die keine Probleme hat die eigene Frau und Mutter seiner Kinder zu züchtigen. Wut und Fürsorglichkeit, Hass und Loyalität sind Eigenschaften, die wir immer wieder in dem hier über 10 Jahre geschilderten Lebensabschnitt bei Jacques Mesrine wiederfinden. Aber er hat auch eine charmante Seite, die er benutzt um Frauen zu verführen. Und ein gewisses Showtalent mit Hang zur Selbstdarstellung blitzt an mehreren Stellen auf insbesondere dann, wenn es gegen den Staat geht. Die Presse saugt das natürlich begierig auf.

Mit Vincent Cassel hätte Richet keinen besseren finden können, der den Aufstieg des Gangsters und seinen Umgang mit Erfolg und Stolpersteinen regelrecht lebt. Cassel, mit 42 Jahren im selben Alter wie sein Regisseur, ist einer der vielfältigsten und gefragtesten Darsteller Frankreichs, der nicht nur in nationalen (La haine, Irréversible, Dobermann, Die purpurnen Flüsse) sondern auch in internationalen Filmen (Tödliche Versprechen, Elisabeth) beeindruckt hat. Ob schlank oder übergewichtig, ob glückselig oder körperlich geschunden - als Gangster Mesrine zeigt er eine seiner besten Darstellerleistungen überhaupt, die auch mit dem französischen Filmpreis César honoriert wurde.

Ist Cassel zwar der Dreh- und Angelpunkt der Dramaturgie so wurden auch die Nebenrollen mit renommierten französischen und kanadischen Darstellern besetzt. Depardieu (Asterix bei den Olympischen Spielen, Green Card) als Patron, der Mesrine unter seine Fittiche nimmt und so weit es ihm möglich ist vor Ärger und Tod bewahrt, Cécile de France (Haute Tension, In 80 Tagen um die Welt) als Gangsterbraut Jeanne Schneider, die mit konzentrierter Vorgehensweise Casinos mit Pumpgun und Lover ausraubt, Gilles Le Louch (So ist Paris, Die Kammer der toten Kinder) als bester Kumpel Paul, der ihn in die Gangsterwelt einführt und Roy Dupuis (Invasion der Barbaren, Jesus von Montréal), der zum Kumpel von Cassels Mesrine wird und dessen Aktionen in Quebec tatkräftig unterstützt.

"Mordinstinkt" ist ein spannender Thriller, der in seiner Machart in der Tradition früherer französischer und amerikanischer Gangsterfilme steht und mit der 60er-Jahre Optik im Einklang steht. Anfänglichen Spielereien mit der Splitscreen (z.T. die gleiche Szene simultan oder zeitversetzt aus drei Kameraperspektiven) folgt eine zügige Bildersprache, die an den richtigen Stellen Tempo und Dynamik vermittelt ohne in hektische MTV-Schnitt-Schnipseleien zu verfallen. Energische Action (z.B. wenn Mesrine und sein Kumpel andere Häftlinge aus dem Knast holen wollen) findet sich ebenso wie einige harte Gewaltszenen, vorwiegend ist "Mordinstinkt" aber ein starkes Drama, dass vom fulminanten Spiel seines Hauptdarstellers lebt.

Wie die Außenwelt auf Mesrine reagiert wird hier nur in kurzen Sequenzen berichtet. Das soll dann in Teil 2 näher und ausführlicher beleuchtet werden. In Frankreich von der Presse fast durchweg gelobt wollten knapp 2,3 Millionen Zuschauer Teil 1 sehen.

Endlich schafft es einmal wieder ein französischer Genrefilm in die deutschen Kinos. Mit "Public Enemy No.1 - Mordinstinkt" kommt jetzt der erste Teil des zweiteiligen Gangsterepos um den Franzosen Jacques Mesrine. Richets Film ist vielschichtig, spannend und abwechslungsreich gestaltet und keine coole Heldenverehrung sondern mitunter düsteres Genrekino. Die Vorschau auf Teil 2 mit dem Titel "Todestrieb" macht jedenfalls neugierig darauf wie es - in 4 Wochen - weitergeht.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 23.04.2008

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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