Perdita Durango ist ein Film, der da weitermacht, wo Robert Rodriguez' From Dusk Till Dawn nach der ersten Hälfte aufhört (und ja dann bekanntlich ins Vampir-Genre umschlägt). Perdita Durango (verkörpert von Rosie Perez, White Men Can't Jump) und ihr Freund Romeo Dolorosa (Javier Bardem) sind ein ziemlich durchgeknalltes Pärchen (Dobermann läßt grüßen!).
Sie hat gerade ihre eingeäscherte Schwester in alle Winde verstreut; er hat gerade einen Banküberfall hinter sich gebracht in dessen Verlauf er seinen Kumpel regelrecht "überfahren" hat. Auf makabere Art und Weise gelingt es den beiden eine Polizeikontrolle ohne Folgen zu überstehen.
Sein täglich Brot verdient sich Romeo außer mit gelegentlichen Überfällen und sonstigen Raubzügen mit einer blutigen Voodo-artigen Show für sensationsgierige Touristen. Hier tritt auch zum ersten Mal ein Special Agent der DEA in Erscheinung, der Romeo bisher nichts nachweisen konnte und wegen Zuständigkeitsgerangel auch keinen Zugriff erwirken konnte.
Romeos neuen Auftrag verschafft ihm sein Cousin. Romeo soll einen Truck mit ungewöhnlicher Ladung (Foeten zur Kosmetikforschung) übernehmen und nach Las Vegas bringen. Um den Nervenkitzel zu erhöhen kidnappen Perdita und Romeo kurzerhand am Vorabend der Übergabe ein amerikanisches Teenagerpärchen von der Straße weg um sie für seine Show zu mißbrauchen ("Werden Sie uns töten?" - "Nein, viel schlimmer").
Die letzte Show verläuft allerdings nicht wie geplant: Romeos betrogener Komplize taucht mit einigen Gefolgsleuten auf und richtet ein Blutbad an. Überstürzt fliehen Romeo und Perdita mit ihren beiden Geiseln, die Cops immer an ihre Fersen geheftet. Bei der Truckübergabe schließlich schlägt der Special Agent (James Gandolfini; er war der fiese Killer in True Romance, der sich mit Patricia Arquette um Koks geschlagen hat) - voreilig, und ohne Verstärkung abzwarten, mit zwei Kleinstadtbullen, zu.
Doch auch diesmal gelingt es den beiden Outlaws mit ihren Geiseln zu fliehen und außer einem ziemlich lädierten Special Agent einige Leichen hinter sich zu lassen. In der Glitzerstadt Las Vegas kommt es schließlich zum letzten Shoot-Out (Gary Cooper und Burt Lancaster lassen grüßen!) zwischen geprellten Gangstern, verratenen Komplizen und den Cops.
Perdita Durango ist ein dreckiger Film, gänzlich fern des Amerikanischen Traumes, brutal und schonungslos, kombiniert mit einer gehörigen Portion schwarzen Humors. Grotesk, die Szene in der Killer Romeo mit seiner Geisel Duane über Gott, atztekische Vorfahren und den Glaube an Unsterblichkeit philosophiert und sich dann aber an Duanes Freundin vergeht.
Javier Barden spielt die Rolle des Romeo wahrlich mit einer Intensität, die besonders bei den Voodo-Show-Einlagen zum Tragen kommt (Jack Nicholson hat bezüglich des diabolischen Grinsens Konkurrenz bekommen!). Rosie Perez als toughe, coole aber brutale und skrupellose Komplizin steht dem in nichts nach.
Dieser Cocktail aus Gewalt, Sex, Verrat und schwarzem Humor mit einem Western-würdigen klassischen Shoot out (man sehe sich nochmals Gary Coopers Vera Cruz an) besticht aber ebenso durch großartige, bildgewaltige Kameraaufnahmen von der grandiosen Landschaftskulisse Mexicos (Helicopter-Shots) und einem wirklich gelungenen Soundtrack.
Eins lernt man aus diesem Film auf jeden Fall aufs Neue: Überquere nie ohne zu schauen die Straße!
Da beim Fantasy Filmfest '98 der Director's Cut im Original mit französischen Untertiteln gezeigt wurde (angeblich die einzige vollständige Kopie) bleibt abzuwarten, wie verstümmelt die 7 Minuten kürzere Version sein wird, die zur weltweiten Auswertung auf den Kinoleinwänden zu sehen sein wird. Für Freunde von Tarantino-Filmen dürfte es sich aber lohnen, einen Blick zu riskieren...
