Wer glaubt MEMENTO und IRREVERSIBLE seien Vorreiter der umgekehrt chronologischen Erzählweise im Film, der wird hier eines besseren belehrt. Regisseur Lee Chang-dong beginnt nämlich mit dem Ende des Lebens eines Mannes, der hilflos und verzweifelt in ein 20jähriges Jubiläumstreffen platzt, und führt uns durch verschiedene Stationen seines Lebens bis zurück in dessen Armeezeit. Dabei enthüllt der Film immer mehr Schichten eines Mannes der zunächst unsympathisch wirkt, mehr der Antiheld ist, bis hin zu einem Ereignis das prägend für sein gesamtes Leben war. Wir lernen ihn als unwirschen Burschen kennen, der seine Frau schlecht behandelt, sie mit seiner Sekretärin betrügt. Wir erleben ihn verliebt, wie er seiner verlorenen Liebe nachhängt, und wie sein Stolz vieles zerstört.

PEPPERMINT CANDY ist ein schonungsloses Porträt eines Mannes, der tief gefallen ist. Die episodenhaften Sprünge in die Vergangenheit enthüllen dabei mehr und mehr vom Charakter und lassen ihn dabei langsam menschlicher erscheinen. Dabei macht es uns der Regisseur aber nicht leicht und schreckt auch vor harten Szenen nicht zurück, so muss man z.B. mitansehen, wie der Protagonist die des Ehebruchs verdächtige Frau schlägt und er beim Verhör als Polizist einen Verdächtigen foltert. Keine einfache Kost.