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2003
Bilder © Starmax
***** Oldboy
park chan-wook


Wer OLDBOY auf seiner 'to-watch'-Liste hat, der sollte dies nicht länger hinauszögern. Wer bereit ist sich auf einen unbequemen Film fernab der heilen Hollywoodwelt einzulassen, der wird ein intensives Psychogramm serviert bekommen. Der neue Film von Park chan-wook (Sympathy for Mr.Veangence, JSA) lotet wieder gekonnt die düsteren Seiten seiner Protagonisten aus, und zwar so überzeugend, dass selbst die Jury der Cannes-Festspiele unter Vorsitz von Quentin Tarantino nicht umhin kam, OLDBOY mit dem Regiepreis auszuzeichnen. Nicht zuletzt diesem Umstand dürfte es zu verdanken sein, dass der Film auch offiziell einen Bundesstart bekam. Das passiert leider noch zu selten, obwohl es mittlerweile bekannt sein dürfte, dass das derzeitige koreanisches Kino (genauer: Südkorea) hohe Qualität besitzt. Festivals in Düsseldorf und Frankfurt widmen sich mittlerweile ausschliesslich diesem Land und seinen Filmen.

Daesu (Minsik Choi), der Protagonist des Films, Ehemann und Vater einer Tochter, wacht eines Tages in einer komplett möblierten Zelle auf. Fenster gibt es nicht, lediglich das Bild einer Windmühle als Blickfang. Keiner seiner Bewacher redet ein Wort mit ihm, sie schieben ihm lediglich die Mahlzeiten durch einen Schlitz in der Tür. Der Fernseher ist der einzige Halt, der ihn davor bewahrt wahnsinnig zu werden. Durch die Fernsehsendungen versucht er sich geistig fit zu halten. In den Nachrichten erfährt er auch, dass er seine Frau ermordet haben soll. Die Ungewissheit, warum er hier gefangengehalten wird nagt an Daesu. Rachegelüste werden zur Besessenheit. Die Jahre vergehen, die Tage gleichen sich einer dem anderen. Nach 15 Jahren findet er sich plötzlich in Freiheit wieder. Warum, fragt er sich? Wo ist seine Tochter ? Doch der Strippenzieher, der Mann, der ihn all die Jahre weggesperrt hat, meldet sich bald und startet ein perfides Spiel, bei dem Daesu nur wenige Tage Zeit hat wieder Leben in sich aufzunehmen und seinen Rachefeldzug erfolgreich zu gestalten. Mido (Hyejung-gang), eine junge Frau, der er im Sushi-Restaurant begegnet und die ihn bei sich aufnimmt, hilft ihm die Vergangenheit zu ergründen.

OLDBOY ist nicht nur thematisch, sondern auch optisch ein düsterer Film, der im Zusammenspiel mit hervorragenden Soundtrack (mit einigen Klassik-Stücken) und Kameraführung dem Zuschauer einiges abverlangt. Bei dem intensiven Katz-und Mausspiel zwischen Daesu und seinem mysteriösen Kerkermeister knistert es gewaltig im Gebälk. Daesu geht dabei wie einst Michael Douglas in THE GAME und Brad Pitt in SE7EN durch ein Tal der Leiden, die sowohl emotionale als auch körperliche Spuren hinterlassen. Gewalt ist Mittel zum Zweck und keine der handelnden Personen scheut sich davor alle Möglichkeiten auszuschöpfen um das zu bekommen was man will. In einer Folterszene werden auch wieder Erinnerungen wach an den US-Film MARATHON MANN, wenn Laurence Olivier sich am Gebiss von Dustin Hoffman zu schaffen macht. Wenn Ameisen unter der Haut hervorkrabbeln, dann ist das so meisterhaft inszeniert, wie eine Horrorszene aus dem Fundus eines David Cronenberg. Ebenso wie der Protagonist schwebt auch der Zuschauer bis zum Ende und der Auflösung des Films im Ungewissen und daher trifft einen der finale Twist wie ein unerwarteter Schlag in die Magengrube.

DVD (Starmax, NTSC, RC 3)

Das Bild wird im anamorphen Breitformat (2.29:1) präsentiert, ist allerdings nicht perfekt umgesetzt. Es fehlt ein wenig an Schärfe und der eine oder andere Fussel schleicht sich ins Bild.Der Ton liegt in einem sehr dynamischen Dolby 2.0 und in DTS vor. Der Film ist in 24 Kapitel eingeteilt, interessanterweise unter speziellen Überbegriffen (1988 - 2003 - etc.). Verpackt sind die beiden DVDs in seperaten Digipaks, die in einem passend zur Filmstimmung gestalteten Schuber mit rauher Oberfläche stecken. Ende November erschien auch eine 'Ultimate Edition' als 4-disc-Set inklusive Soundtrack-CD in handgefertigter Spezialverpackung. Weitere Veröffentlichungen werden folgen (z.B. die UK-Disc mit untertitelten Audiokommentaren).

Extras: sind alle auf Disc 2 dieser Special Edition. Dabei gibt's den kompletten Soundtrack (Music Channel) unter drei Überbegriffen: Monster, Evergreen und Lover mit insgesamt 10 Tracks. Man kann immer zwischen zwei Videos/Szenenabfolgen wählen über die dann der entsprechende Song gelegt wird. Eine interaktive Sache also. Die Dokumentation ist in fünf Abschnitte gegliedert (z.B. der Casting-Prozess, on the set). Geht etwa 50 Minuten lang. Ein weiteres Extra ist die Promotion-Rubrik mit Trailern und Music-clip. Wie üblich gibt's für die Extras keine englischen Untertitel.

Intensives Psychogramm zweier Konkurrenten mit beeindruckender Bildsprache und tollem Soundtrack. Spannendes, düsteres Kino aus Korea. Nichts für schwache Nerven.

Text © Markus Klingbeil
28.11.2004

Oldboy
(Oldboy)

Südkorea 2003. Farbe. Originalsprache: Koreanisch. Länge: 120 min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 21.11.2003 (ROK) 02.09.2004 (D). Budget: 63 Mio. USD Einspiel: 171.5 Mio. USD (US) 463.5 Mio. USD (weltweit) Regie: Park Chan-wook. Comicvorlage: Nobuaki Minegishi. Story: Garon Tsuchiya. Buch: Lim Joon-hyung. Screenplay: Lim Chun-hyeong, Park Chan-wook, Hwang Jo-yun. Kamera: Chung Chung-hoon. Schnitt: Kim Sang-beom. Musik: Shim Hyun-jung. Darsteller: Choi Min-sik, Yu Ji-tae, Kang Hye-jeong, Ji Dae-han, Oh Dal-su, Kim Byeong-ok, Lee Seung-Shin.

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